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Hobby Schmieden: Welches Equipment die Funken fliegen lässt

Heimwerken ist allgegenwärtig. Doch für einen faszinierenden, fast schon archaischen Seitenarm des DIY-Hobbys genügt nur bei wenigen Stücken der Gang in den nächsten Baumarkt.

Schmieden ist ein sehr befriedigendes Hobby. Aber wie in allen DIY-Bereichen benötigt der Spaß auch hier eine zugekaufte Grundlage.

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Von allen Strömungen des Selbermachens, das so viele praktizieren, können nur wenige von sich behaupten, ihre Wurzeln in ebenso ferne Vergangenheit auszustrecken wie das Schmieden. Glühendes Eisen, gezielte Hammerschläge, rabiates Abschrecken – dieses Steckenpferd ist mehr als das bloße Anfertigen von Dingen, um Geld zu sparen. Schmieden befindet sich auf einem schmalen Grat zwischen brachialem (schweißtreibendem) Handwerk und faszinierender Kunst. Doch um Schmieden zu können, braucht es eine anständige Equipment-Grundlage. Welche, das zeigt der folgende Artikel.

1. Die Esse

Willst Du das Eisen trennen, sollst mit Liebe es zerbrennen,
wird freundlich auseinandergehen, doch nie in seine Augen sehen

So sang es die Band Rammstein in ihrem unveröffentlichten Demo-Track „Eisenmann“. Und Brennen ist auch das große Stichwort: Um Schmieden zu können, ist es unbedingt notwendig, Eisen auf eine buchstäbliche Gluthitze zu temperieren.

Dazu gibt es zwei Lösungen, beide präferieren das Selbermachen:

  • Die Feld- oder Kohleesse. Bei dieser Esse wird die Hitze über glühende Kohlen erzeugt, die mit einem Frischluftgebläse angefacht werden. Hier gibt es viele Bauformen von der kleinen Bremstrommel-Esse mit Druckluftkompressor-Anschluss bis zur gemauerten Stein-Esse samt elektrischem (Staubsauger-)Gebläse.
  • Die Gasesse. Sie bezieht ihre Hitze aus einem Gasbrenner, der über eine Gasflasche versorgt wird – eine solche Flasche ist vielfach auch die Grundlage für die eigentliche Esse: Die geleerte Gasflasche wird aufgeflext, mit Dämmmaterial und Ofenbau-Zement ausgekleidet, es entsteht eine Brennkammer.

Alle Essen-Varianten gibt es mittlerweile auch fertig zu kaufen. Welche „besser“ ist, darüber streitet sich auch die Szene. Eine objektive Antwort gibt es nicht; bloß die, dass die Gasesse schneller auf Temperatur kommt und weniger Rauch und Geruchsbelästigung produziert.

2. Die Werkbank

Egal ob es das Bereitlegen der Schmiedewerkzeuge ist, das Bauen der Esse oder das Vor- bzw. Weiterbearbeiten von Schmiedestücken, ohne Werkbank geht es nicht. Sie ist die Basis für die ganzen anderen Werkzeuge, dient als Untergrund für den Schraubstock und vielleicht sogar einen kleinen Amboss.

Das allerdings erzeugt Belastungen, die weit über dem liegen, wofür „Baumarkt-Material“ ausgelegt ist. In der Hobbyschmiede sollte deshalb eine profitaugliche Bank stehen. Die ist fest mit dem Boden verschraubt und hat im Idealfall Schubfächer bzw. Türen, um das nötige Werkzeug vor Funkenflug und ähnlichen Belastungen zu schützen.

3. Der Amboss

Auch rotglühendes Eisen ist immer noch ausnehmend zäh. Das allein gebietet schon, dass es auf einem Untergrund bearbeitet werden kann, der abertausende Hammerschläge klaglos übersteht und sich auch nicht an den Temperaturen stört. Das einzige Material, das dafür infrage kommt, ist wiederum Eisen.

Je schwerer der Amboss, desto besser“

Das ist die Grundregel, der man alles unterordnen sollte. Schon für kleinere Schmiedearbeiten sollte das Amboss-Gewicht nicht unter 25 Kilogramm liegen. Heutige Ambosse sind dabei in Gänze gegossen; die Profi-Variante verfügt aber über eine aufgeschweißte, geschmiedete Arbeitsfläche.

Alternativ nutzen viele Hobbyschmiede umgearbeitete Eisenbahnschienen-Stücke – die sind vor allem günstiger (ein tauglicher Amboss kostet pro Kilo gut und gerne fünf Euro), es fehlt aber natürlich an Details – etwa dem „Horn“, das zum Rundschmieden unerlässlich ist.

