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Identitätsklau: Risiko durch alte Freemail-Adressen
Im Internet symbolisiert unsere E-Mail-Adresse unsere Identität. Mit ihr rufen wir nicht nur unsere E-Mails ab, wir nutzen sie häufig auch, um uns in Onlineshops, Social-Media-Kanälen und bei Webdiensten anzumelden. Haben wir das Passwort vergessen, lassen wir uns an diese E-Mail-Adresse ein neues zusenden. Alles ganz einfach, aber bei weitem nicht risikofrei - im Gegenteil.
Das musste vor kurzem auch der beliebte Schauspieler und Münsteraner Tatort-Kommissar Axel Prahl erleben. Denn er kennt diesen Tatbestand ganz real und aus der Perspektive des Opfers. Wie bekannt wurde, hat ein Betrüger die digitale Identität des Tatort-Stars gestohlen und kauft seitdem auf großem Fuß auf dessen Kosten ein. Doch wie war dies möglich? Und kann dies auch uns treffen? Genau dies haben nun Forscher vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) in Bonn untersucht.
E-Mail-Adressen werden "recycelt"
Die Forscher haben dabei eine Sicherheitslücke entdeckt, die viele von uns unwissentlich betrifft und die sich Angreifer leicht zunutze machen können: Viele von uns sammeln im Laufe der Zeit, privat wie beruflich, eine ganze Reihe von E-Mail-Adressen und geben diese irgendwann aber wieder auf. Manchmal auch nicht ganz freiwillig, denn einige Anbieter kostenloser E-Mail-Adressen geben die bei ihnen angemeldeten Adressen nach einem bestimmten Zeitraum ihrer Nichtnutzung wieder frei und vergeben sie erneut.
Je nachdem, wie lange der betreffende Account zu diesem Zeitpunkt bereits brachliegt, bekommt der vorherige Adressinhaber davon unter Umständen nicht einmal etwas davon mit. Betroffen von diesem E-Mail-Adressen-Recycling sind viele: Die Auswertung von Datenbeständen gängiger Freemail-Provider ergab, dass rund 33,5 Prozent der Freemail-Adressen nicht mehr gültig sind. In einer Nutzerstudie gaben rund 60 Prozent der Teilnehmer an, über eine E-Mail-Adresse zu verfügen, die sie aktuell nicht mehr nutzen.