„Eine Infrarotstrahlungsheizung stellt eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen dar. Bei richtiger Anwendung ergeben sich sowohl Vorteile beim Energieverbrauch als auch bei den Kosten und der CO2-Bilanz.“ Und: „Eine Infrarotstrahlungsheizung hat also tendenziell einen positiven medizinisch-therapeutischen Effekt“.
So lautete das Fazit einer wissenschaftlichen Studie der Universität Kaiserslautern, die sich eingehend mit dem neuartigen Heizungssystem befasst hat. Das positive Plädoyer für die Heizalternative überrascht und wirft gleichzeitig Fragen danach auf, wie sich ökonomische, ökologische und medizinische Aspekte konkretisieren und näher beziffern lassen. Letztlich interessiert auch die Frage, welche etwaigen Einschränkungen oder Nachteile Nutzer in Kauf nehmen müssen.
Prinzipiell anders
Wer an eine Heizungsanlage denkt, wird diese vermutlich mit einer größeren Anlage mit Heizkessel, Brenner, vielen Kupferrohren, Anzeigen und einigem mehr assoziieren, die nicht selten einen ganzen Raum im Keller einnimmt.
Doch nicht so eine neuartige Alternative, die sich durch eine Reihe von Eigenschaften von herkömmlichen Öl-, oder Gasheizungen erheblich unterscheidet. Die Rede ist von dem Raumsparwunder Infrarotheizung, das zu den Elektroheizungen gehört und neueste Infrarottechnik nutzt.
Grundsätzlich arbeiten Infrarotheizungen mit Wellen, die Wärmestrahlen an die umliegenden Flächen abgeben, statt wie herkömmlich die Luft aufzuheizen. Haben die umliegenden Objekte die Wärme absorbiert, geben sie diese gleichmäßig in den Raum ab.
Bauarttechnisch gesehen handelt es sich bei der Infrarotheizung um ein Wandheizkörper-Element mit Stromanschluss, das grundsätzlich aus vier Schichten besteht:
- einer zentralen Heizschicht, meist aus Karbonfasern oder Karbonfolien,
- einer vorderen Abdeckung, in der Regel aus pulverbeschichtetem Aluminium, Einscheiben-Sicherheitsglas oder einer Natursteinplatte,
- einer Isolationsschicht aus einer nicht brennbaren Dämmplatte und
- einer Rückwand zur Stabilität aus feuerverzinktem und verzinktem, pulverbeschichtetem Stahlblech.
Zum Betrieb ist noch ein separater Thermostatregler erforderlich, der das Plattenheizelement in herkömmlicher Spiegel- oder Bildergröße bedient und regelt.
Kompakt und günstig in der Anschaffung
Von den Nutzern wird der platzsparende Effekt der kompakten Plattenelemente meist als erster Pluspunkt dieser Art des Heizens angeführt. Mit ihrem Gewicht von zehn bis 15 Kilogramm sind die Leichtgewichte an jeder Wand bequem und einfach zu montieren.
Stromanschlüsse sind meist überall im Haus vorhanden, deshalb kann man recht frei einen geeigneten Platz auswählen.
Ein weiterer Pluspunkt von Infrarotheizungen ist der günstige Komplettpreis, der sich meist im dreistelligen Bereich bewegt. So müssen je nach Modell und Leistung für eine Infrarotheizung lediglich zwischen 300 und 1200 Euro veranschlagt werden.
Die Kosten für die Installation sind marginal, da keine Rohre oder Leitungen verlegt werden müssen. Zwar kann im Einzelfall eine Anpassung der Stromleitungen an die Infrarotheizung notwendig sein, die Kosten sind im Vergleich zur Verlegung von Leitungen bei konventionellen Heizsystemen aber nahezu vernachlässigbar.
Energieverbrauch und -bilanz
Die Leistungsaufnahme von Infrarotheizungen bewegt sich üblicherweise im dreistelligen Wattbereich und ist je nach Raumgröße und Dämmungsgrad anzupassen.
Für eine Wärmebedarfsberechnung muss jeder zu beheizende Raum individuell kalkuliert werden. Da kommen bei einem Haus mit sieben zu beheizenden Zimmer schnell mehr als 4.000 Kilowattstunden zusammen.
So werden die hohen Betriebskosten als größter Nachteil von Infrarotheizungen angeführt, da die Strompreise höher als die Preise für Gas, Öl oder Pellets sind.
