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Die Metropole auf zwei Kontinenten

Istanbul, das sind nicht nur Moscheen, die Hagia Sophia, Trubel und Wasserpfeifen. Istanbul ist eine Stadt der Gegensätze und der kulturellen Vielfalt. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb ein Reisender: "Der Bosporus ist ein Schlüssel, der zwei Welten öffnet und schließt". Es gibt ein altes und ein neues Istanbul. Hier faszinieren historische Monumente, dort die Clubs, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. In Istanbul lebt die Vergangenheit in der Gegenwart. Hier pulsiert das Nachtleben und blüht der Handel.

von wissen.de

Spuren der Vergangenheit

Unter den Namen Byzanz und Konstantinopel war die Stadt, die sich über Asien und Europa erstreckt, einst das Machtzentrum von Weltreichen - dem oströmischen und später dem osmanischen Weltreich. Hinweise auf Roms einstigen militärischem Ruhm zeigen sich beispielsweise in Resten der alten Stadtmauer. Die Kunst des römischen Bauhandwerks spiegelt sich in emporstrebenden Aquädukten und unterirdischen Wasserspeichern wieder.

Ebenfalls historisch - und heute UNESCO Weltkulturerbe - ist der Topkapi Palast, ein ausgedehnter Gebäudekomplex aus kunstvoll gearbeiteten Bauten und Gärten. Er war ab Mitte des 15. Jahrhunderts der Sitz der reichen Sultane. Heute ist es ein großes Museum voller Schätze des Osmanischen Reichs. Im mittleren Gebäude befand sich auch der Harem, in dem die Frauen und Konkubinen des Sultans lebten.

Die Hagia Sophia mit der 56 m hohen Kuppel ist vielleicht das großartigste Bauwerk der byzantinischen Kunst. Bis zur osmanischen Eroberung im Jahre 1453 war die Hagia Sophia für über tausend Jahre ein Symbol des christlich-orthodoxen Glaubens. Der Eroberer Sultan Mehmet II., beeindruckt von der Schönheit der Kirche, ließ das christliche Gotteshaus zu einer Moschee umbauen. Die berühmteste Moschee Istanbuls ist die Sultan-Ahmet-Moschee oder Blaue Moschee. Neben Moscheen prägen Kirchen, Synagogen, Museen und prächtige Paläste das Bild der Stadt - ein Hinweis auf das Nebeneinander mehrerer Religionen.

Wer sich das Straßengetümmel und die Schlendergassen einmal von oben anschauen möchte, kann auf den Galata-Turm steigen. Eine ebenfalls schöne Aussicht auf die Stadt erhält man von den zwei Brücken, die sich über den Hafen des "Goldenen Horns" spannen.

 

Willkommen im "ungeheuren Bienenstock kleiner Läden"

Ein Tipp für Shopping-Begeisterte: Gold- und Silberschmuck, Leder, Teppiche, Kupfergeschirr, Keramikschüsseln, Kleider, Schuhe, Souvenirartikel - das und noch viel mehr gibt es im größten überdachten Bazar der Welt, dem Grand Bazar. Mark Twain beschrieb ihn einmal als "ungeheuren Bienenstock kleiner Läden" - im Irrgarten, könnte man auch sagen, durch den sich täglich bis zu eine halbe Million Menschen treiben lassen. In fast 4.000 Läden, die durch unzählige Gassen verbunden sind, bieten rund 20.000 Händler ihre Waren an.

Einzigartig ist auch der Gewürzmarkt direkt am Goldenen Horn. Hier schwelgt man in einer Mischung aus orientalischer und nordafrikanischer Atmosphäre. Das Aroma von Gewürzen, der Duft der Öle und der Geruch von frisch geröstetem Kaffee strömen in die Nase.

Eski Bedesten, die alte Tuchhalle, ist der älteste und zugleich schönste Teil dieses Einkaufsparadieses. Auf Pfeilern wölben sich 15 Kuppeln über einer Halle mit dicken Mauern. Um diesen alten Teil entwickelten sich Ladenstraßen, die später überdacht wurden.

Wer sich im dem Bazar die Füße müde gelaufen hat, kann sich im schönsten Restaurant der Istanbuler Altstadt, dem Pandeli ausruhen. Das liegt im ersten Stock des Gewürzmarkts, in einer alten Wachstube. Man muss zwar noch eine kleine Steintreppe erklimmen, dann bietet sich aber durch die vergitterten Fenster ein herrlicher Blick auf die Galatabrücke und das geschäftige Treiben des Bazars.

