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Feelgood-Work: Wie Chefs eine ultra-entspannte Arbeitsatmosphäre schaffen

Eine entspannte Belegschaft ist meist auch eine glückliche und dadurch eine effektive Belegschaft. Wer das versteht und gezielt nutzt, kann erstaunliche Leistungen hevorrufen.

Der Mensch braucht keine strenge, spartanische Arbeitsumgebung, um Leistungsfähigkeit zu zeigen. Das genaue Gegenteil ist der Fall.

unsplash.com, Csaba Balazs

Heruntergebrochen befinden sich Vollzeit-Arbeitnehmer über ein Drittel jedes Wochentages auf der Arbeit. Für viele ist das zeitlich der größte Posten auf der Verteilung ihrer Tageszeit.

Seit langem weiß deshalb die Fachwelt, dass der Arbeitsplatz nicht nur zweckmäßig sein sollte. Man muss vielleicht nicht so weit gehen, wie Google bei seinem Hauptquartier. Ganz allerdings sollte man sich nicht vor den Entwicklungen verschließen. Denn je mehr man in seine Belegschaft investiert, je angenehmer man ihnen das Arbeitsumfeld macht, desto mehr bindet man sie, gibt ihnen ein Gefühl von Wertigkeit und desto kreativer und leistungsfähiger sind sie.

Der folgende Artikel gibt Tipps dazu, die in praktisch jedem Unternehmen appliziert werden können.

1. Die Denker-Ecke

In praktisch jedem Unternehmen gibt es Räume, die nur höchst selten ihrer eigentlichen Bestimmung entsprechend genutzt werden. Das können Konferenzzimmer sein, Wartebereiche, oft auch (Chef-)Büros, die einfach viel zu groß sind für ihren einzigen „Bewohner“.

Hier bietet sich die Möglichkeit, eine simple Denker-Ecke umzusetzen. Dieser Raum muss nicht einmal abgetrennt werden. Er braucht nur eines: bequeme Sitzmöbel. Ob das Couches sind, Sitzsäcke oder Sessel, ist zweitrangig.

Wichtig ist nur, dass das Personal Gelegenheit haben sollte, sich zu beliebigen Tageszeiten dorthin zu begeben und in einer weitaus bequemeren Position als vor dem Schreibtisch zu arbeiten. Dieser mag zwar alle Arbeitsmaterialien konzentriert vorhalten. Für viele Jobs braucht es jedoch nur das Gehirn – ergänzt durch Notebook oder Tablet.

Dazu noch ein ansprechendes „Wohnzimmer-Ambiente“ und natürlich die Erlaubnis, dass es jedem freisteht, die Räumlichkeiten nach Belieben zu nutzen.

Bürotiere haben praktisch nur Vorteile. Allerdings darf in der Belegschaft natürlich niemand allergisch reagieren.

unsplash.com, Andrii Ganzevych

2. Hund, Katze und Co.

Von vielen unbeachtet hat die Wissenschaft in jüngster Vergangenheit erstaunliches herausgefunden. Tiere, insbesondere Hunde, haben am Arbeitsplatz enorm positive Auswirkungen:

  • Sie haben generell auf das gesamte Team stressreduzierende Auswirkungen.
  • Ihre Ablenkung wirkt sich förderlich auf Kreativität aus.
  • Allein durch ihre Anwesenheit fördern sie Kommunikation, bauen Berührungsängste ab und helfen somit bei der Teambildung.
  • Sie wirken als Streitschlichter – die wenigsten können weiter streiten, wenn ein Tier dabei ist.

Dabei muss man nicht auf Trend-Tiere setzen, es reichen tatsächlich die „Klassiker“. Beim Hund bietet es sich an, einfach einigen Mitarbeitern zu erlauben, ihre (natürlich wohlerzogenen) Vierbeiner mitbringen zu dürfen. Sofern es jedoch um Katzen und andere unabhängige Tiere geht, kann das jedoch als firmeninterne Maßnahme geschehen – etwa die im Haus beheimatete Firmenkatze.

3. Treibstoff

Was das leibliche Wohl angeht, gibt es nur sehr wenige Regularien für Arbeitgeber. Jenseits von sogenannter Hitzearbeit gibt es keine Verpflichtung, Getränke oder sogar Speisen bereitzustellen.

Wer sich entlang dieser Regularien bewegt, macht im Sinne des Gesetzes nichts falsch – wohl aber im Sinne dieses Artikels. Denn abgesehen davon, dass Lebensmittel für Angestellte ein Kostenfaktor sind, muss man bedenken, wie ihre Sicht auf das Unternehmen gesteigert werden kann, wenn dieses Mitarbeitern „Treibstoff“ zur Verfügung stellt.

Die wichtigste Basis in unserem Kulturkreis stellt ein zeitgenössischer Kaffeevollautomat dar. Normaler Kaffee sollte die Basis sein, besser ist es immer, wenn das Gerät mehr beherrscht. Denn Kaffee und seine verwandten Getränke sind Energielieferanten, geben notwendige Leistungs-Kicks.

