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Unsichtbare Gefahr für die Umwelt: Mikroplastik in Kosmetik

Ob Peeling, Rasierschaum oder Duschgel: In Pflegeprodukten verstecken sich oft winzige Partikel aus Kunststoff. Viele Hersteller verwenden die Plastikteilchen, weil sich damit unter anderem die Haut besser reinigen lassen soll. Doch für die Umwelt werden die kleinen Partikel zum großen Problem. Wir erklären, warum Mikroplastik in Kosmetik schädlich ist – und welche Alternativen es gibt.
DAL, 08.04.2016

Mikroplastik bezeichnet Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Oftmals sind die Teilchen so winzig, dass sie für das menschliche Auge kaum noch sichtbar sind. Sie entstehen zum einen, wenn größere Kunststoffabfälle wie Plastiktüten im Laufe der Zeit zerfallen. Doch Mikroplastik wird auch industriell hergestellt. Es findet dann Verwendung in zahlreichen Haushaltsprodukten – und versteckt sich unter anderem in Kosmetika.

In vielen Pflegeprodukten verstecken sich winzige Kunststoffpartikel.

thinkstock.com, monticelllo

Aus Duschgel und Co in die Umwelt

Für Kosmetikhersteller sind die kleinen Plastikteilchen äußerst praktisch. Sie sind nicht nur kostengünstig, sondern auch vielseitig einsetzbar: In Peelings und Zahnpasta wirkt Mikroplastik als Schleifmittel, das Beläge und abgestorbene Hautschüppchen entfernt. Duschgels macht es milchig, in Cremes dient es als Bindemittel und in Puder, Rouge und Lippenstift als leichter Füllstoff. In Haarfestigern ist der Kunststoff die Zutat, der die Haare in Form hält. Und Kinderprodukte lassen die Plastikkügelchen glitzern oder machen sie schön bunt.

Rund 500 Tonnen solcher Kunststoffpartikel setzt die deutsche Kosmetikindustrie laut einer Studie des Umweltbundesamtes jährlich ein. Das Problem an der Sache: Mikroplastik schadet der Umwelt. Und dorthin gerät es über Badewanne, Dusche oder Waschbecken zwangsläufig. Denn in der Regel ist Mikroplastik zu klein für die Filter unserer Kläranlagen. Es gelangt deshalb mit dem Abwasser in Flüsse, Seen und Meere – und mit dem Klärschlamm auch auf die Felder und in die Luft. In der Umwelt kann der Kunststoff Hunderte von Jahren überdauern.

Weltweit verschmutzen unfassbare Mengen an kleinsten Plastikpartikeln die Gewässer und Uferzonen.
Gefahr für Meerestiere und Vögel

Insbesondere in Gewässern ist das ein großes Problem. Schon heute schwimmen dort unfassbare Mengen an kleinsten Plastikpartikeln. Allein der Rhein schwemmt im Durchschnitt täglich eine Fracht von 191 Millionen Plastikteilchen in Richtung Nordsee, wie Wissenschaftler herausfanden. In den Ozeanen der Erde treiben insgesamt bereits geschätzte fünf Billionen Tonnen Kunststoffpartikel und jedes Jahr kommen acht Millionen Tonnen hinzu.

Im Wasser wirken die kleinen Plastikteilchen wie Magnete auf schädliche Umweltgifte und werden auch von Tieren gefressen. Wissenschaftler haben Mikroplastik bereits in Seehunden, Fischen und Muscheln nachgewiesen. Die Folgen können für die Tiere fatal sein: Studien belegen, dass die Partikel die Magenwand von Fischen durchdringen können und dadurch Entzündungen verursachen. Im schlimmsten Fall verstopfen sie ihren Magen und führen zum Tod. Auch an Miesmuscheln haben Forscher beobachtet, dass sich Mikroplastik in deren Gewebe einlagert und Entzündungen auslöst.

Mikroplastik auf dem Teller

Über die Nahrungskette gelangt das Plastik aus dem Wasser oder der Luft sogar auf unseren Teller. Zum Beispiel versteckt im leckeren Fischfilet findet es den Weg in unseren Körper. Im vergangenen Jahr haben Forscher zudem erstmals Mikroplastik in Salz nachgewiesen. Die Proben aus chinesischem Meersalz enthielten bis zu knapp 700 Plastikpartikel pro Kilogramm.

Auch in Honig, Mineralwasser und Bier fanden Lebensmitteltester die winzigen Partikel bereits. Wie sich das Plastik auf unsere Gesundheit auswirkt, ist noch unklar. Die Untersuchungen an Tieren machen jedoch deutlich, dass Mikroplastik durchaus gesundheitliche Schäden verursachen kann.

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