 

Bosporus und Prinzensinseln

Eine Reise nach Istanbul geht fast nicht ohne diese beiden Highlinghts: eine Bootstour entlang des Bosporus und ein Tagestrip zu den Prinzeninseln. Mehrmals am Tag starten von Eminönü große Fährschiffe in Richtung Schwarzes Meer. Im Zickzackkurs zwischen den Kontinenten legt der Dampfer an beiden Ufern der Meeresstraße an. Nach zwei Stunden erreicht man Anadolu Kavagi, einen kleinen Fischerhafen am asiatischen Ufer. Vor der Rückfahrt hat der Besucher genügend Zeit, in einem der vielen Lokale einzukehren. Einige große Hotels in Istanbul bieten Bosporus-Fahrten, z.T. bei Nacht, auf ihren eigenen Schiffen an. In Eminönü starten auch die Schiffe zu den südöstlich von Istanbul im Marmarameer liegenden Prinzeninseln. Mit ihrer reizvollen Landschaft sind sie ein beliebtes Ausflugsziel.

Der Bosporus ist etwa 31 Kilometer lang. An der breitesten Stelle liegen die Ufer rund 4 Kilometer auseinander, an der schmalsten sind es knapp 700 Meter. Hier liegt auf jeder Seite eine Festung, eine auf der europäischen und eine auf der asiatischen. Die trutzigen Gemäuer dienten der Kontrolle des Schiffsverkehrs auf dem Bosporus. Heute finden hier im Sommer Freilichtkonzerte statt.

Apropos Konzert: Jedes Jahr steigt in Istanbul das große Jazz Festival. Das ist ein besonderes Vergnügen, weil auch hier wieder die Gegensätze spürbar werden: in die Klänge von Blechbläsern, Bässen, rauhen Stimmen, wilden oder smoothigen Soli - einer Musik, die in New Orleans ihren Ursprung hat - mischt sich das türkisch-traditionelle Flair.

 

Das Nachtleben

Istanbul schläft nicht. In der türkischen Metropole pulsiert das Leben und auch Nachts ist immer etwas los. Wer eine orientalische Nacht mit Bauchtanz erleben möchte, wird eher enttäuscht werden, denn das Nachtleben ist eher typisch westlich. Besonders bekannt ist das Jugendstilviertel "Beyoglu" rund um die zentrale Fußgängerzone Istiklal Caddesi. Hier gibt es viele verschiedene Musibars, Jazz, Cocktailbars, einfache Bierwirtschaften, Theater und Oper und sogar Weinlokale. Zwei Clubs, die besonders beliebt sind: das "Babylon". Hier gibt es Live-Musik. Studenten gehen aufgrund der Musikvielfalt gern in den "Roxy" Club. Dort wird fast alles gespielt: Rock, Pop, Punk, Nu-Jazz, Elektromusik und Latin.

Ein weiterer Tipp ist die Fußgängerzone in Ortaköy, wo immer etwas los ist. Einfach den Limousinen und Sportkarossen folgen, die zeigen einem den Weg dorthin, wo die Partys steigen. Mit viel Schikeria allerdings. Vor allem an der Hauptstraße Muallim Naci Caddesi reihen sich schicke Clubs wie "Reina", "Crystal" oder das "Sortie" aneinander.

Ähnlich nobel ist das Viertel "Nisantasi". Das ist wegen seiner vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten zu nennen. Hier treffen sich Shopping-Begeisterte, die zwischen den Bummeltouren in schicken Boutiquen gern ein Getränk in einem exquisiten Café bestellen.

Wer ruhige Abende wilden Parties vorzieht, dem ist entweder das Kulturzentrum am Taksim-Platz oder der Bosporus zu empfehlen. Hier kann man schön herumhängen - bei Zuckerwatte, türkischem Honig und süßem Çay, türkischen Schwarztee. Einen schönen Blick auf den Fluss hat man von der Terrasse des Clubs "Anjelique". Hier feiert und tanzt zu türkischer und europäischer Partymusik allerdings eher die High Society.

Ein Tipp für Tag und Nacht ist das Club-Restaurant "360°". Unter der Woche werden feine thailändische und türkische Speisen serviert. Am Wochenende verwandelt sich das Restaurant in einen House-Club, in dem man sich unbedingt einen Cocktail gönnen sollte. Eine Besonderheit ist der Panoramablick von der Terrasse auf das Goldene Horn der Stadt.

Ohne Zweifel passt auch die "Bar Cezayir" im Stadtteil Galatasaray in die Rubrik Sehenswürdigkeiten: Ein ehemaliges Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert hat sich in eine glamouröse Bar verwandelt. Dichter, Denker und Lebenskünstler kehren hier ein, dinieren im weißen Salon und sinieren an der langen, hölzernen Bar. Hier macht man es sich in der Lounge bequem oder genießt die Abendluft im Garten.

 

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