Allerdings sollte Kaffee wie gesagt nur die Basis sein. Die Erweiterung wäre Tee und Bouillon – schon, weil die meisten Kaffeeautomaten auch als Heißwasserspender fungieren. Ergänzt werden sollte diese Maßnahme jedoch auch durch Kaltgetränke.

Schon hier kann man als Chef einen weiteren wichtigen Punkt in der Bereitstellung nutzen: Es ermöglicht es einem, sicherzustellen, dass das Personal vor allem gesunde Lebensmittel zu sich nimmt:

  • Früchte und Fruchtsäfte
  • Mineralwasser
  • Müsli
  • Snack-Gemüse

Wer das in der Büro-eigenen Küche kostenlos vorfindet, wird viel weniger geneigt sein, auf eigene Kosten ungesunde Lebensmittel zu kaufen. Ein wichtiger Schritt zur Reduzierung von Fehltagen.

Ob man es mag oder nicht, Kaffee ist der Treibstoff der gesamten Arbeitswelt. Wer ihn kostenfrei zur Verfügung stellt, tut prinzipiell nichts anderes, als ein Spediteur, der seine LKW betankt.

unsplash.com, Dai KE

4. Eigenregie

Geld sparen und Leistung erhöhen. Normalerweise lieben Selbstständige solche doppelt wirksamen Maßnahmen. Diese hier wird jedoch noch höchst selten angewendet.

Die US-Wissenschaftszeitschrift Scientific American fand vor einigen Jahren in einer Studie heraus, dass sich die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern um mehr als 25 Prozent steigern lässt, wenn man ihnen bei der Einrichtung ihres Arbeitsplatzes die freie Hand lässt.  

Trotz dieser Tatsache jedoch herrscht in vielen Unternehmen Standardware vor – im Glauben, dass ein zu individualisiertes Büro die Mitarbeiter von der Arbeit ablenken würde. Tatsächlich ist genau das eine überkommene Denkweise. Denn ebenso, wie die persönliche Umgebung einer der wichtigsten Schlüssel dafür ist, dass im Home-Office die Leistungsfähigkeit meist steigt, sieht es auch im Firmengebäude aus.

Den Arbeitsplatz umfangreich und nicht nur in wenigen Details nach eigenem Gusto einzurichten, mag gegen alles sprechen, was man über Seriosität und Corporate Identity gelernt hat. Wer jedoch gewillt ist, darüber hinwegzusehen, bekommt Mitarbeiter, die sich einfach ungleich wohler auf der Arbeit fühlen, weil diese ihr Ich ebenso spiegelt, wie es die heimische Inneneinrichtung tut.

Zudem: Man kann eine Menge Geld sparen, selbst wenn man sich generös zeigt und einen Teil der Kosten übernimmt.

5. Zwanglosigkeit fördern

Es gibt in praktisch jeder Firma und jedem Beruf Positionen, in denen ist Repräsentativität ein Schlüssel-Skill, an dem kein Weg vorbeiführt. Das Empfangspersonal muss einfach in seriöser Geschäftskleidung dort sitzen, weil Nachlässigkeit (meist unfairerweise) negative Rückschlüsse auf das Unternehmen erzeugen würde.

Aber warum muss Personal in der Buchhaltung, müssen Controller, IT-Mitarbeiter und ausschließlich mit telefonischer Kundenakquise betraute Mitarbeiter, die niemals jemand von außen zu Gesicht bekommt, dennoch den oft ungeschriebenen, aber nicht minder strengen Gesetzen der Bürobekleidung folgen?

Einen sinnvollen Grund dafür gibt es nicht. Und das Beharren auf starren Kleiderkonventionen, selbst wenn es sich nur so eingebürgert hat, hat eine Menge Nachteile:

  • Recht hohe Anschaffungskosten für das Personal.
  • Bei vielen Kleidungsstücken kostspielige Reinigung (etwa Anzüge, Sakkos usw.).
  • Oft nicht sonderlich bequem.

Es gibt einen Grund, warum sich selbst in den höchsten Business-Machtzentren der USA schon in den ausnehmend „steifen“ 1950ern der Casual Friday etablierte, zu dem Mitarbeiter legerer gekleidet zur Arbeit kommen durften: Es arbeitet sich einfach lockerer, wenn man nicht in Business-Rock, Schlips und Sakko gezwängt ist – erst recht, aber nicht ausschließlich bei Hitze.

Tatsächlich sollte man als Chef sogar ein scharfes Auge darauf haben, dass alle Mitarbeiter, bei denen seriöse Geschäftskleidung nicht erforderlich ist, grundsätzlich leger gekleidet sind. Arbeitsmoral und die Leistungsfähigkeit werden sich erhöhen – man muss es ja nicht in Richtung Jogginghose übertreiben.

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