Lexikon
Iran
Schah-Regime und islamische Revolution
1921 unternahm Riza Schah Pahlewi einen Staatsstreich. Er setzte 1925 den letzten Kadscharen Ahmed ab und ließ sich zum Schah ausrufen. 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen das Land, und der mit Deutschland sympathisierende Schah musste zurücktreten. Nachfolger wurde sein Sohn Mohammed Riza Pahlewi. Die steigenden Öleinnahmen nutzte der Schah zu Rüstungskäufen und zu einer überstürzten Industrialisierung, die die sozialen Spannungen verschärfte. Widerstand gegen die „Verwestlichung“ erhob sich besonders bei den gläubigen Schiiten. Seit 1978 kam es zu Unruhen, die zum Sturz der Monarchie führten und den Schah 1979 zum Verlassen des Landes zwangen.
Der Schiitenführer Ayatollah Ruhollah Chomeini proklamierte am 1. 4. 1979 die Islamische Republik Iran und errichtete eine theokratische Herrschaft. Zu einem schweren Konflikt mit den USA kam es dadurch, dass 1979–1981 das Personal der US-Botschaft in Geiselhaft gehalten wurde. 1980 brach durch einen irakischen Angriff der Golfkrieg aus, der 1988 durch einen Waffenstillstand beendet wurde.
1989 starb Chomeini. Die religiöse Führerschaft übernahm Ali Chamenei. Staatspräsident wurde Ali Akbar Haschemi Rafsandschani. 1997 wählte die Bevölkerung den als gemäßigt geltenden Mohammed Chatami zu seinem Nachfolger (Wiederwahl 2001). Die an ihn geküpften Hoffnungen auf eine Liberalisierung erfüllten sich jedoch nicht. Die Präsidentschaftswahlen 2005 gewann der religiös-orthodoxe Teheraner Bürgermeister Mahmud Ahmadinedschad. In der Außenpolitik verschlechterten sich die Beziehungen zu den USA und zur EU durch das umstrittene iranische Atomprogramm. Wegen dieses Programms verhängte der UN-Sicherheitsrat im Dezember 2006 Sanktionen gegen Iran. 2007 wies Iran als einziges Land eine Resolution der UN-Vollversammlung zurück, die das Leugnen des Holocaust verurteilte. Im Vorfeld der Parlamentswahlen 2008 wurden - wie schon bei früheren Wahlen - zahlreiche reformorientierte Kandidaten vom Urnengang ausgeschlossen. Das Lager der Konservativen, gespalten in Anhänger Ahmadinedschads und Pragmatiker, ging aus diesen Wahlen gestärkt hervor. Nach den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 wurde Amtsinhaber Ahmadinedschad von der Wahlbehörde zum Sieger erklärt. Die unterlegenen Gegenkandidaten, u. a. M. H. Mussawi, äußerten den Verdacht der Wahlmanipulation. Es kam zu massiven Protestkundgebungen der Opposition gegen das offizielle Wahlergebnis. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Teheran wurden mehrere Menschen getötet. Am 9. 6. 2010 verhängte der UN-Sicherheitsrat wegen des iranischen Atomprogramms erneut Sanktionen. 2011 war von einem Machtkampf innerhalb der Regierung geprägt. Am 17. 4. 2011 entließ Präsident Ahmadinedschad den als Vertrauten von Revolutionsführer Chamenei geltenden Geheimdienstminister Heydar Moslehi. Chamenei erklärte Moslehis Entlassung aber für nichtig, was Ahmadinedschad schließlich akzeptierte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) legte am 8. 11. 2011 einen Bericht vor, in dem auf »glaubwürdige Informationen« über eine iranische Nuklearwaffenentwicklung hingewiesen wurde. Nachdem London und Washington im Zusammenhang mit dem Atomstreit weitere Sanktionen verhängt hatten, die Finanz- und Ölgeschäfte mit Iran verboten, stürmten Demonstranten am 29. 11. 2011 die britische Botschaft in Teheran und plünderten das Gebäude. Großbritannien reagierte mit dem Abzug des gesamten Botschaftspersonals und wies seinerseits alle iranischen Diplomaten aus. Am 1. 1. 2012 traten verschärfte US-Sanktionen gegen Iran in Kraft. Bei den Parlamentswahlen am 2. 3./4. 5 2012 siegte das Chamenei nahestehende Lager. Im syrischen Bürgerkrieg wurde Iran zur wichtigsten Stütze des Assad-Regimes. Der als gemäßigt geltende Kandidat Hassan Rohani setzte sich bei den Präsidentschaftswahlen im Juni 2013 überraschend klar gegen fünf konservative Mitbewerber durch.
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