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Tropische Mücken in Europa: Diese Krankheiten bringen sie mit

Bald ist es wieder so weit: Erst zischen sie uns um die Ohren und dann stechen sie – meist unbemerkt – zu. Mücken sind jedoch nicht nur lästig. Sie können auch Krankheiten übertragen – früher vor allem in tropischen Gebieten, heute auch in Deutschland. Doch welche Krankheiten genau tragen die blutsaugenden Insekten in sich? Was sind die Symptome? Und wie kann ich mich vor Mückenkrankheiten schützen?
SSC, 11.06.2025
Stechmückenplage

© Kwangmoozaa, iStock

Brzz, brzz…Patsch! Leider zu spät, die Mücke hat sich schon eine Blutspeise einverleibt und jucken tut es auch. Zu verübeln ist es ihr eigentlich nicht, denn Mückenweibchen benötigen ein bestimmtes Eiweiß aus unserem Blut, um nach der Befruchtung ihre Eier bilden zu können. Doch für uns kann dieses „Eiweißsammeln“ schnell gefährlich werden, denn mit ihrem Stich können die Blutsauger zahlreiche Krankheiten übertragen.

Mücken als Krankheitsboten

Mücken sind sogenannte „Vektoren“. Sie übertragen Krankheitserreger wie Viren und Bakterien von einem Wirt zum anderen, ohne selbst an ihnen zu erkranken. Nehmen Mückenweibchen ihre Blutmahlzeit bei jemandem ein, der mit solchen Krankheitserregern infiziert ist, und stechen uns anschließend, geben sie die Erreger an uns weiter.

In unseren Breitengraden kam das bislang nur selten vor, da die gefährlichsten Mückenarten tropische Temperaturen bevorzugen und daher nicht in unserem gemäßigten Klima überleben konnten. Doch nun, da die Temperaturen durch den Klimawandel steigen, zieht es immer mehr tropische Mücken nach Deutschland und in andere europäische Staaten.

„Infektionskrankheiten, die früher nur in den Tropen auftauchten, können inzwischen auch bei einem Urlaub am Mittelmeer oder sogar in Deutschland übertragen werden“, erklärt Clarissa Prazeres da Costa von der Technischen Universität München. „Beispiele sind das Dengue-Fieber, das West-Nil-Virus oder die Leishmaniose. Bei Fieber nach einer Reise muss man immer auch an diese Erkrankungen denken.“ Doch wie erkenne ich, welche Krankheit ich mir eingefangen habe?

Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)
Die berüchtigte Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist längst auch in Teilen West- und Mitteleuropas aufgetaucht.

© Anest / iStock 

Dengue-Fieber am weitesten verbreitet

Die weltweit am häufigsten vorkommende durch Mücken übertragene Krankheit ist das Dengue-Fieber. Jährlich erkranken etwa 390 Millionen Menschen an der viralen Infektionskrankheit. Normalerweise tritt sie vor allem in Südostasien, Süd- und Mittelamerika, Australien und Teilen Afrikas auf. In Europa kam es jedoch bereits auf Madeira, in Kroatien, Frankreich und Spanien zu vereinzelten Dengue-Infektionen. Diese gingen jeweils auf das Konto der  Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus), die mittlerweile auch in Südeuropa stark verbreitet ist und ihr Siedlungsgebiet weiter ausdehnt.

An Dengue-Fieber Erkrankte bekommen plötzlich hohes Fieber, haben starke Kopf-, Muskel-, Knochen- und Gliederschmerzen und oft einen roten Hautausschlag. Nach ein paar Tagen erholen sich Betroffene meistens – die Krankheit kann jedoch auch mit schweren Komplikationen einhergehen oder sogar zum Tod führen.

Behandelbar ist Dengue-Fieber zwar nicht, aber es gibt einen Impfstoff, der vor einer erneuten Infektion schützen kann. Er wird in Europa jedoch vor allem Reisenden empfohlen, die bereits einmal an Dengue-Fieber erkrankt waren, denn bei einer zweiten Infektion ist das Risiko für einen schweren Verlauf im Vergleich zu einer Erstinfektion etwa um das Neunfache erhöht.

