Hollywood tonangebend
Die amerikanischen Studios setzten in den Siebzigern zunehmend auf Großproduktionen. Hierzu zählten vor allem die Katastrophenfilme um brennende Hochhäuser und abstürzende Flugzeuge; in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts rollte dann die Welle der Sciencefiction-Filme: “Krieg der Sterne” (1977) von George Lucas oder “Das Imperium schlägt zurück” (1979) von Irvin Kershner wurden mit hohem finanziellen und technischen Aufwand auf Zelluloid gebannt und spielten schon bald ein Vielfaches der Produktionskosten ein.
Am Komödienhimmel ging der Stern Woody Allens auf, dessen Filme “Der Stadtneurotiker” (1977) und “Manhattan” (1978) die Neurosen des amerikanischen Großstadtmenschen tiefsinnig aufs Korn nahmen. Sein schrulliges Image unterstrich der Regisseur, als er 1978 den Regie-Oscar für den “Stadtneurotiker” mit der Begründung ablehnte, dass die “Leute, die Anerkennung verdienen, doch immer leer ausgehen”.
Geradezu hysterische Reaktionen in den USA und Europa lösten die Disco-Streifen “Saturday Night Fever” (1977) und die Folgeproduktion “Grease” (1978) aus. John Travolta und seine tanzenden Freunde sorgten für eine Disco-Welle, der Soundtrack der Soft-Rock-Gruppe Bee Gees stürmte die internationalen Charts.
Aber auch in den USA versuchten ambitionierte Filmemacher dem reinen Kommerz-Kino die Stirn zu bieten. Beeinflusst vom Erzählkino des alten Hollywood begriffen sie Kino als sinnliches und nicht als intellektuelles Erlebnis. So entstanden Filme wie “Der Pate” (1971/1974) und “Apocalypse Now” von Francis Ford Coppola, “Taxi Driver” (1975) von Martin Scorsese, “Harold and Maud” (1971) von Hal Ashby sowie “Klute” (1970) und “Die Unbestechlichen” (1976) von Alan J. Pakula. Das deutsche Kino erlebte in den 70er Jahren einen Wachwechsel: Junge, ambitionierte Regisseure setzten dem verstaubten Heimat- und Abenteuerfilm der Nachkriegszeit ihre gesellschaftskritischen Filme entgegen. Es gelang ihnen sogar, wieder mehr Besucher in die Kinos zu locken und der bis Mitte des Jahrzehnts andauernden Krise der Filmindustrie Einhalt zu gebieten. Der Neue Deutsche Film überzeugte mit anspruchsvoller Unterhaltung und stieß auch bald im Ausland auf das Interesse der Kinogänger. In Frankreich war die Nouvelle Vague weiterhin tonangebend und setzte sich mit ihren Autorenfilmen bewusst von der auf kommerziellen Erfolg zielenden Massenware ab. Während auch in Italien Regisseure wie Bertolucci und Fellini eigenwillige Klassiker schufen, beherrschten in den USA nach wie vor die publikumsträchtigen Großproduktionen die Leinwände.