Lexikon
Jura: Malm (Oberjura/Weißer Jura)
Vor 160–140 Mio. Jahren: Der Malm
160–140 Mio.
Neue Meeresgebiete öffnen sich auf der Südhemisphäre. Ein Meerestrog erfasst auch den Golf von Mexiko.
In Süddeutschland und im Alpenraum, in Westeuropa (Südfrankreich bis Portugal) und auf den Britischen Inseln bilden sich mächtige Kalksedimente.
Die zu den Rotalgen zählenden Solenoporaceen treten in warmen Meeren in so großen Mengen auf, dass sie mit ihren kalkigen Zellwand-Einlagerungen maßgeblich an der Riffbildung beteiligt sind.
Scyphomedusen, jene Nesseltiere, zu denen alle heute lebenden Quallen zählen, sind in den Meeren weit verbreitet. Sie bleiben – aufgrund der speziellen Sedimentationsbedingungen in einzelnen Gebieten des Jurameeres – z.T. auch fossil in Abdrücken erhalten.
Die Knochenfische (Teleostei) entwickeln sich zu den so genannten modernen Fischen weiter.
In Europa, Afrika und Asien sind fliegende Reptilien mit Spannweiten um 1 m verbreitet. Sie gehören zur Unterordnung Rhamphorhynchoidea der Ordnung Pterosauria. Gegen Ende dieser Zeit werden sie von den größeren Vertretern der Unterordnung Pterodactyloidea derselben Ordnung abgelöst.
Zahlreiche Eidechsenarten (Unterordnung Lacertilia) entwickeln sich. Es sind die ersten Vertreter dieser Reptilienunterordnung. Gegenüber den frühen insektenfressenden Echsen haben sie einen verbesserten Gehörsinn, der die Jagd auf Beutetiere erleichtert.
Dutzende kleiner bis riesengroßer Pflanzen fressender Dinosaurier sind weltweit verbreitet, darunter so bekannte Giganten wie Diplodocus (26 m) und Apatosaurus (früher Brontosaurus, 21 m). Zu den kleineren, bis 2 m langen Gattungen zählen u.a. die Hypsilophodontiden und die Iguanodonten.
In Europa weit verbreitet sind die Plesiosaurier, eine Ordnung gedrungener, kurzschwänziger meeresbewohnender Reptilien, die eine Körperlänge von bis zu 14 m erreichen.
Die Blütezeit in der Entwicklung der Fleisch fressenden Dinosaurier beginnt. Die räuberischen Tiere gehören alle der Unterordnung Theropoda an und gliedern sich in die kleineren Coelurosaurier und die gewaltigen Carnosaurier.
In Deutschland und Frankreich sind Compsognathus-Arten zu Hause, kleine wendige Saurierechsen (Coelurosauria), die als Fleischfresser leben.
Die Entwicklung der frühen Säugetiere zeigt entscheidende Fortschritte. Neu sind die maus- bis bibergroßen Multituberculata, die als Pflanzenfresser leben. Erstmals sind auch die primitiven Allesfresser Docodenta und die den Spitzmäusen ähnlichen Symmetrodonta vertreten.
160–125 Mio.
Das Auseinanderdriften der Gondwana-Kontinente führt zum Ausströmen gewaltiger Lavamassen. Vor allem auf der südlichen Halbkugel entstehen dadurch riesige Plateau- oder Deckenbasalte, die zum Teil eine Mächtigkeit von bis zu 2000 m erreichen.
160–97 Mio.
In Südamerika erstreckt sich die zu dieser Zeit größte Wüste der Welt, die Botucatu-Wüste. In derselben Zeit entstehen auch in anderen Gebieten der Erde Wüsten.
Phosphoritlager entwickeln sich im Nordwesten Europas. Sie bilden sich aus gelösten Tiefseemineralien, die mit aufquellendem Tiefenwasser in die Höhe befördert worden sind.
In Asien und Norddeutschland kommt es als Folge der weltweiten Erwärmung zur Bildung von Steinsalz und Anhydrit.