Von Chikungunya- bis West-Nil-Virus

Die Asiatische Tigermücke und andere Mücken der Gattung Aedes können aber noch viele weitere Viren übertragen, darunter das Chikungunya-Virus. Eine Infektion ähnelt dem Dengue-Fieber: Erkrankte bekommen Fieber, Hautausschlag, aber auch Magen-Darm-Beschwerden. Die Symptome klingen in der Regel nach ein bis zwei Wochen von allein wieder ab. Es gibt weder eine Therapie noch eine Impfung, aber wer einmal am Chikungunyafieber erkrankt war, ist lebenslang vor einer erneuten Infektion geschützt, und Todesfälle gibt es selten.

Aedesmücken können außerdem das West-Nil-Virus übertragen. Nur 20 Prozent aller Infizierten entwickeln jedoch Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und geschwollene Lymphknoten. In seltenen Fällen kann das Virus eine Enzephalitis – eine Entzündung des Gehirns – oder eine Meningitis – eine Entzündung der Hirnhäute – auslösen und so mitunter auch zum Tod führen.

Mückenlarven an der Wasseroberfläche
Mückenlarven an der Wasseroberfläche. Schon kleinste Wasserflächen dienen als Brutplätze, daher sollten Behälter wie Regentonnen, Gießkannen oder Topfuntersetzer wenn möglich abgedeckt werden.

© kitthanes, iStock

Mücken als Parasitentaxi

Auch Schmetterlingsmücken können als Vektor Krankheiten auf den Menschen übertragen: Sie geben jedoch keine Viren weiter, sondern Parasiten, die die sogenannte Leishmaniose hervorrufen. Besonders Hunde in Spanien, Italien und Griechenland sind von Infektionen mit den Parasiten betroffen, aber auch Menschen können erkranken.

Bei Menschen, die an Leishmaniose erkranken, zeigt sich die Infektion meist auf der Haut: Sie schwillt an der Einstichstelle an und es bildet sich ein Geschwür. Meist heilen die Geschwüre von selbst wieder ab, hinterlassen dabei jedoch Narben. An den offenen Hautstellen können weitere Erreger eindringen und zu Infektionen führen. In Deutschland kann Leishmaniose mit dem Medikament Miltefosin behandelt werden.

Ebenfalls per Parasit übertragen wird die Krankheit Malaria – und zwar durch die Anopheles-Mücke. Sie ist die häufigste Tropenkrankheit und äußert sich in Form von immer wiederkehrendem hohem Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen sowie starken Kopf- und Gliederschmerzen. Malaria sollte schnellstmöglich mit Medikamenten behandelt werden. In Deutschland steigt die Zahl der Malaria-Fälle zwar, aber Forschende schätzen das Risiko für eine Epidemie als gering ein.

Wie können wir uns vor Mückenkrankheiten schützen?

Mückenweibchen legen ihre Eier am liebsten in stehenden oder sehr langsam fließenden Gewässern ab. Dafür reicht meist schon eine kleine Pfütze in einem längst vergessenen Blumentopf. Um den Blutsaugern – und so auch den von ihnen übertragenen Krankheiten – entgegenzuwirken, sollten solche Wasseransammlungen also am besten gar nicht erst entstehen. „Wenn sich offenes Wasser nicht vermeiden lässt, sollten Sie zumindest mit einem Tropfen Spülmittel die Wasseroberfläche benetzen“, erklärt Da Costa. „So lässt sich verhindern, dass die Larven der Mücken hier Halt finden.“

Befinden sich Mückenlarven bereits in der Regentonne oder dem Pool, können sie mit einem feinen Netz herausgefangen oder mit speziellen Tabletten abgetötet werden. Ebenso hilft es, die Wasseroberfläche mit einer Folie oder Holz abzudecken. Dann können die Larven an der Oberfläche keine Luft mehr bekommen und ersticken.

Um sich selbst vor Mückenstichen zu schützen, helfen Mückensprays zum Aufsprühen auf die Haut und ein Mückennetz über dem Bett. Ist eine Reise geplant, kann man sich außerdem in Apotheken, beim Hausarzt, bei Reisemedizinern oder bei Gesundheitsämtern über für das Reiseziel empfohlene Impfungen und anderweitige Vorsichtsmaßnahmen informieren.

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