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Die Macht der Social Bots

Auf Twitter "zwitschern" längst nicht mehr nur Menschen: Hinter Millionen von Profilen in dem sozialen Netzwerk stecken Computerprogramme. Diese Social Bots posten und kommentieren wie echte Personen – dabei verfolgen sie oftmals ganz bestimmte politische Ziele. Wie funktioniert diese maschinelle Meinungsmache und welchen Einfluss hat sie?
DAL, 26.08.2018

Das "Bot" in Social Bot steht als Kurzform des englischen Begriffs "Robot" für Roboter. Gemeint sind natürlich keine echten Roboter, sondern Computerprogramme, die automatisiert bestimmte Aufgaben erfüllen – beispielsweise menschliche Identitäten in Fake-Accounts vortäuschen.

thinkstock.com, istock

Sogenannte Bots kommen heute in fast allen Bereichen des Internets vor: Sie liefern als Chatbots Nachrichten bei WhatsApp oder twittern automatisch die neuesten Artikel einer Nachrichtenseite, sie dursuchen als Teil von Suchmaschinen das World Wide Web, editieren Einträge auf Wikipedia oder fahnden auf Facebook nach verbotenen Inhalten. Doch längst nicht jedes dieser Computerprogramme erfüllt solche nützliche Funktionen – im Gegenteil.

Maschine statt Mensch

Viele Bots tummeln sich inzwischen als Menschen getarnt in den sozialen Medien. Sie heißen Social Bots – Computerprogramme, die Accounts auf Twitter und Co steuern. Diese Programme folgen meist einer von ihrem Besitzer gesetzten Agenda, ohne von diesem aktiv bedient oder kontrolliert werden zu müssen. Ihre Aufgabe ist es, als vermeintlich "echter" Nutzer bestimmte Meinungen oder gar Lügen zu verbreiten, sich in Diskussionen einzumischen und auf diese Weise zum Beispiel politische Debatten zu beeinflussen und das öffentliche Meinungsbild zu verzerren.

Gut beobachten ließ sich dies unter anderem während des US-Präsidentschaftswahlkampfs im Jahr 2016. Studien zeigen, dass fast 19 Prozent der im Kontext der Wahlen veröffentlichten Tweets von Social Bots gesendet wurden. Damals waren es vor allem rechte Bot-Netzwerke, die auf Twitter Stimmung für Donald Trump machten. Auch beim Ukrainekonflikt und dem Brexit haben Bots nachweislich als Meinungsmacher eine Rolle gespielt.

Mittel zur Spaltung

Doch die Computerprogramme mischen sich nicht nur in konkrete politische Ereignisse ein. Sie beeinflussen auch andere Debatten, die die Öffentlichkeit beschäftigen. Jüngst haben Forscher etwa herausgefunden, dass sich Twitter-Bots unter anderem an der Diskussion ums Impfen kräftig beteiligen. Dabei verbreiten sie vor allem impfskeptische Meldungen. Interessanterweise scheinen hinter diesen Bots jedoch nicht unbedingt überzeugte Impfgegner zu stecken – sondern Menschen mit ganz anderen Agenden.

So offenbaren Analysen, dass hinter den automatisch gesteuerten Profilen oft russische Trolle stehen, die das Thema Impfen über bestimmte Hashtags mit anderen in den USA kontrovers diskutierten Themen verknüpfen – etwa Rassismus oder Tierversuche. "Diese Trolle scheinen das Thema Impfen als Mittel zur Spaltung einzusetzen, um Uneinigkeit in der amerikanischen Gesellschaft zu schüren", sagt Studienautor Mark Dredze von der Johns Hopkins University in Baltimore.

Mit einer kleinen Bot-Armee, die immer und immer wieder dasselbe Hashtag verwendet, ist es möglich, die Themen-Agenda auch großer Netzwerke zu bestimmen.

pixabay.com, LoboStudiosHamburg

Einfluss durch Masse

Das Problem: Sind die Social Bots gut, können Nutzer kaum erkennen, dass hier kein echter Mensch twittert – sondern ein Computerprogramm, das ganz bestimmten Zwecken dient. Damit ist das Beeinflussungspotenzial solcher Bots zumindest theoretisch sehr groß. Doch wie mächtig sind sie wirklich? Forscher beginnen gerade erst zu verstehen, wie das Wechselspiel zwischen maschinellen und menschlichen Nutzern in den sozialen Medien genau funktioniert und welche Folgen das zum Beispiel für die politische Meinungsbildung hat.

Trotzdem zeichnet sich bereits jetzt ab: Allein durch ihre schiere Anzahl erreichen Social Bots wahrscheinlich eine nicht unerhebliche Relevanz bei der Beeinflussung und Verstärkung von Meinungen. So können sie beispielsweise einen Hashtag koordiniert und gezielt häufig verwenden, um die Relevanz oder breite Akzeptanz dieses Hashtags vorzutäuschen. Grundsätzlich vermuten Experten, dass die von den Bots meist radikal vertretenen Ansichten zu einem aufgeheizten Diskussionsklima und einer Verhärtung der Fronten zwischen den Diskutierenden führen.

Was tun?

Was lässt sich dagegen tun? Mehr als Mediennutzer für dieses Problem zu sensibilisieren ist momentan wohl nur schwer durchzusetzen. Denn sowohl Verbote als auch die Enttarnung von Social Bots gestalten sich in der Praxis als schwierig. Immerhin: In Deutschland haben zumindest die großen Parteien bereits verkündet, im Wahlkampf freiwillig keine Social Bots einsetzen zu wollen.

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