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Jeanne d'Arc: Kämpferische Nationalheilige der Franzosen

Wieso griff Jeanne d'Arc zu den Waffen?

Auf göttliches Geheiß wollte sie dem zukünftigen König beistehen. Jeanne d'Arc wurde 1412 als Tochter wohlhabender Bauern in dem Dorf Domrémy in Lothringen geboren. Im Alter von 13 Jahren glaubte sie, himmlische Stimmen zu vernehmen. Mit 17 folgte sie den Visionen der Heiligen Michael, Katharina und Margarethe und begab sich im Februar 1429 zum Kommandanten des nahe gelegenen Vaucouleurs, der sie mit einer kleinen Truppe und Männerkleidung versorgte. So ritt sie nach Chinon zum Thronfolger, dem künftigen König Karl VII. Bald hatte sie ihn davon überzeugt, Gottes Gesandte zu sein, und zog mit einer Truppe die Loire aufwärts.

Wie führte sie die Wende im Krieg herbei?

Durch ihr Vorbild als unerschrockene Kämpferin. Orléans war schon über ein halbes Jahr von den Engländern belagert. Durch Jeanne d'Arcs mutiges Eingreifen schöpften die Einwohner neuen Mut und erstürmten am 4. Mai 1429 die von den Engländern okkupierte Bastion St.-Loup vor den Toren der Stadt. Als die Jungfrau am Tag darauf bei einem erneuten Ausfall am Hals verletzt wurde und sich den Pfeil selbst herauszog, hatte das eine Massenflucht der Engländer zur Folge. Am 8. Mai schließlich wurde Orléans freigegeben. Der verloren geglaubte Krieg nahm nun einen neuen Verlauf. Jeanne befreite mit ihrer Truppe weitere Loire-Städte und errang am 18. Juni bei der Feldschlacht von Patay einen glänzenden Sieg.

Nach langem Zögern stimmte nun endlich der französische Thronfolger Karl seiner Krönung in Reims zu. Bei der Krönungszeremonie am 17. Juli 1429 stand Jeanne d'Arc mit ihrem weißen Banner an der Seite des neuen Königs Karl VII.

Warum wurde die Kämpferin hingerichtet?

Weil sich das Kriegsglück wendete und die Engländer sich ihrer nach ihrer Gefangennahme bequem durch die Inquisition entledigen wollten. Nach der Krönung wollte Jeanne die Engländer endgültig aus dem Land vertreiben, doch der König verhielt sich zögerlich. Als er sie dann endlich doch Paris angreifen ließ, kam es zu einem ersten militärischen Misserfolg. Als sie am 23. Mai 1430 im belagerten Compiègne einzog, wurde sie von den mit England verbündeten Burgundern gefangen genommen und für 10000 Gold-Livres an die Engländer nach Rouen ausgeliefert.

Ab Januar 1431 wurde Jeanne d'Arc der Inquisitionsprozess gemacht. Die englischen Besatzer wollten sich die Hände nicht schmutzig machen und überließen die Verurteilung dem französischen Klerus. Nach mehreren Monaten peinlicher Befragungen und erneuter Untersuchung ihrer Jungfernschaft sollte sie am 24. Mai 1431 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt werden. Direkt vor der Urteilsverkündung widerrief sie aus Todesangst und wurde zu lebenslänglich bei Wasser und Brot verurteilt. Die Engländer waren empört und suchten nach Indizien für einen Rückfall. Als Jeanne einige Tage später wieder Männerkleidung trug, war einer der Hauptanklagepunkte erneut erfüllt: Die Jungfrau wurde nun endgültig als Hexe und Ketzerin zum Tod verurteilt und am 30. Mai 1431 auf dem Alten Marktplatz von Rouen verbrannt.

Wie wurde Johanna zur Nationalheiligen?

In Frankreich besitzt sie den Status einer Ikone. Karl VII. hatte nichts unternommen, um Jeannes Leben zu retten. Erst 25 Jahre später, als die Engländer endlich aus Frankreich vertrieben waren, ließ er den Prozess wieder aufrollen und ihre Unschuld beweisen. Sie wurde rehabilitiert und avancierte zur Nationalheldin und zweiten Schutzpatronin.

Wussten Sie, dass …

die Darstellungen Jeanne d'Arcs in der Literatur breit gefächert sind? Sie bewegen sich zwischen der antiklerikalen Kritik Voltaires, der romantischen Glorifizierung in Schillers »Die Jungfrau von Orléans« (1801) und dem Prozessdrama von George Bernard Shaw »Die heilige Johanna« (1923).

Jeanne, obwohl sie schon 1456 rehabilitiert worden war, erst 1909 selig und 1920 heilig gesprochen wurde?

Worum ging es im Hundertjährigen Krieg?

Um den französischen Thron. Die Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich um die französische Krone begannen 1328 mit dem Tod Karls IV. Da er keine direkten Nachkommen hatte, reklamierte König Eduard III. von England, der Sohn von Karls Schwester Isabella, den Thron für sich. Die Franzosen bevorzugten jedoch Philipp VI. von Valois, einen Vetter des Verstorbenen, als Nachfolger. Die englischen Truppen marschierten schließlich 1338 in Frankreich ein und errangen Siege bei Crécy (1346) und Poitiers (1356). In Folge lösten sich Waffenstillstände und Kriegshandlungen ab. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war Frankreich durch innere Wirren stark geschwächt. Der englische König Heinrich V. besetzte den gesamten Norden Frankreichs. Als das Invasionsheer bis an die Loire vorgedrungen war, gab Jeanne d'Arc 1429 mit der Befreiung der Stadt dem Krieg die entscheidende Wende. Bis 1453 verloren die Engländer alle Territorien in Frankreich.

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