Sie heißen Thora oder Süßherzchen, tragen Pferdeschwanz und grüngraugoldene Leggins. Sie planschen heimlich in der Wanne und manchmal im Aquarium. Ein ganzer Schwarm von Büchern über Meerjungfrauen kommt uns entgegen. Platsch und Bahn frei für die neuen Nixen.

buecher
Anders gesagt: Selbst hier geht alles nicht mehr so märchenhaft erhaben zu wie noch zu Andersens Zeiten. Der Fortschritt hat auch vor dem Reich der Nixen nicht Halt gemacht, wie die neuen Kinderbücher zeigen, in denen uns ein ganzer Schwarm von Nixen entgegenschwimmt. Oft müssen sie unerkannt unter den Menschen eine Doppelexistenz führen, wie das Meermädchen Mare de Waver aus Sabine Wismans Erzählung »Ich bin ein Meermädchen (aber das ist ein Geheimnis)«, oder sie sind nur noch halbe Meerjungfrauen, wie das Meermädchen Thora von Gillian Johnson, das deshalb auch dazu verflucht ist, zwischen den Welten zu leben. Oder aber sie schwimmen gar nicht mehr weit draußen im Meer herum, sondern müssen, eingesperrt in ein Aquarium eines Chinarestaurants, ihr Dasein fristen. So wie Süßherzchen und ihre turbulente Wassermann-Sippe. Doch zu Klagen gibt es keinen Anlass: Denn so selbstbewusst und kess wie eine Pipi Langstrumpf mit Fischschwanz sind die neuen Meermädchen, und die aktuellen Nixenromane bieten Kindern tiefseereife Abenteuer voller Charme und Witz. Ganz klar: Die kleinen Nixen genießen ihr fischiges Dasein. Was die schwimmenden Girlies an Menschen besonders schade finden? »Dass die Beine ohne Schuppen sind, an den Füßen keine Flossen sitzen und die Köpfe keine Fontänen spritzen, dass sie ganz abscheulich schwimmen und ihre Stimmen rostig klingen, dass die Augen trübe sind im Wind und oft sogar vom Staub ganz blind.«