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Rechtschreibreform: Katastrofe - auf keinen Fall!
wissen.de: Die Rechtschreibreform ist jetzt 15 Jahre alt. Es hagelte damals Proteste. Die Stimmung war mies. Hans Zehetmair, Vorsitzender des Rechtschreibrates und ehemaliger bayerischer Kultusminister, wollte vor sechs Jahren den "Rechtschreibfrieden" wiederherstellen. Wo ist ihm das gelungen?
Zu guter Letzt auf sehr breiter Front! Auf so breiter, dass er für die gerade begonnene zweite Amtsperiode vom Rechtschreibrat einstimmig als Vorsitzender wiedergewählt wurde. Und in der Öffentlichkeit hat man offensichtlich auch Frieden mit der Reform geschlossen. Dabei hätte man in der Anfangszeit des Rates, also 2005, tatsächlich von kriegsähnlichen Zuständen sprechen können. Das gilt sowohl für die verschiedenen Parteien im Rat – mit den Vertretern der unterschiedlichen Institutionen und der sechs verschiedenen Länder –, die sich erbittert bekämpft haben, als auch für die gegnerischen "Fraktionen" außerhalb wie der FAZ, die 2000 zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt ist. Solche Positionen stellen aber heute eine absolute Minderheit dar.
wissen.de: Diskussionen zur Rechtschreibung gab es schon vor 1996. Zehetmair sagte etwa,"es wäre eine Katastrophe, wenn es zu Katastrofe käme". Welche Katastrophe meinte er?
Die Kultusminister waren ziemlich entsetzt über manche Ergebnisse. So sollten zahlreiche im Schriftbild vertraute Wörter nicht mehr in der fremdsprachlichen Schreibung geschrieben, sondern eingedeutscht werden, so zum Beispiel Apoteke, Rytmus, Restorant oder Alfabet – und eben auch Katastrofe. Das war gerade für Zehetmair, ehemals auch Lehrer für Griechisch und Latein, wohl die absolute Katastrophe.