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Pudding mit der Gabel essen – Wie virale Trends entstehen

Was in Karlsruhe mit einem Flyer begann, hat sich mittlerweile in der gesamten deutschsprachigen Region ausgebreitet: das sogenannte „Pudding-mit-der-Gabel“-Treffen. Der Name ist Programm. Junge Leute verabreden sich, um gemeinsam Pudding zu essen – allerdings mit einer Gabel statt mit einem Löffel. Meist wird von zehn heruntergezählt und auf die Verpackung geklopft, bevor alle gleichzeitig den ersten Bissen nehmen. Doch wie entstehen solche Trends?
CMA, 13.10.2025
Vier junge Erwachsene bein Puddingessen mit Gabeln

© KI-generiert (Copilot)

Das Pudding-mit-der-Gabel-Treffen reiht sich in eine Vielzahl von Internettrends der letzten beiden Jahrzehnte  ein. In den frühen 2010er Jahren war der Harlem Shake populär, bei dem Tausende von Menschen auf öffentlichen Plätzen zu dem Hip-Hop-Song tanzten. Und auch Challenges wie die Ice-Bucket-Challenge, bei der sich Menschen für einen guten Zweck Eiswasser über den Kopf schütteten, gibt es immer wieder. 2016 wiederum gingen viele junge Leute raus, um Pokémons zu fangen.

Die Logik des Viralen

Im Kern sind die Mechanismen dieser viralen Phänomene immer gleich. Ein einfaches, leicht reproduzierbares Konzept dient als Hook, also als Einstiegspunkt. Das können unterschiedliche Dinge sein, aber es hilft, wenn der Hook entweder visuell auffällig, provokant oder überraschend ist. So funktionieren beispielsweise Memes mit übertriebenen Gesichtsausdrücken. Ebenso effektiv sind provokante Fragen, die zum Mitdenken oder Diskutieren anregen. Sie wecken Neugier und fördern die Beteiligung, da jeder eine Meinung dazu hat.

Ein Beispiel ist die legendäre Frage: „Ist das Kleid blau-schwarz oder weiß-gold?” Dies bezog sich auf ein Foto eines Kleides, das je nach Wahrnehmung des Betrachters unterschiedlich gefärbt erschien. Solche internet-Trends und Debatten verbinden Millionen Menschen und zeigen den starken Wunsch, Teil einer gemeinsamen Sache zu sein. Beim Pudding-mit-Gabel-Treffen sorgt die Absurdität des Ganzen für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff. Wir fragen uns: Warum ausgerechnet mit einer Gabel?

Symbolbild Bandwagon-Effekt
Das Motto des Bandwagon-Effekts ist “Wenn so viele mitmachen, kann es ja nicht falsch sein.”

© Nosyrevy, iStock

Warum wir tun, was alle tun

Sobald ein Trend erste Aufmerksamkeit erlangt, spielt soziale Bestätigung eine entscheidende Rolle für seine weitere Verbreitung. Zu sehen, wie andere sich mit diesen Inhalten beschäftigen, bestätigt deren Relevanz und fördert die weitere Beteiligung. Dieses Phänomen nutzt die menschliche Neigung, sich dem Verhalten anderer anzupassen, bekannt als „Mitläufereffekt“, auch „Bandwagon-Effekt“ genannt. Der Effekt ist besonders stark auf Social Media, wo wir prominent mitbekommen, wie sich andere verhalten und was gerade trendet.

Entscheidend ist beim Pudding-mit-der-Gabel-Treffen, dass es eine junge Generation anspricht, die schon einige Krisen hinter sich gebracht hat. "Die Menschen, die jetzt um die 20 sind, sind auch die, die stark von der Pandemie und den Lockdowns betroffen waren. Sie haben prägende Zeiten verpasst und viele haben jetzt das Bedürfnis, analog Kontakte zu knüpfen", sagt Medienwissenschaftler Christian Möller gegenüber dem NDR.

Kurze Aufmerksamkeit, große Wirkung

Allerdings ist die Lebensdauer vieler Trends begrenzt. Eine Studie zeigte kürzlich, dass virale Posts in den sozialen Medien meist nur kurzfristig hohe Aufmerksamkeit erzeugen, bevor sie wieder verschwinden. Auch die Pudding-mit-Gabel-Treffen werden vermurlich nicht lange anhalten: „Das ist vorbei, sobald das Wetter wieder schlechter wird", vermutet Möller. Genau das ist typisch für Internettrends: Sie sind flüchtig, intensiv und werden sofort vom nächsten großen Ding abgelöst.

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