Die Eigentümerquoten sind in Europa – zumindest, wenn Länder wie Kroatien oder Litauen betrachtet werden – phänomenal. Mehr als 90 Prozent der Bürger wohnen in den eigenen vier Wänden. Deutschland ist mit rund der Hälfte ein Schlusslicht, hat in den letzten Jahren aber Boden gut gemacht. Dass Haushalte vermehrt vom Eigenheim träumen, dafür sind niedrige Bauzinsen die Ursache. Wer an den Hausbau denkt, steht vor einigen schwierigen Entscheidungen. Auf Jahrzehnte wegweisend ist die Entscheidung zur Baufinanzierung. Banken haben im Mai 2018 – basierend auf den Zahlen der Bundesbank – 3,8 Milliarden Euro an Wohnungsbaukrediten ausgegeben. Baukredite sind aber nur eine Seite der Medaille.
Planungen, wie das Haus letztlich aussehen soll, gehören nicht minder weit nach oben auf die Agenda. Hierzu gehört, sich mit den verschiedenen Baumaterialien zu beschäftigen. Beton galt lange als das Baumaterial der Zukunft. Universell einsetzbar, mit Metall äußerst belastbar kombiniert, konnte berechtigterweise von einem vielseitigen Baumaterial ausgegangen werden. Inzwischen kommen aber eine längst abgeschriebene Materialien zurück – allen voran Holz. Es wurde erkannt, wie praktisch sich die Eigenschaften traditioneller Baustoffe einsetzen lassen.
Beton - die Basis für ein stabiles Haus
Beobachtern begegnet auf Baustellen immer wieder ein Baustoff – Beton. Hierbei handelt es sich um ein Mehrkomponenten-System aus Zuschlagstoffen und Bindemitteln. Zement, der mit Wasser angerührt wird, wirkt wie Kleber zwischen dem Gesteinsanteil im Beton. Obwohl auf den ersten Blick ein sehr moderner Baustoff, beginnt die Entwicklung des Betons bereits in der Antike. Karthago und Rom haben das Baumaterial benutzt. Besonders berühmt sind am römischen Beton dessen Eigenschaften in Verbindung mit Wasser.
Die hohe Druckfestigkeit des altertümlichen Betons ist aber nur eine Eigenschaft, auf welche es bei modernen Bauvorhaben ankommt. Heute braucht es Baustoffe, die auch höheren Zugbelastungen gewachsen sind. Beim Beton wird dies durch einen Trick erreicht – das Kombinieren des Betons mit einem Stahlgeflecht. Stahlbeton ist besonders haltbar gegenüber der Witterung und mechanischen Ansprüchen. Je nach Aufgabenstellung kann Beton (in unterschiedlicher Ausführung) in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden.
Beton beim Bau von Ein-/Doppel- und Mehrfamilienhäusern:
- Gründungen (wie Bodenplatte)
- Keller
- Decken und Stützen.
Reine „Betonhäuser“ sind in diesem Segment eher selten. Meist wird auf die Betongründung ein Fertighaus oder ein Massivhaus aufgesetzt. Letztere werden heute unter anderem aus:
- Ziegeln
- Kalksandstein
- Poren-/Gasbeton
- Blähton
errichtet. Im Hochbau kommt Beton häufig für den gewerblichen Hoch-/Gebäudebau in Frage, wenn es um die Errichtung einer Skelett-Tragkonstruktion geht. Hier wird Beton in der Regel vor Ort in die entsprechende Form gegossen.
Holz - ein Baustoff in der Renaissance
Der wahrscheinlich traditionsreichste Baustoff – welcher auch heute noch zum Einsatz kommt – ist Holz. Damit baut der Mensch bereits seit Jahrtausenden. Holz als Baustoff zu verwenden ist aber immer auch Ausdruck der Verfügbarkeit gewesen. Was Holz zum Bauen so geeignet macht, ist zum einen die Tatsache, dass es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt.
Auf der anderen Seite ist Holz ein Baustoff mit einigen besonderen Eigenschaften. So hat Holz eine hohe Zugfestigkeit bei gleichzeitig hoher Leichtigkeit. Allgemein wird Holz heute auf dem Bau immer noch für die Grundkonstruktion von Dächern (Dachstuhl) sowie die Lattung als Grundlage der Dacheindeckung verwendet. Ein weiterer Aspekt – der für die Verwendung des Baustoffs spricht – ist die klimaregulierende Wirkung.
Holz hat die Eigenschaft (solange es nicht mit Lacken oder ähnlichen Substanzen versiegelt wird), Feuchtigkeit aufzunehmen. Hierbei kann es sich auch im Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft handeln. Damit verhindert das Holz einen sehr starken Anstieg der Luftfeuchte im Raum und die daraus resultierende Schimmelgefahr. Holz wird heute unter anderem als:
- Wand- und Deckenvertäfelung
- Schindeln
- Fassadenbretter
eingesetzt. Holz als Baustoff kann aber noch mehr. Seit einigen Jahren wird es zunehmend als tragender Baustoff (auch in der Wärmedämmung) wiederentdeckt.
