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Daraus setzt sich der SCHUFA-Score zusammen

Banken, Telekommunikationsdienstleister, Vermieter, Versandhäuser bewerten anhand des Schufa-Scores, ob ein Vertragspartner kreditwürdig ist. Niedrige Scorewerte sehen sie immer sehr kritisch. Doch wie kommt dieser Schufa-Score überhaupt zustande? Ist es möglich, diesen Scorewert zu beeinflussen?
Symbolbild Kreditvertrag
Wer einen Kredit beantragt oder einen Vertrag unterzeichnet muss sehr oft die Schufa-Klausel unterschreiben. Damit erklären sich Verbraucher damit einverstanden, dass der Vertragspartner Informationen bei der Schufa einholen darf, um die Kreditwürdigkeit zu bewerten.

Rob Daly, GettyImages

Die Schufa ist eine Wirtschaftsauskunftei, die über Verbraucher und Unternehmen viele Daten sammelt und auswertet, die wirtschaftliche Relevanz haben. Wer einen Vertrag abschließen möchte, beispielsweise einen Kreditvertrag, einen Mobilfunkvertrag oder einen Mietvertrag, muss zuvor sehr häufig die sogenannte Schufa-Klausel unterschreiben und damit einwilligen, dass der Vertragspartner bei der Schufa die Kreditwürdigkeit prüfen darf.

Die Bedeutung des Schufa-Scores

Der Schufa-Score nutzt Verbrauchern, Unternehmern und Kreditgebern gleichermaßen. Die Höhe des Scores gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Unternehmen oder eine Privatperson termingerecht seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommt. Die Risikoeinschätzung geht schnell und ist objektiv. Kreditgeber können damit die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls berechnen. Verbrauchern bietet der Score Schutz. Denn das Scoring-Verfahren verhindert, dass Banken Kredite vergeben, die das Budget des Kreditnehmers bei Weitem übersteigen.

Wie berechnet sich der Schufa-Score?

Bei der Schufa sind über fast jeden Verbraucher Daten gespeichert. Zu den Daten, die die Schufa von Verbrauchern erfasst, gehören persönliche Daten, wie Name, Anschrift und Geburtsdatum, Girokonten und Kreditkarten, Handy- und Leasingverträge, Ratenzahlungsverpflichtungen, Kredite mit Details wie Laufzeit und Kredithöhe, übernommene Bürgschaften, aber auch abgelehnte Kreditanträge oder nicht gezahlte Ratenverpflichtungen.

Wer im Internet einen Kreditvergleich durchführt und bei einer Bank eine erste Anfrage stellt, ob überhaupt ein Kredit gewährt werden würde, muss in der Regel nicht befürchten, dass diese Daten bei der Schufa landen. Um ganz sicherzugehen, ist es ratsam, einen kostenlosen und schufa-neutralen Kreditvergleich durchzuführen. Dann wird die Anfrage ganz sicher nicht an die Schufa gemeldet und es können keine weiteren Negativmerkmale entstehen.

Wie berechnet sich der Scorewert?

Die Schufa berechnet aus den gespeicherten und vielen weiteren Daten dann den Scorewert, der Rückschlüsse auf die Bonität eines Verbrauchers zulässt. Der berechnete Wert liegt zwischen 0 und 100 Prozent. Er gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Betroffene bisher seinen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen ist. Wie die Berechnung konkret erfolgt, ist ein gut gehütetes Geheimnis der Schufa. Was bekannt ist, sind Kriterien, die den Scorewert verbessern oder verschlechtern können.

Die Schufa hütet die Details des Analyseverfahrens und der Wahrscheinlichkeitsberechnungen, damit es nicht zu Einflussnahmen der Wertung durch Kriminelle kommen kann. Der Wert entsteht in einem komplizierten mathematisch-statistischen Verfahren. Die Informationen, die in den Wert miteinfließen, erhält die Schufa von über 9000 Vertragspartnern in Deutschland.

