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So wird der Garten fit für den Klimawandel

Die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben auch vor Privatgärten keinen Halt gemacht. Gerade während Hitzewellen sind gelbe Rasenflächen, hängende Blätter und vertrocknete Beete kein seltener Anblick. Doch das muss nicht sein. Ein paar kleine Veränderungen können das heimische Grün bereits fitter für den Klimawandel machen und sogar dabei helfen, die Temperaturen im Garten etwas herunterzukühlen.
AMA, 28.07.2023
Englische Gartenanlaage mit Goldregen

© Alan_Lagadu, GettyImages

Ein eigener kleiner Garten ist nicht nur etwas fürs Auge und für laue Sommerabende, sondern kann auch dabei helfen, heiße Temperaturen zu überstehen. Denn die Bäume und Sträucher spenden Schatten und erzeugen durch ihre Verdunstung gleichzeitig weitere Kühlung. Und am besten geht das, wenn das angepflanzte Grün resilient gegen den Klimawandel ist und selbst mit starker Trockenheit und Hitze gut klarkommt. Drei Tipps für einen klimawandel-fitten Garten.

Goldregenblüte
In voller Blüte: Der Goldregen bildet im Mai und Juni unzählige Schmetterlingsblüten aus.

© Norbert Kühn

Tipp 1: Trocken- und hitzeresistente Pflanzen auswählen

Wer seinen Garten fit für die Hitzewellen der nächsten Jahre machen will, sollte vor allem auf Bäume und Sträucher setzen, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum oder noch südlicheren Regionen stammen. Sie sind heiße Temperaturen und trockene Böden gewöhnt und haben verschiedene Anpassungen daran entwickelt. Pflanzenforscher Norbert Kühn von der TU Berlin empfiehlt zum Beispiel die Felsenbirne, die Manna-Esche, die Elsbeere oder den Goldregen. Auch die meisten Obstbäume seien relativ hitzetolerant. Wer etwas Kleineres sucht, dürfte wiederum im Bereich von Hopfenbuche, Burgen-Ahorn und italienischem Ahorn fündig werden.

Beim Kauf von Stauden sollte man ebenfalls darauf achten, dass sie für Hitze und Trockenheit geeignet sind. Das ist zum Beispiel bei Pflanzen der Fall, die ursprünglich aus mediterranen Gegenden, der Prärie oder der Steppe kommen. In Gärtnereien tragen sie häufig das Label „Trockene Freifläche“. Manche klimaresistenten Stauden lassen sich aber auch ohne Label auf den ersten Blick als solche erkennen. „Stauden, die grau sind, also eine stark behaarte Oberfläche besitzen, sind meist auch besonders hitzetolerant. Das gleiche gilt für Pflanzen mit ätherischen Ölen wie Lavendel, Oregano, Salbei, Thymian, die meist auch eine sehr tiefe Wurzel haben“, erklärt Kühn.

Blühende Kugeldisteln
Die Kugeldistel mit ihren blauen Blütenkugeln gehört zu den trockenheitsverträglichen Pflanzen.

© Norbert Kühn

Tipp 2: Regenwasser freien Lauf lassen

Neben der Auswahl geeigneter Pflanzen ist es auch sinnvoll, ihnen möglichst viel Raum zu geben. „Man sollte den Boden so wenig wie möglich versiegeln, sodass man viel Fläche hat, wo Wasser versickern kann, und der natürliche Wasserkreislauf gewährleistet ist. Asphalt sollte man ganz meiden und Plattenbeläge für Terrasse und Wege muss man nicht unbedingt verfugen“, rät Norbert Kühn.

Diese Maßnahmen sind auch im Falle von immer häufiger auftretendem Starkregen nützlich. Das Wasser staut sich dann nicht im Garten, sondern kann versickern. Um das Regenwasser dabei zusätzlich zu unterstützen, ist es laut Kühn sinnvoll, die obere Bodenschicht mit Kompost oder Mulch aufzulockern. Auf diese Weise kann das Regenwasser selbst in harte, ausgetrocknete Böden eindringen und den Pflanzenwurzeln Feuchtigkeit spenden.

Wenn es der Garten hergibt, empfiehlt Kühn außerdem das Anlegen einer sogenannten Retentionsfläche, also einer Mulde mit besonders durchlässigem Boden, die reichlich Wasser aufnehmen kann. Um einen geeigneten Ort für diese Fläche zu finden, kann man einfach beim nächsten starken Schauer beobachten, wohin das Wasser fließt und dort dann die Mulde anlegen. Auf Retentionsflächen kann man auch feuchtigkeitstolerante Stauden pflanzen, und hat so gleichzeitig ein schönes Beet.

Forschungsvorhaben Versickerungsmulden in Rummelsburg
Dieses Beet ist Teil eines Forschungsprojekts zu Versickerungsmulden in der Stadt, die dabei helfen sollen, den Wechsel von Trockenheit und kurzzeitiger Überflutung abzupuffern.

©  Norbert Kühn

Tipp 3: Wiese statt Rasen anlegen

Zuletzt noch ein Tipp, der dem ein oder anderen Hobbygärtner schwerfallen könnte. Um einen Garten wirklich fit für den Klimawandel zu machen, empfiehlt es sich, die Anzahl der Rasenflächen zu reduzieren. Denn sie müssen intensiv bewässert werden und das ist angesichts zunehmender Trockenheit nicht wirklich nachhaltig. Kühn zufolge sollte man sich genau überlegen, wie viel Rasen man tatsächlich braucht und aktiv nutzt. Auf Flächen, die man sowieso nicht betritt, auf denen kein Fußball gespielt wird und die auch nicht zum Sonnenbaden gedacht sind, könnte man den Rasen dann zur Wiese umfunktionieren.

Entsprechende Saatmischungen gibt es zum Beispiel im Internet. Auf der Wiese wachsen auch Pflanzen, die man sonst als Unkraut verteufeln würde, zum Beispiel Löwenzahn. Ebenso sprießen Margeriten, Mohn und Kornblumen. Neben neuen Farbklecksen im Garten hat die Wiese auch noch andere Vorteile. Zum Beispiel bietet sie Lebensraum für verschiedene Tiere und Nahrung für Bestäuber.

„Die Wiese ist auch viel pflegeleichter, weil man sie nur zwei- bis dreimal im Jahr mähen und nur im ersten oder zweiten Jahr gießen muss. Ich wässere meine Wiesen gar nicht und da macht es auch nichts, wenn die Wiese mal ein bisschen strohig aussieht. Das gehört dazu und dann kommen auch die trockenheitsverträglichen Arten besser zum Vorschein“, erklärt Kühn. Alternativ bietet es sich auch an, eine große blühende Wiese anzulegen und diese dann mit Rasenwegen zu durchschneiden.

Wildblumen auf einer Wiese
Herkömmlicher Zierrasen ist angesichts zunehmender Trockenheit nicht nachhaltig. Wiesen sind deutlich resilienter.

©  miriam-doerr, GettyImages

Klimafitter Balkon

Ein paar von Kühns Tipps könnten auch für diejenigen interessant sein, die zwar keinen eigenen Garten besitzen, dafür aber einen Balkon. Ihnen empfiehlt der Pflanzenforscher zunächst, den Balkon möglichst üppig zu bepflanzen. Dann kann man selbst im Kleinen von den kühlenden Effekten profitieren, die das Grün mit sich bringt. Geeignete Pflanzen sind zum Beispiel Lavendel, Rosmarin und Gewürzsalbei. Sie sind hitze- und trockenverträglich und außerdem für Insekten interessant.

Quelle: Norbert Kühn, TU Berlin

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