Holzhäuser - eine alte Tradition in neuem Licht
Holzhäuser sind mit dem Aufkommen mineralischer Baustoffe, die industriell verarbeitet werden, aus der Mode gekommen. Bis zum Aufkommen der Massivbauweise waren Holzhäuser bzw. mit aufgesetzter Holzkonstruktion auf einem Fundament sehr verbreitet. Inzwischen entdecken immer mehr Bauherren, dass sich Holz hervorragend als Baustoff verwenden lässt. Holzhäuser liegen seit einigen Jahren wieder voll im Trend. Diese Veränderung vollzieht sich nicht immer deutlich sichtbar – eben durch die Tatsache, dass auch im Massivhausbau auf Holz für die Fassade gesetzt wird. Deutlich tritt Holz als Baustoff spätestens dann zutage, wenn im Blockhausstil gebaut wird.
Wer sich als Bauherr für diese Art des Bauens entscheidet, muss natürlich einige der Besonderheiten im Auge behalten, welche der Baustoff mitbringt. Hierzu gehört die Tatsache des Brandschutzes. Ansichten, die Holz eine höhere Brandgefährdung zuschreiben, sind in der Praxis nur bedingt haltbar. Ein Grund: Der Inkohlungsprozess schütze das Kernholz. Massivhäuser, die beispielsweise mit Styropor gedämmt werden, können deutlich schneller ein Opfer der Flammen werden. Trotzdem: Beim Bau eines Holzhauses muss das Thema Brandschutz – wie bei allen anderen Haustypen – auf die Agenda. Wer als Bauherr alles richtig macht, darf sich über ein angenehmes Wohnklima und eine Optik freuen, die im Alltag durch ihre Natürlichkeit besticht. Zudem haben Holzhäuser auch in Sachen Umweltschutz die Nase vorn.
Holz: Beim Fertighaus wichtiger Baustoff
Holz spielt nicht nur beim gleichnamigen Haus eine wichtige Rolle. Holz ist auch beim Bau eines Fertighauses nicht mehr wegzudenken. Hier wird der Baustoff eingesetzt, um die Unterkonstruktion der einzelnen Module zu fertigen. Darüber hinaus spielt Holz inzwischen auch als Dämmmaterial eine wichtige Rolle. Styropor hat in den letzten Jahren einen erheblichen Imageverlust durch die Tatsache hinnehmen müssen, dass es wie ein Brandbeschleuniger wirken kann. Holz lässt sich als Alternative einsetzen – etwa als Klemmfilz oder lose Holzfaser, welche in Hohlräume im Gebäude eingeblasen werden.
Was hat sich bei Baustoffen noch verändert?
Beton auf dem Bau ist ein vertrautes Material. Und auch Holz ist nicht ungewöhnlich – genauso wie Metalle. Hier wird oft zuerst an Stahl gedacht. Aber: Auch Kupfer landet immer wieder auf Dächern, genauso wie verzinkte Bleche. Was heute dagegen nicht mehr verwendet wird, sind Asbestprodukte. Seit 1993 ist deren Einsatz sogar verboten. Das Umweltbundesamt erklärt auch warum: Asbestfasern gelten als krebserregend.
Leider wurden bis zum Verbot Produkte aus und mit Asbest sehr häufig eingesetzt, unter anderem in:
- Fassadenverkleidungen
- Dacheindeckungen
- Fußbodenbelägen.
Eine Sanierung asbesthaltiger Immobilien/Baustoffe ist äußerst aufwendig, da mit Atemschutz und Schutzbekleidung gearbeitet werden muss.
In den letzten Jahren hat sich auch der Blickwinkel auf den Aspekt der Wärmedämmung verändert. Styropor galt lange als ein verbreiteter Baustoff – eben wegen guter Dämmeigenschaften. Mittlerweile ist klar, wo die Risiken liegen. Im Brandfall wirkt das Material wie ein Beschleuniger, welcher Hausbrände unbeherrschbar werden lassen kann. Daher wird inzwischen nach anderen Möglichkeiten gesucht.
Eine Option ist die Verwendung von Holzfasern, die sich in Hohlräume einbringen lassen. Bei pflanzlichem Dämmmaterial können unter anderem:
- Flachs
- Kork
- Hanf
- Kokosfaser
verwendet werden. Bei den mineralischen Dämmstoffen sind es unter anderem:
- Blähton
- Silikate
- Steinwolle
die zum Einsatz kommen.
Fazit: Baustoffe verändern sich
Häuser fallen nicht einfach vom Himmel und überall, wo gebaut wird, kommen verschiedene Baustoffe zum Einsatz. Beton ist besonders für Gründungen, Decken oder das Tragwerk gefragt. Durch die Bewehrung mit Eisen lässt sich sowohl im Hinblick auf Druckfestigkeit wie auch die Zugfestigkeit eine hohe Stabilität erreichen. Holz ist das komplette Gegenteil. Als natürlicher Baustoffe vermittelt es einen warmen Eindruck – nicht nur optisch, sondern auch in Bezug auf die Haptik. Und Holz kann vielseitig eingesetzt werden, für den Innenausbau wie auch tragende Konstruktionen oder die Dämmung. In welchem Umfang verschiedene Baustoffe eingesetzt werden, verändert sich. Holz erlebt eine Renaissance. Andere Baustoffe – wie zum Beispiel Asbest – verschwinden hingegen. Für die Veränderungen verantwortlich sind neue Erkenntnisse, etwa zur Gesundheitsgefährdung oder dem Dämmpotenzial.