Dabei muss der Amboss auf einer absolut starren Verbindung mit dem Boden verbunden werden. Viele Hobbyschmiede setzten auf geschweißte Eigenkonstruktionen, andere auf sandgefüllte Stahlbehälter.

Die günstigste und für den Anfänger einfachste Option ist jedoch ein massiver Hartholz-Klotz respektive Baumstumpf, der mit Stahlbändern verstärkt wird.

Wichtig: Guss-Ambosse erzeugen einen sehr schrillen Ton. Es muss auf jeden Fall immer mit Gehörschutz gearbeitet werden. Unter dem Amboss und der Unterkonstruktion sollte eine Lage Teerpappe zur Schall-Entkopplung eingebracht werden.

4. Die Hämmer und Zangen

Wer jemals einen Blick in eine virtuelle oder „analoge“ Schmiedewerkstatt geworfen hat, dem dürfte unmöglich die meist sehr üppige Kollektion von Hämmern und Schmiedezwangen entgangen sein.

Tatsache ist, dass „Der Hammer“ das zentrale Arbeitsmittel jedes Schmieds ist, egal was genau er auch anfertigt. Der Hammer überträgt einen zielgerichteten Impakt auf das Werkstück, der es allmählich in die Form bringt, die es später haben soll. Von den unzähligen Hammer-Varianten sind dabei für dieses Hobby nur zwei von Interesse:

  1. Der Schlosserhammer – die (universell einsetzbare) Hammerform, die den meisten als erstes in den Sinn kommt.
  2. Der Schmiedehammer – ein je nach Aufgabengebiet speziell geformter Hammer.

Für den Anfang reichen dabei drei Stü>keine weniger wichtigen Formen, die meisten sind auch für alltägliche Schmiedearbeiten notwendig. Loslegen sollte man mit mindestens einer Flach- und einer Dornzange, davon ausgehend aber möglichst rasch gezielt upgraden.

Ein guter Amboss ist nicht günstig, dafür aber eine Lebzeit-Anschaffung. Bloß ist alles unter 25 Kilo nur bedingt fürs Schmieden geeignet.

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5. Der Anlass-Ofen

Wenn man Stahl schmiedet, muss man ihn, damit er nicht weich bleibt, am Ende der Umformung gezielt in Wasser oder Öl abschrecken – das sogenannte Härten. Das allerdings sorgt für einen bei den meisten Anwendungen viel zu hohen Härtegrad – ähnlich wie eine Fliese ist der Stahl dann zwar sehr hart, aber auch brüchig. Eine Feile beispielsweise, die auf einen harten Boden fällt, kann problemlos in mehrere Teile zerbrechen.

Messer indes, auch selbstgeschmiedete Hämmer und dergleichen, müssen jedoch wieder kontrolliert zäh gemacht werden. Das geschieht durch das Anlassen – das Werkstück wird auf eine kontrolliert hohe Temperatur gebracht, wodurch Spannung in seinem Kristallgefüge abgebaut und die Härte verringert wird.

Dabei muss man unterscheiden zwischen Hoch- und Niedertemperatur-Anlassen. Damit steht und fällt dann auch die Werkzeugfrage:

  • Niedertemperatur-Anlassen (160 – 300°C) wird für die meisten Messerklingen und dergleichen benötigt. Das kann in einem handelsüblichen Back- bzw. Grillofen passieren – viele Hobbyschmiede „recyceln“ (alte) Küchengeräte auf diese Weise.
  • Hochtemperatur-Anlassen ab 300°C wird für Spezialstähle, Federstahl und Ähnliches benötigt. Dafür benötigt es spezielle elektrische Anlassöfen.

Für den Einstieg dürfte damit die Marschrichtung klar sein – es reicht ein handelsüblicher Grillofen, sofern das Werkstück dessen Abmessungen nicht übersteigt.

6. Die Schleifwerkzeuge

Als letztes auf der Kaufliste stehen Werkzeuge, mit denen dem Metall vorher und nachher ein Schliff verpasst wird. Auch hier gibt es viele Optionen, für den Anfang genügt ein handelsüblicher Winkelschleifer, da dieser den großen Vorteil der vielfältigen Nutzbarkeit hat.

Als nächster Kauf sollte dann ein (Hand-)Bandschleifer anstehen; dieses Werkzeug macht unter anderem die Bearbeitung von Messerklingen um einiges einfacher.

Viele Schmiede-Puristen arbeiten übrigens ausschließlich mit händisch bedienten Feilen. Ein zwar sicherlich traditioneller Weg, aber für den Anfänger nicht unbedingt empfehlenswert, da es ohne nötige Schmiede-Erfahrung dadurch nur anstrengender wird, man aber die einhergehenden Präzisions-Vorteile (zunächst) nicht benötigt.

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