Tintinniden, kalkige Foraminiferen mit becherförmigen Gehäusen, sind häufig vertreten und werden zu wichtigen Leitfossilien dieses Zeitraums, insbesondere im Bereich des »Urmittelmeers«, der Tethys.
In den Meeren ist die Kopffüßerordnung Ancyloceratida weit verbreitet. Sie gehört zur Unterklasse Ammonoidea.
Um 157 Mio.
Zahlreiche Seesterne, Schlangensterne und Dekapoden sowie andere Bewohner des Flachmeeresbodens werden im Schweizer Kanton Solothurn im Verlauf eines heftigen Sturmes durch aufgewirbelte feine Meeressedimente verschüttet. Sie bleiben hervorragend fossil erhalten.
154–145 Mio.
In Südfrankreich, westlich von Lyon, fossilisieren zahlreiche Pflanzen, Fische und Reptilien in den so genannten Cerin-Schichten. Diese sauerstoffarmen verfestigten Kalkschlämme bieten gute Konservierungsmöglichkeiten.
Von Montana bis New Mexico, v.a. in Colorado, versteinern in rund 100 m mächtigen Süßwassersedimenten Tausende von Reptilienknochen und z.T. auch komplette Skelette, darunter Dinosaurier von gigantischen Ausmaßen. Die Ablagerungen sind als Morrison Formation bekannt.
In den Plattenkalken von Solnhofen, feinkörnigen Meeressedimenten in Niederbayern, fossilisieren in oft perfekter Erhaltung auch der Weichteile Tausende von Meerestieren, Insekten, Reptilien und Pflanzen.
In Guimarota bei Leiria (Portugal) versteinern in einem bedeutenden Fossilvorkommen zahlreiche Amphibien, Reptilien und vor allem Säugetiere der Ordnung Docodonta, Multituberculata und Eupantotheria.
Auch im entfernten Tansania fossilisieren in Tendaguru-Schichten Hunderte von Dinosauriern verschiedener Gattungen, darunter Brachiosaurus Allosaurus und Ceratosaurus.
Um 150 Mio.
Madagaskar beginnt sich von Afrika zu trennen. Die von einem Flachmeer bedeckte madagassische Erdscholle driftet dabei nach Osten. Gleichzeitig lagern sich hier für den Jura charakteristische Kalksedimentfolgen ab.
Im Gebiet von Indien liegen die Temperaturen des oberflächennahen Meerwassers bei 18 bis 19 °C. Im Gebiet von Nevada kommt es in einer letzten Phase der kimmerischen Gebirgsbildung, der so genannten Nevada-Faltung, zur Entstehung von Faltengebirgen.
Die ersten Vögel (Aves) erscheinen in der Form von Urvögeln (Archaeopteryx). Mehrere Exemplare bleiben fossil sehr gut in den Plattenkalken von Solnhofen erhalten. Sie besitzen erstmals in der Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere Federn; um 140 Jahrmillionen sterben sie wieder aus.
Zu den geologisch jüngeren Fischsauriern gehört der in den Meeren Westeuropas lebende Nannopterygius antheciodon. In den offenen Meeren ist ein Plesiosaurus, Cryptocleidus oxoniensis, weit verbreitet.
Die Schnecken-Unterklasse der Lungenschnecken (Pulmonata) entwickelt sich. Damit sind die Schnecken befähigt, nunmehr auch das feste Land zu besiedeln.
145–140 Mio.
Das Meer zieht sich vielerorts vom Festland zurück (Regression).
Um 140 Mio.
Die Kopffüßer-Ordnung Phragmoteuthida stirbt aus.
Die Säugetierordnung Morganucodonta, die an der Wende Trias/Jura weltweit verbreitet war, erlischt.
Zahlreiche Dinosauria-Gattungen und -Familien sterben aus, darunter die gigantischen Pflanzen fressenden Brachiosauridae und Dilodocidae.
Die Unterordnung Rhamphorhynchoidea der Flugsauria (Ptreosauria) stirbt aus.
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