Lexikon
Prager Frühling
die unter A. Dubček 1968 eingeleiteten Reformen in der ČSSR, die durch die Intervention der Streitkräfte der Warschauer-Pakt-Mächte am 20./21. 8. 1968 beendet wurden.
Prager Frühling: Niederschlagung
Prager Frühling: Niederschlagung
Brennende Barrikaden und russische Panzer besiegeln das Ende des Prager Frühling.
© Corbis/Bettmann/UPI
Im Januar 1968 gelangte nach innenpolitischen Unruhen mit Billigung der UdSSR A. Dubček an die Spitze der tschechoslowakischen KP. Der neue Parteichef propagierte im April 1968 das Aktionsprogramm „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, das auf die Trennung von Staat und Partei sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen zielte, jedoch nicht auf eine Konfrontation mit der UdSSR ausgerichtet war. Das Programm löste in der tschechoslowakischen Öffentlichkeit eine Reformeuphorie aus, die sich schnell verselbständigte.
Da die UdSSR und die mit ihr im Warschauer Pakt verbündeten Staaten (mit Ausnahme von Rumänien) ein Übergreifen der Reformen auf ihre Länder befürchteten, versuchten sie durch massive politische Einflussnahme, die Prager Führung von ihrem Kurs abzubringen. Nachdem diese Bemühungen ergebnislos verlaufen waren, intervenierten aus einem Manöver heraus Truppenverbände der UdSSR und vier weiterer Staaten des Warschauer Paktes am 20./21. 8. 1968 militärisch und beendeten den Prager Frühling. Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR beteiligten sich nicht an der Intervention, wurden aber in der DDR in Bereitschaft gehalten. Die Intervention forderte 94 Todesopfer. Das in die UdSSR verschleppte Politbüro der tschechoslowakischen KP musste die Rücknahme der Reformen im „Moskauer Protokoll“ vom 26. 8. 1968 zusichern. Die maßgebenden Reformpolitiker wurden in der Folgezeit entmachtet und teilweise auch inhaftiert. 1969 übernahm G. Husák als Nachfolger Dubčeks die Führung der KP. Dieser wurde 1970 aus der Partei ausgeschlossen.
Heftige Kritik in einigen westlichen kommunistischen Parteien an der Niederschlagung des Prager Frühlings war Ausgangspunkt für die Entstehung des Eurokommunismus. Die Reformbestrebungen in der ČSSR ließen sich aber nicht mehr vollständig unterdrücken und erneuerten sich später mit der Bürgerrechtsbewegung Charta 77.
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