Allerdings wird im Vergleich zu konventionellen Heizsystemen ein höherer Prozentsatz der Energie zum Heizen tatsächlich in elektrische Wärmestrahlung umgewandelt. Hier steht eine durchschnittliche effektive Energieausnutzung von rund 86 Prozent den maximal 80 Prozent von Ölheizungen gegenüber.
Vor dem Hintergrund des vergleichsweise niedrigen Energieaufwands aufgrund direkter Einstrahlung gehen Experten von einem bis zu fünfzigprozentigen Energieeinsparpotenzial gegenüber konventionellen Heizsystemen aus. Die extrem kurze Vorwärmphase und geringe Nachheizzeit tragen positiv zu der Bilanz bei.
Zudem entfallen Schornsteinfeger- und sonstige Wartungskosten, wenn die Heizung einmal montiert wurde und in Betrieb ist. Zusammenfassend erweist sich eine Infrarotheizung als ideale Alternative, einzelne Räume bedarfsgerecht zu heizen.
Je höher der durch Dämmmaßnahmen erzielte Energiestandard ausfällt, als umso wirtschaftlicher erweist sich die Infrarotheizung. Gerade dann schlagen die niedrigen Anschaffungskosten und bedarfsabhängigen laufenden Kosten gegenüber konventionellen Systemen positiv zu Buche.
Bei energetisch nur unzureichend sanierten Altbauten dagegen schlagen die Kosten schnell aus dem Ruder, wenn dauerhaft per Infrarotheizung beheizt werden soll.
Ökobilanz
Besonders positiv fällt die Umweltbilanz aus, wenn eine Infrarotheizung mit „grünem“ Strom aus einer Photovoltaikanlage oder aus Kraft-Wärme-Kopplung wie bei einem Mini-Blockheizkraftwerk betrieben wird.
Wird die Infrarotheizung mit rein regenerativ erzeugtem elektrischen Strom betrieben, ist sie einer Experteneinschätzung zufolge eine der nachhaltigsten Heizungen überhaupt. Da die Kosten für regenerativen Haushaltsstrom mittlerweile mit konventionellen Angeboten vergleichbar sind, gibt es keinen ökonomischen Hinderungsgrund, den „grünen“ Strom dem klassischen Strom-Mix vorzuziehen.
Zwar liegt der Preis für eine Kilowattstunde Strom um mehr als das Dreifache höher als etwa der Preis für eine Kilowattstunde Gas. Dennoch hat die eingangs zitierte Studie nachgewiesen, dass eine Strahlungsheizung wie Infrarot selbst einer modernen Gasheizung im Energieverbrauch fast um das Zweieinhalbfache überlegen ist.
Gesundheitliche Aspekte
Großer Vorteil der Infrarottechnik ist die unmittelbare Wärme nach Einschalten des Geräts. Die Infrarotwärme ist innerhalb von Sekunden spürbar, während zugleich die Raumluft per Konvektion aufgeheizt wird.
Dabei entsteht keine schädliche Luftzirkulation, die nicht nur lästige Staubverwirbelungen verursacht, sondern auch einem gesunden Raumklima abträglich ist. Gerade für Asthmatiker und Allergiker ist das Heizen mittels Infrarotwärme bestens vor dem Hintergrund geeignet, dass Schimmelbildungen durch diese Art zu heizen vorgebeugt wird.
Durch das direkte Eindringen der Wärme ins Mauerwerk erfolgt über die Kapillarwirkung eine großflächige Austrocknung des Wand- und Deckenmaterials, die dem Schimmel seine Lebensgrundlage entzieht: Die Sporen vertrocknen.
Hinzu kommt, dass durch eine gleichmäßige Wärmediffusion – die Strahlen werden gleichmäßig auf die Flächen und anschließend an die Umgebung getragen – im Gegensatz zur Konvektionswärme herkömmlicher Öl- oder Gasheizungen kalte Füße der Vergangenheit angehören. Bei konventionellen Heizsystemen dagegen ist in Herbst und Winter die Erkältungsgefahr höher, da die Warmluft aufsteigt, sich abkühlt und anschließend als Kaltluft den Bodenbereich ausfüllt.
Eine Erkältungsgefahr wird auch dadurch abgemildert, dass die Infrarotstrahlen tiefer in die Haut eindringen als Konvektionswärme und die gefühlte Umgebungstemperatur höher ist.