Lexikon

Abendland

Okzident
ursprünglich die westliche Welt, von Italien aus gesehen; später allgemein der europäische Kulturkreis. Der heutige Begriffsinhalt entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Die abendländische Kultureinheit entstand auf der Grundlage der Verbindung von Christentum und antikem Erbe und ihrer Aufnahme und Weiterentwicklung durch die westeuropäischen Völker. Bestimmend für die „Geburt des Abendlands“ wurde der bewusste Gegensatz zur östlichen Welt (Orient), der bis zu den Perserkriegen im 5. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Wichtigste Voraussetzung für ein Zusammengehörigkeitsgefühl des Abendlands war die Teilung des Römischen Reichs, die Spaltung der Kirche in eine abendländisch-lateinische und eine morgenländisch-griechische und der Anspruch der römischen Päpste und der fränkischen Könige, Erben des Römischen Reichs zu sein. Die Kreuzzüge, der Einbruch des Islams in Europa und die Eroberung von Byzanz durch die Türken (1453) machten die geistige Einheit am stärksten bewusst. Seit dem Untergang von Byzanz fehlte jedoch der ursprüngliche Gegensatz zum „Abendland“. Gleichzeitig mit dem Aufkommen der modernen Nationalstaaten trat stattdessen der Begriff „Europa“ in den Vordergrund.
Seit der Aufklärung wurde der Gedanke des Abendlands neu belebt. Der Geschichtsphilosophie Herders, Hegels und der Romantik galt das Abendland als die höchste Stufe der Menschheitsentwicklung. Die Kulturkreislehren im 20. Jahrhundert lehnten diese Auffassung jedoch ab: Bei O. Spengler u. A. J. Toynbee ist das Abendland nur eine der zahlreichen Hochkulturen, dazu im Verfallszustand der Spätzeit. Gegen diese Anschauung wird geltend gemacht, dass die abendländische Kultur in den außereuropäischen Erdteilen von der Renaissance an bis heute eine Ausstrahlungskraft hatte und hat wie keine andere Hochkultur. In diesem Sinn spricht man von einem „Welt-Abendland“ (A. Weber).
Der modernen Geschichtsphilosophie gelten als Grundideen der abendländischen Kultur Freiheit und Selbstverantwortung des Menschen, Humanität und Bindung an das Recht als Richtschnur für soziales Verhalten und die Autonomie des wissenschaftlichen Denkens und die Beherrschung der Natur durch Erforschung ihrer Gesetze. Europa (Geschichte).
Skyline, Hochhäuser, Dubai
Wissenschaft

Neue Hochhäuser –leicht, biegsam und gut zu recyceln

Wie können Architekten und Bauingenieure mehr Wohnraum mit weniger Material für die wachsende Weltbevölkerung schaffen? Ein groß angelegtes Forschungsprojekt der Universität Stuttgart entwickelt innovative Lösungen. von ROLAND BISCHOFF Bei klarer Sicht ist die Spitze des Kolosses schon aus 100 Kilometer Entfernung zu sehen. Burj...

Bronzezeit, Attila
Wissenschaft

Ein Hügel für Attila?

Um den 30 Meter hohen Schlossberg von Udine ranken sich Legenden. Natürlich entstanden oder von Menschen gemacht, das war die Frage. Bis vor Kurzem. von KLAUS-DIETER LINSMEIER Als Attila im Jahr 452 den Norden Italiens heimsuchte, ließ er die Stadt Aquileia niederbrennen. Damit der als „Geißel Gottes“ gefürchtete Hunnenkönig den...

Weitere Lexikon Artikel

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Großes Wörterbuch der deutschen Sprache

Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon