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Achtung Klischee: Süße Prinzessinnen und starke Helden
Eigentlich wissen wir es längst besser: Vieles von dem, was jahrhundertelang als typisch weiblich oder typisch männlich galt, ist längst überholt. Wir leben schließlich in einer Zeit, in der auch Frauen Führungspositionen besetzen und Männer als Krankenpfleger oder Kindergärtner arbeiten – wenn auch immer noch zu selten. Und trotzdem scheint in der Kindermode und beim Spielzeug das Rollenklischee so lebendig wie selten zuvor – paradox.
Klischee per T-Shirt
Ein besonders krasses Beispiels sorgte erst vor kurzem für einen Shitstorm: Ein Versandhaus hatte ein Mädchen-T-Shirt mit dem Aufdruck angeboten: „In Mathe bin ich Deko“. Die klare Botschaft dahinter: Mädchen müssen kein Mathe können und brauchen sich auch gar nicht darum zu bemühen. Es gibt Menschen, die solche Sprüche witzig finden, so dachte anscheinend der Hersteller. Doch er hatte sich getäuscht. Nach einem Proteststurm in den sozialen Netzwerken hat das Versandhaus das kritisierte T-Shirt inzwischen aus dem Sortiment genommen.
Aber unzählige, nicht weniger klischeehafte Aufdrucke sind nach wie vor gang und gebe, wie Forscher der TU Berlin zu ihrer eigenen Überraschung feststellten. Geschlechterstereotype Rollenbilder fanden sie bei allen untersuchten Marken in allen Preissegmenten. Demnach sind die Leitmotive bei Mädchen-Shirts Themen wie Märchen und Träume, Unschuld und Naivität, Schönheit und Selbstbewusstsein. Kein Wunder, dass sich auf den Aufdrucken dann Begriffe häufen wie „little“, „sweet“, „happy“, „cute“, „lovely“ oder „Love“, „Girl“, „Star“, „Princess“.
Bei Jungen sieht das anders aus: Sport, Wettkampf, Teamgeist sind hier die Leitmotive, ebenso wie Abenteuer, Natur, Reisen sowie Superhelden und Superkräfte oder Rebellion und Grenzüberschreitungen. Bei Jungs-T-Shirts dominieren daher Begriffe wie „crazy“, „cool“, „wild“, „strong“ oder „Life“, „Team“, „King“, „Rebel“.