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Cyberstress: Überfordert im Datendschungel

Ob soziales Netzwerk, Online-Banking oder die neuesten News: Die meisten von uns fast ständig im Internet unterwegs. Doch das sorgt auch für Stress. Zum einen wegen der Überfülle an Informationen und Interaktionen, die dies mit sich bringt. Zum anderen aber fühlen sich immer mehr Menschen von den Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz überfordert, wie eine Umfrage enthüllt.
NPO / Kaspersky Lab

Wenn Surfen zum Stress wird…

Kaspersky Lab

Sicherheitslücken, Phishing-Fallen, unzählige Passwörter, die man sich merken muss – das Online-Leben ist alles andere als unkompliziert. Wer sicher durchs Netz surfen will, muss inzwischen auf unzählige Dinge achten – und das überfordert viele, die nicht gerade zu den "Digital Natives" gehören.

Cyberstress – schleichende Belastung

Aber selbst geübten Surfern wird es oft zuviel: Kaum jemand hat noch den Überblick darüber, welche Datenspur er selbst im Netz hinterlässt und welche Informationen über ihn online zu finden sind. "Berichte über Datenpannen in Unternehmen jedweder Branchen füllen derzeit die Titelseiten", sagt Milos Hrncar von Kaspersky Lab. "Da ist es nicht überraschend, wenn das Vertrauen gering ist und das Stressniveau steigt."

Wie jeder andere Stress auch ist dieser Cyberstress aber auf Dauer alles andere als gesund. "Die Forschung zeigt, dass es nicht die großen, einmaligen Krisen sind, die die meisten stressbedingten Krankheiten und Störungen auslösen", erklärt Heidi Hanna vom American Institute of Stress. "Stattdessen ist es die tagtägliche, sich akkumulierende Belastung und der Druck, den wir empfinden, wenn wir mit den Anforderungen des alltäglichen Lebens nicht richtig zurechtkommen."

Verunsichert und überfordert

Wie sehr sich die Deutschen inzwischen durch Cyberstress belastet fühlen und warum, hat nun eine Umfrage unter tausend deutschen Internetnutzern ergeben. Das Ergebnis: 63 Prozent der Befragten fühlen sich durch immer neue Meldungen über Datenpannen unter Druck gesetzt. Weitere

62 Prozent sind mit der Masse an sensiblen Daten überfordert, die online über sie verfügbar sind. Fragt man, welchen Apps hinsichtlich Datensicherheit am wenigsten Vertrauen entgegengebracht wird, so nennt ein Drittel der Nutzer die Apps sozialer Netzwerke und ein Viertel Messaging-Apps am häufigsten.

Während dieses Misstrauen bei Facebook und Co durchaus angebracht ist, bekommen andere Online-Anwendungen hingegen einen eher unangebrachten Vertrauensvorschuss: Apps zum Teilen von Fotos oder Musik und Apps für Mitfahrgelegenheiten fanden die meisten Befragten unbedenklich. Weniger als zehn Prozent sagten, dass sie solchen Diensten nicht ihre Daten anvertrauen würden – und dass, obwohl es gerade in diesen Bereichen bereits zu größeren Datenpannen kam.

Verirrt im Passwort-Dschungel

Gestresst fühlen sich viele Internetnutzer aber auch von grundlegenden Sicherheits-Maßnahmen:

Der Umgang mit Passwörtern von Online-Accounts ist für 72 Prozent aller Befragten ein starker Stressfaktor. Kein Wunder: Für nahezu alle Aktionen im Netz – vom E-Mail-Checken über das Shopping bis zum Online-Banking muss man sich registrieren und einloggen – und für alles braucht man ein entsprechendes Passwort.

Das wiederum weckt die Frage, wo und wie man sich die Passwörter merkt und ob eine Passwort-App sicher genug ist. Tatsächlich vertrauen dabei nur elf Prozent technischen Lösung wie einem Passwort-Manager, wie die Umfrage ergab. Fast jeder zweite dagegen vertraut seinem oder ihrem Partner die Account-Daten für den Zugriff auf die eigenen Geräte an.

Allein all diese Überlegungen können schon stressig genug sein. Andererseits scheint die Angst vor Sicherheitslücken oder Hackern nicht unbegründet. Mehr als jeder zweite Befragte hat in den vergangenen fünf Jahren bereits einem Cyberangriff erlebt. In der Folge erwarten knapp 60 Prozent der Nutzer, in den kommenden zwölf Monaten von einem Cybersicherheitsvorfall betroffen zu sein.

Was kann man tun?

Was also kann man tun, um den Cyberstress zu minimieren und dennoch seine Daten und Geräte zu schützen? "Mein Rat ist, die Kontrolle über die eigenen Daten zurückzugewinnen und die Gefahren soweit wie möglich durch ein adäquates Cyberverhalten zu reduzieren", sagt Hrncar.

Wie ein sicheres Passwort aussieht und was man dabei beachten muss, haben wir vor Kurzem in hier bei uns auf wissen.de erklärt. Ganz wichtig dabei: Eselsbrücken und "Generalschlüssel" sollten Sie vermeiden. Für jeden Account sollte man stattdessen ein eigenes Passwort nutzen. Ein starkes Passwort hat mindestens 16 Ziffern und ist eine Kombination aus Klein- und Großbuchstaben sowie Zahlen und Sonderzeichen. Wir erklären auch, wie man sich solche "Ungetüme" trotzdem gut merken kann.

Tipps für den Datenschutz bei Facebook und Co oder für den Schutz des heimischen WLAN-Netzwerks gibt es natürlich auch bei uns, ebenso wie Tipps und Tricks für sichere Urlaubsgrüße.

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