Die Informationen, die bei der Schufa gespeichert sind, sind vergangenheitsbezogen. Sie lassen jedoch Prognosen für das künftige Zahlungsverhalten zu. Die Berechnung ist immer eine Momentaufnahme, weil sie sich nur auf die Daten bezieht, die aktuell bei der Schufa gespeichert sind. Da dort täglich viele Informationen eingehen, ändern sich die gespeicherten Daten ständig. Daher erfolgt alle drei Monate eine Neuberechnung der Scorewerte.

Symbolbild Kreditlkarten
Der Besitz mehr als einer Kreditkarte kann den Schufa-Score negativ beeinflussen.

kiattisakch, GettyImages

Was sind Basisscore und branchenspezifischer Score?

Schufa-Score ist ein allgemeiner Begriff für Scores, die die Schufa berechnet. Dabei gibt es einen Basisscore und einen branchenspezifischen Score. Der Basisscore ist immer in Prozent angegeben. Theoretisch liegt er zwischen 0 und 100, praktisch erreicht niemand 100 Prozent, denn im Schufa-Score ist immer auch ein Sterberisiko enthalten. Folglich sind Werte von 98 oder 99 Prozent sehr gut. Bis 97,5 Prozent ist die Ausfallwahrscheinlichkeit bei einem Kredit sehr gering. Der Verbraucher gilt als besonders kreditwürdig. Zwischen 95 und 97,5 Prozent ist ein Risiko vorhanden, das allerdings überschaubar ist. Bei einem Scorewert von 90 bis 95 Prozent ist das Risiko gering und noch überschaubar. Liegt der Wert zwischen 80 und 90 Prozent, ist das Risiko noch befriedigend bis deutlich erhöht. Unter 80 und über 50 Prozent ist das Risiko sehr hoch. Ein kritisches Risiko sind Kunden mit einem Scorewert von weniger als 50 Prozent.

Der Branchenscore berücksichtigt die unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Branchen an Verbraucher oder Kreditnehmer. Die Schufa-Score-Tabellen sind entsprechend auf die verschiedenen Branchen angepasst und können je nach Branche sehr unterschiedlich sein. Beispielsweise liegt bei Direkt- oder Autobanken der höchste Scorewert bei 1.000 Punkten. Die Verbraucher erhalten je nach Punktzahl ein Rating von A bis M, wobei A sehr gut und M schlecht ist.

Was beeinflusst den Scorewert negativ?

Alle Einträge bei der Schufa beeinflussen den Scorewert. Negative Einträge, insbesondere solche mit gerichtlichem Titel haben einen sehr negativen Einfluss auf den Basisscore und auch auf den branchenspezifischen Score. Zu den Einflussfaktoren gehören Kreditanfragen, die Aufnahme eines Kredits, der Abschluss eines Mobilfunkvertrags, der Wechsel des Stromanbieters, die Autofinanzierung, Ratenkäufe, eine Kontoeröffnung, nicht bezahlte Rechnungen oder die Beantragung einer Kreditkarte, Zahlungsausfälle und der Einzug einer Kreditkarte.

Gibt es alternative Scoring-Verfahren?

Neben der Schufa gibt es noch viele weitere Wirtschaftsauskunfteien, die Scoring-Verfahren nutzen, um Endkunden und auch Unternehmen hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit objektiv zu bewerten. Die Ergebnisse können von Auskunftei zu Auskunftei unterschiedlich ausfallen, denn jede Auskunftei hat ihre ganz eigenen Schwerpunkte bei der Berechnung. Die Vorgehensweise beim Scoring ist nicht nur bei der Schufa ein gut gehütetes Geheimnis. Keine der Auskunfteien gibt ihre Vorgehensweise vollständig preis.

Wie lässt sich der Schufa-Score in Erfahrung bringen?

