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Martin Luther King: Der Mann mit dem Traum

Heute vor 50 Jahren starb ein großer Bürgerrechtler: Martin Luther King machte sich friedlich und wortgewaltig gegen die Rassentrennung in den USA stark – und setzte für sein Land schließlich das Ende der Segregation durch. Als er am 4. April 1968 von einem weißen Rassisten erschossen wird, erschüttert das ganz Amerika. Bis heute wird der Friedensnobelpreisträger als nationaler Held verehrt. Doch was ist von seinem berühmten Traum geblieben?
DAL, 04.04.2018

Martin Luther King während einer Pressekonferenz (1964)

Marion S. Trikosko

Der Junge, der viele Jahre später die berühmte "I have a dream"-Rede halten soll, wird am 15. Januar 1929 unter dem Vornamen Michael geboren. Doch bei diesem gewöhnlichen Namen bleibt es nicht. Als hätte der Vater gewusst, was aus seinem Sohn einmal werden wird, benennt er ihn während einer Europareise um: in Martin Luther. Der Pfarrer einer evangelischen Gemeinde ehrt damit den Anstifter der Reformation im 16. Jahrhundert – einen großen Prediger, der etwas verändern wollte und der der Welt ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen hat. Genauso wie sein Namensvetter mit dem Nachnamen King.

Was für den Martin Luther der Reformation Missstände in der Kirche wie der Ablasshandel waren, ist für Martin Luther King ein Missstand in der Gesellschaft: der Rassismus. Die Rassentrennung ist zu Lebzeiten Kings noch ein großes Thema in den USA. Die afroamerikanische Bevölkerung wird ausgegrenzt und hat kaum Rechte. Schwarze Menschen müssen gesonderte Schulen besuchen, dürfen nicht dieselben Parkbänke oder Aufzüge nutzen und nicht in denselben Restaurants essen wie die weißen Amerikaner.

Die Frau, die nicht aufstehen will

Martin Luther King bekommt diese Segregation schon als kleiner Junge schmerzlich zu spüren. Er, der mit der dunklen Haut, darf nach der Grundschule plötzlich keinen Kontakt zu seinem langjährigen weißen Freund mehr haben. Dieses Erlebnis bewegt ihn früh dazu, sich für die Rechte seiner Landsleute einzusetzen. Bereits im Kindesalter hält er Vorträge und tritt in der Gemeinde seines Vaters als Hilfsprediger auf. Später studiert er Soziologie und Theologie und beschäftigt sich mit der Lehre des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi.

Nach dem Studium heiratet er und beginnt 1954, als Pfarrer in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama zu arbeiten. Nur ein Jahr später passiert dort etwas, das nicht nur das Leben von King, sondern das der gesamten amerikanischen Nation und besonders das der afroamerikanischen Bürger verändern soll: Eine Frau namens Rosa Parks weigert sich, ihren Platz im Bus für einen Weißen freizumachen.

Rosa Parks mit King (1955)

U.S. Information Agency / Public Domain

Der Protest beginnt

Wie viele andere Dinge des Lebens auch geschieht Busfahren damals strikt nach Rassen getrennt: vorne dürfen nur weiße Menschen sitzen, hinten nur schwarze. Eine spezielle Regelung gibt es für den mittleren Teil: Den dürfen schwarze Fahrgäste zwar benutzen. Sobald auch nur ein Weißer einen Platz in einer Reihe haben will, müssen sämtliche dort sitzende Afroamerikaner diese Reihe jedoch räumen – damit die Trennung aufrechterhalten bleibt.

Zu einer solchen Situation kommt es am 1. Dezember 1955. Doch die 42 Jahre alte Näherin Rosa Parks steht trotz des geltenden Gebots nicht auf. Als Folge wird sie verhaftet. Dieser Vorfall wirkt wie eine Initialzündung. Die afroamerikanischen Bürger Montgomerys tun sich zusammen und starten eine Welle des Protests. Der zu diesem Zeitpunkt noch relativ unbekannte Baptistenprediger Martin Luther King ist ganz vorne mit dabei.

Ein Boykott und seine Folgen

Gemeinsam mit seinem engen Vertrauten, dem Geistlichen Ralph Abernathy, organisiert er einen Boykott. Jeder Bürger mit dunkler Hautfarbe soll sich von nun an nur noch zu Fuß, mit dem Taxi oder per privater Fahrgemeinschaft auf den Weg zur Arbeit machen, auf keinen Fall aber mit dem Bus. Ein Aufruf, der von Erfolg gekrönt ist: Gewissermaßen über Nacht verlieren die öffentlichen Verkehrsbetriebe der Stadt sämtliche afroamerikanischen Fahrgäste – und zwar nicht nur für ein paar Tage, sondern über ein Jahr lang.

Die betroffenen Transportunternehmen stehen schon kurz vor dem wirtschaftlichen Ruin. Dann jedoch fällt der Oberste Gerichtshof ein entscheidendes Urteil: Die Rassentrennung in den öffentlichen Einrichtungen Montgomerys wird aufgehoben. Für King kann das nur der Anfang sein. "Freiheit lässt sich nur durch ständigen Widerstand erreichen, durch ständiges Aufstehen gegen das System des Bösen. In den Bussen von Montgomery gibt es keine Rassentrennung mehr. Aber glaubt nicht, ihr könnt jetzt deswegen eure Hände in den Schoß legen", verkündet er.

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