Lexikon
polnische Musik
Während aus der Zeit bis zum 15. Jahrhundert nur geistliche Musik und folkloristisches Singen nachgewiesen werden kann, gewann die das polnische Musikleben beherrschende Krakauer Musikkultur in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts an Bedeutung. Im 16. Jahrhundert fand die niederländische Kontrapunktik in Polen ihren Niederschlag, die italienische Polyphonie vor allem im Schaffen von Mikołaj Zieleński, der 1611 in Venedig 121 Werke religiöser Musik veröffentlichte. Elemente der Volksmusik kamen vor allem in den Werken Mikołaj Gomółkas zum Ausdruck, wie überhaupt polnische Tänze europäische Verbreitung im 16. Jahrhundert fanden.
Die wichtigsten Vertreter der Barockmusik waren in Polen M. Mielczewski, B. Pękiel und G. Gorczycki; als bedeutendster Komponist von Instrumentalmusik wurde A. Jarzębski bekannt.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde auch die italienische Oper in Polen eingeführt. Sie dehnte unter den Herrschern des 18. Jahrhunderts ihren Einfluss auf das Musikleben Polens aus. Als Schöpfer der polnischen Nationaloper gelten M. Kamieński, dessen Oper „Nędza uszczęśliwiona“ („Not im Unglück“) 1778 die erste in polnischer Sprache war, und J. Stefani.
Aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen die ersten Sinfonien (J. Wański, F. Ścigalski). Die Polonaise, sehr früh auch in Schweden belegt, wurde in Polen von J. Kozłowski und M. K. Ogiński entwickelt, also vor F. Chopin, wie überhaupt eine reiche Klavier- und Hausmusikpflege entstand. In der klassisch-romantischen Epoche wurde Warschau zum Musikzentrum. 1815 wurde ein Musikverein, die Hauptmusikschule 1816 gegründet. Als Komponisten sind besonders zu nennen: J. X. Elsner, der Lehrer Chopins, Fürst A. H. Radziwiłł, K. Kurpiński, I. F. Dobrzyński und S. Moniuszko, der Vertreter der polnischen Nationaloper.
Der bekannteste und genialste Komponist und Pianist Polens wurde F. Chopin. Daneben machten sich um die polnische Musik verdient: H. Wieniawski, W. Żeleński, Z. Noskowski. Zahlreiche Klaviervirtuosen, z. T. Schüler von T. Leschetitzky, so I. Paderewski, R. Koczalski, I. Friedman, A. Rubinstein, die Cembalistin W. Landowska sowie die Komponisten-Gruppe „Junges Polen“ (Ende 19. Jahrhundert: M. Karłowicz, F. Nowowiejski, G. Fitelberg; vor allem aber K. Szymanowski), trugen den Ruf der Musikalität des polnischen Volks in die Welt und ergänzten so, was zuvor, besonders aber seit dem Wirken von Chopin, die polnische Volksmusik mit ihren Tänzen Krakowiak, Kujawiak, Oberek, Mazurka, Polonaise geleistet hatte. Im 20. Jahrhundert nehmen die polnischen Komponisten an allen Strömungen der neuen Musik teil, wenn auch zwischen 1945 und 1955 einige aus kulturpolitischen Gründen ins Exil gingen. Zu nennen sind T. Szeligowski, A. Tansman, R. Palester, B. Szabelski, G. Bacewicz, A. Panufnik. Mit dem Musikfestival „Warschauer Herbst“ (seit 1956) ist die moderne, besonders serielle und elektronische Musik Polens international anerkannt. Bedeutende Vertreter sind: T. Baird, H. M. Górecki, W. Lutosławski, K. Meyer, K. Penderecki, K. Serocki. Musiker der gegenwärtigen Generation sind Eugeniusz Knapik (* 1951), Pawel Szymanski (* 1954), Hanna Kulenty (* 1961) oder Pawel Mykietyn (* 1971).
Für den polnischen Pop-Rock-Bereich ist besonders Kazik Staszewski (* 1963) mit der Band Kult zu nennen, die sozialkritische Texte mit einer Mischung aus Punkrock und Folk verbindet. Aktuell haben z. B. die Band Myslovitz und die Sängerin Kayah auch international Erfolg.
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