Jeder Verbraucher hat einmal pro Jahr das Recht, eine Datenkopie der gespeicherten Daten zu erhalten. Darin sind alle Personendaten enthalten und auch die Informationen zu aufgenommenen Krediten, abgeschlossenen Verträge und auch zum Zahlungsverhalten jedes Einzelnen. Das Auskunftsrecht haben Verbraucher aufgrund von Art. 15 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Auskunft ist für Verbraucher vollkommen kostenlos und lässt sich online über ein Bestellformular anfordern. Die Auskunft kommt innerhalb von wenigen Tagen mit der Post. Wer häufiger als einmal pro Jahr eine Auskunft haben möchte, kann sich kostenpflichtig weitere Auskünfte anfordern.

Schlechter Schufa-Score – und jetzt?

Wer einen schlechten Schufa-Score hat, hat es sehr schwer, Verträge abzuschließen oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal kommt es vor, dass die Schufa-Auskunft falsche Daten enthält, die Daten veraltet sind oder sogar ungerechtfertigte Einträge vorliegen. Dann haben Verbraucher das Recht, die Einträge korrigieren zu lassen. Den Antrag auf Korrektur können Verbraucher schriftlich stellen. Sie müssen dabei den Sachverhalt genau darlegen und entsprechende Belege beilegen. Dann ist die Schufa dazu verpflichtet, nachweislich falsche oder veraltete Einträge zu löschen. Bis sich dies auf den Schufa-Score auswirkt, kann allerdings einige Zeit dauern. Denn zum einen nimmt das Prüfverfahren einige Zeit in Anspruch und zum anderen erfolgt die Neuberechnung der Scorewerte nur alle drei Monate.

Auch ein Anwalt kann dabei helfen, den Schufa-Score im Detail zu prüfen. Er kann rechtssicher beurteilen, ob die Löschung der Daten die Kreditwürdigkeit tatsächlich erhöht. Er kann die Beweise für die Löschung zusammentragen und anwaltliche Schreiben an die Unternehmen schicken, um die Korrektur der Daten zu beantragen und eventuell einen Widerspruch des Unternehmens zu entkräften. Wenn es notwendig ist, kann der Anwalt auch Klage einreichen und so die berechtigte Löschung per Gericht durchsetzen.

Was ist bei der Prüfung der Schufa-Einträge zu beachten?

Bei der Überprüfung der Eintragungen sollten Verbraucher darauf achten, ob die personenbezogenen Daten korrekt gespeichert sind. Weiterhin wichtig sind Vermerke zu bereits beglichenen Forderungen. Es gilt auch zu prüfen, ob die Unternehmen alle Informationen korrekt an die Schufa übermittelt haben, beispielsweise zu den Verträgen, der Höhe der Forderung oder zum Zahlungsverhalten. Wichtig ist auch, ob die Einträge aktuell sind und ob das Unternehmen den betroffenen Verbraucher über die Eintragung informiert hat.

Schufa-Score verbessern – offene Forderungen bezahlen

Um die Bonität zu verbessern, müssen offene Forderungen bezahlt sein. Sollte eine Forderung bereits verjährt sein, ist es notwendig, vor dem Gläubiger die Verjährung zu erklären. Der negative Eintrag verschwindet dann nicht sofort, erhält aber einen Vermerk, dass er erledigt ist. Die Daten werden erst nach dem Ablauf bestimmter Löschfristen komplett aus dem Register entfernt. Bei einem Kredit, der regulär abbezahlt wurde, beträgt die Löschfrist drei Jahre.

Was kann jeder selbst tun, um seinen Schufa-Score zu verbessern?

Wer vermeiden will, eine Absage von der Bank wegen schlechter Bonität zu bekommen oder einen Miet- oder Kaufvertrag nicht abschließen zu können, hat mehrere Möglichkeiten, hier selbst Einfluss zu nehmen.

Pünktlich alle Rechnungen bezahlen

Verbraucher, die immer pünktlich ihre Rechnungen bezahlen und ihre Ratenverpflichtungen oder Vertragsverpflichtungen immer pünktlich leisten, sparen sich Mahngebühren und riskieren keine negativen Einträge bei der Schufa. Es kann hilfreich sein, regelmäßige Zahlungen per Lastschriftverfahren zu begleichen. Dann geraten die Zahlungen nicht so einfach in Vergessenheit.

