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Demografische Herausforderung
Europas Bevölkerung wird älter. Einer Studie des französischen Statistikamtes (INSEE) zufolge wird 2050 jeder dritte Franzose 60 Jahre oder älter sein. In Deutschland wird der entsprechende Anteil der Älteren an der Bevölkerung bei 37% liegen.
Immer dringlicher stellt sich damit die Frage, wie die sozialen Sicherungssysteme der Staaten unter den veränderten Bedingungen zu erhalten sind. In vielen Ländern sinkt die Geburtenrate und gleichzeitig steigt die Lebenserwartung. Die Zahl der älteren Menschen nimmt konsequenterweise dementsprechend zu. Die zwangsläufig steigende Rentenbelastung und die höheren Ausgaben für das Gesundheitswesen werden die staatlichen Haushalte vor große Probleme stellen. Einschneidende Reformen des Rentensystems sollen dazu beitragen, dessen Stabilität angesichts der demografischen Entwicklung zu sichern. Zu diesen Maßnahmen zählen eine Anhebung des bisherigen Renteneintrittsalters und ein Verzicht auf Frühverrentungen.
Um die Folgen der demografischen Entwicklung abzumildern, bemühen sich viele Länder um eine gezielte Familienförderung und speziell um weitere Maßnahmen zur Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – in der Hoffnung, damit günstige Rahmenbedingungen für ein erneutes Ansteigen der Geburtenzahlen zu schaffen. Eine wichtige Rolle spielen dabei u.a. Einrichtungen zur Ganztagsbetreuung von Kindern und zeitlich flexible Beschäftigungsverhältnisse.
Einige Studien kommen sogar zu dem Ergebnis, dass ein höherer Anteil berufstätiger Frauen in einer Gesellschaft die Geburtenrate ansteigen lassen könnte: In Spanien, Griechenland und Italien sind lediglich 60% der Frauen berufstätig, in diesen Ländern liegen die Geburtenraten europaweit am niedrigsten. In Frankreich, dem Land mit der dritthöchsten Geburtenrate (2002), arbeiten hingegen überdurchschnittlich viele Frauen.
Ob die Politik in allen Ländern auf die gleiche Weise eingreifen kann und ob ein Anstieg der Geburtenrate sich durch Einzelmaßnahmen wirklich gezielt steuern lässt, ist Gegenstand vieler Debatten; unstrittig ist jedoch, dass die Gesellschaften auf die demografischen Veränderungen reagieren müssen.