Lexikon
Schnittke
Alfred, eigentlich Alfred Garrijewitsch Šnitke, russisch-deutscher Komponist, * 24. 11. 1934 Engels bei Saratow, ehemalige Wolgadeutsche Republik, † 3. 8. 1998 Hamburg; lehrte in Moskau, Wien und Berlin; erhielt 1990 auch die deutsche Staatsbürgerschaft; einer der führenden Vertreter der russischen Avantgarde mit pluralistischen Techniken („Polystilistik“); vor allem bekannt als Filmkomponist; ferner Opern („Gesualdo“ 1995; „Historia von D. Johann Fausten“ 1991–1994), Ballette („Peer Gynt“ nach Henrik Ibsen 1986), Orchesterwerke (Sinfonien), Chor- und Kammermusik.
- Erscheinungsjahr: 1995
- Veröffentlicht: Russland
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Gesualdo
- Genre: Oper
Der süditalienische Aristokrat Don Carlo Gesualdo, von 1586 bis 1613 Fürst von Venosa, der seine Frau und deren Geliebten sowie eines seiner Kinder aus Eifersucht umbrachte und dann an der Seite seiner zweiten, kunstsinnigen Frau als Komponist hochexpressiver fünfstimmiger Madrigale von kühner Harmonik hervortrat, ist der Titelheld der Oper von Alfred Schnittke, die am 26. Mai in Wien uraufgeführt wird. Der Komponist wolgadeutsch-russisch-jüdischer Herkunft hat nach dem Urteil der Kritik die Möglichkeiten der Vorlage kaum genutzt und ein blasses, monotones und auch in der Instrumentierung klischeehaftes Werk geschaffen. Seine Musik verleihe den Figuren weder einen durchgängigen Charakter, noch gelinge es ihm, deren momentane Stimmung zu erfassen. Auch sein Umgang mit dem musikhistorischen Material – die Oper ist von zwei fünfstimmigen madrigalesken Sätzen gerahmt – sei reiz- und witzlos.
- Erscheinungsjahr: 1995
- Veröffentlicht: Russland
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Historia von D. Johann Fausten
- Genre: Oper
Nicht Goethes Stück, sondern das Faust-Volksbuch aus dem 16. Jahrhundert lieferte die Grundlage für Alfred Schnittkes Oper »Historia von D. Johann Fausten«, die am 22. Juni in Hamburg uraufgeführt wird. In seinem alle Schranken des Glaubens überschreitenden Streben nach Wissen schließt Faust einen Pakt mit dem Teufel, der in der Oper in zweierlei Gestalt, als Mephistophiles (Männer-Sopran) und Mephistophila (Frauen-Alt), auftritt. Der Zerrissenheit der Titelfigur versucht der Komponist mit einer bruchstückhaften Partitur gerecht zu werden, die im Sinne seiner Theorie der »Polystilistik« ausgreift in die Musikgeschichte. Anklänge an Bach, Wagner, Mahler und Schostakowitsch wie auch synthetisch-rockiger Sound sind zu einer schwermütigen, gelegentlich fast dürftig kargen Musiksprache zusammengefügt. Kernstück ist Schnittkes Faust-Kantate von 1983, die zur Gänze in den dritten Akt eingearbeitet ist. Manche Kritiker bemängeln, dass kaum mehr als ein Flickenteppich herausgekommen sei, der mit Musical-Reminiszenzen und tonalen Akkordketten auf der einen sowie schreienden Clustern und extremen Intervallen auf der anderen Seite die unterschiedlichsten Bedürfnisse zu befriedigen suche.
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