Wichtig zu wissen dabei ist, dass nicht jede Zahlung, die jemand zu spät leistet, auch direkt einen negativen Eintrag bei der Schufa bedeutet. Unternehmen oder Kreditinstitute dürfen einen Verbraucher frühestens nach der 2. schriftlichen Mahnung an die Schufa melden.

Kündigung ungenutzter Konten und Kreditkarten

Verbraucher, die ein Girokonto nicht nutzen oder mehr als eine Kreditkarte haben, zahlen häufig unnötig Gebühren. Hinzu kommt, dass mehr als zwei Kreditkarten bei der Schufa verdächtig wirken. Es entsteht der Eindruck, dass eine weitere Karte aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten notwendig ist. Die Kündigung von inaktiven und überflüssigen Kreditkarten und Girokonten kann zur Verbesserung der Schufa-Scores beitragen.

Mit den Gläubigern kommunizieren

Ein finanzieller Engpass kann immer entstehen und dazu führen, dass Verbraucher ihre Zahlungen nicht pünktlich leisten können. Wenn Verbraucher die Gläubiger rechtzeitig über die Verzögerung informieren, lässt sich in den meisten Fällen eine Lösung finden, ohne dass es zu einem negativen Eintrag bei der Schufa kommt. Die Gläubiger sehen daran, dass der Verbraucher verantwortungsbewusst mit seinen Finanzen umgeht.

Kredite bündeln

Es kann sich sehr ungünstig auf die Bonität auswirken, wenn ein Verbraucher mehrere kleine Kredite bedienen muss, beispielsweise bei Möbel- und Versandhäusern. Hier kann es hilfreich sein, die vielen kleinen Forderungen in einen größeren Kredit umzuschulden oder schon direkt bei der Anschaffung nur einen Kredit beantragen und damit alle Anschaffungen tätigen. Das verschafft zudem eine bessere Übersicht über die Finanzen.

Nicht gleich eine Kreditanfrage stellen

Verbraucher, die ein Darlehen brauchen, machen oft im Vorfeld einen Kreditvergleich bei mehreren Banken. Dabei ist es wichtig, zunächst noch keine Kreditanfrage, sondern lediglich eine Konditionenanfrage zu stellen. Letztere hat keine Auswirkungen auf den Schufa-Score. Bei mehreren Kreditanfragen kann der Eindruck entstehen, dass eine Bank einen Kredit abgelehnt hat. Das wirkt sich entsprechend negativ auf den Schufa-Wert aus.

Nicht so oft umziehen

Überdurchschnittlich häufige Umzüge erwecken bei der Schufa den Eindruck, dass ein Schuldner sich vor seinen Gläubigern versteckt und das Eintreiben der Schulden erschweren möchte. Deshalb wirken sich häufige Wohnortwechsel negativ auf den Schufa-Score aus. Hingegen wirkt sich Beständigkeit in Bezug auf den Wohnort positiv auf den Schufa-Score aus.

Nicht so häufig die Bankwechsel

Auch ein häufiger Bankwechsel siegt die Schufa negativ. Deshalb ist es wichtig, nicht zu häufig die Bank zu wechseln, nur um beispielsweise ein paar Euro Kontoführungsgebühren zu sparen. Verbraucher sollten ihre neue Bank sorgfältig aussuchen und die Angebote genau vergleichen. Wer nach einem Bankwechsel bei der neuen Bank bleibt, kann seinen Schufa-Score hingegen verbessern.

Kontoüberziehung vermeiden

Ein hoher Disporahmen ist im Grunde eine gute Sache, zeugt er doch von einer hohen Kreditwürdigkeit. Einige Banken melden allerdings Überziehungskredite bei der Schufa. Wer dann den Disporahmen überzieht, hat schnell einen negativen Eintrag bei der Schufa. Den Dispo nicht zu überziehen, kann sogar zu einem besseren Schufa-Score beitragen.

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