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Cannabis - vom Rauschmittel zur Medizin

Seit mittlerweile zwei Jahren ist Cannabis in Deutschland als Medizin zugelassen – denn die berauschende Droge hat auch viele therapeutisch wirksame Effekte. Vor allem schwerkranke Menschen wie Schmerz- und Krebspatienten können von der Behandlung mit Cannabis profitieren. In letzter Zeit kam es bei der Versorgung der Betroffenen allerdings oftmals zu Engpässen.
DAL, 13.05.2019

Zierde zahlloser T-Shirts, Poster und Aufkleber: Die charakteristische Blattform der Hanfpflanze hat einen hohen Wiedererkennungswert.

iStock, OpenRange

Cannabis war lange Zeit hauptsächlich als berauschende Droge und für seine negativen Nebenwirkungen bekannt. So kann der langfristige Konsum unter anderem zur Abhängigkeit sowie zu einem erhöhten Risiko für Psychosen und Erkrankungen wie Osteoporose führen. Doch die Hanfpflanze hat auch eine andere Seite: Inzwischen macht sie sich zunehmend als Heilmittel einen Namen.

Seit 2017 dürfen Cannabisblüten und –extrakte in Deutschland sogar auf Rezept verschrieben werden. Schwerkranke Patienten können die Mittel konsumieren – und sich die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse erstatten lassen. Doch wieso eignet sich Cannabis eigentlich als Medikament?

Das THC wird per Lösungsmittelextraktion aus den unbefruchteten weiblichen Blütenständen gewonnen. Der THC-Gehalt liegt dort bei 6 bis 20 %, während er in den übrigen Pflanzenteilen weitaus geringer ist.

Schmerzlindernd und krampflösend

Dass Cannabis nicht nur berauschend wirkt, sondern auch medizinisch positive Effekte hat, wussten vermutlich schon unsere Vorfahren. Vor allem der Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD), aber auch das für die Rauschwirkung verantwortliche Tetrahydrocannabinol (THC) lagern sich im Körper an bestimmte Rezeptoren an und entfalten auf diese Weise eine Reihe von Wirkungen, von denen vor allem schwer kranke Menschen profitieren.

So kann Cannabis unter anderem Schmerzen lindern, Krämpfe lösen und Übelkeit mildern. Aus diesem Grund eignet sich das Mittel beispielsweise zur Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose und Epilepsie oder Krebspatienten, denen die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu schaffen machen. Doch das ist noch nicht alles: Auch HIV-Infektionen, Schlafstörungen und ADHS können unter Umständen Indikationen für eine Therapie mit Cannabis sein.

Auch der Anbau von Industriehanfsorten, die sich wegen ihres geringen THC-Gehalts nicht zur Erzeugung von Haschisch und Marihuana eignen, ist in Deutschland streng reguliert. Optisch ist eine Unterscheidung der verschiedenen Sorten nämlich kaum möglich.

Erste deutsche Ernte in 2020

Vor allem Menschen, bei denen andere Behandlungsansätze keine Wirkung mehr zeigen, sollen von der neuen Gesetzgebung profitieren. Dass sie in der Apotheke nur qualitativ hochwertiges und für den medizinischen Einsatz geeignetes Cannabis erhalten, überwacht die sogenannte Cannabisagentur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Auch zwei Jahre nach der Zulassung muss Medizinhanf für deutsche Patienten allerdings noch aus dem Ausland importiert werden – in letzter Zeit kam es daher immer wieder zu Engpässen. Die Ausschreibung für einen staatlich kontrollierten Anbau in Deutschland verzögerte sich zuletzt immer wieder.

Erst im Juni dieses Jahres soll nun feststehen, welche Unternehmen hierzulande den Zuschlag für den Anbau, die Ernte und Weiterverarbeitung sowie die Lieferung von Cannabis in standardisierter pharmazeutischer Qualität erhalten. Mit der ersten Ernte rechnet das BfArM dann für Ende 2020.

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