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Kapitän
Mit wettergegerbtem Gesicht und weißem Bart steht der Kapitän auf der Brücke. Abends beim Dinner hält er mit seinem Seemannsgarn die vornehmen Passagiere bei Laune. Soviel zum Klischee. Doch wie verhält es sich mit dem Traumberuf Kapitän wirklich?
Es fehlt an Nachwuchs
Die Seeschifffahrt ist nach wie vor ein volkswirtschaftlich äußerst wichtiger Zweig des nationalen und internationalen Handels. 98 Prozent des interkontinentalen Warenaustausches erfolgt auf dem Seeweg. Aus einer Statistik des Verbands Deutscher Reeder (VDR) geht hervor, dass in der deutschen Seeschifffahrt im Jahr 2000 Transportleistungen im Wert von 18 Milliarden Mark erbracht wurden. Etwa 5000 deutsche Offiziere und Kapitäne sorgen dafür, dass die millionenschwere Ladung auch bei widriger See sicher und pünktlich den Zielhafen erreicht. So viel Verantwortung wird auch angemessen entlohnt. Kapitäne verdienen laut VDR zwischen 4200 und 5300 Euro brutto.
Dennoch fehlt es in Deutschland an nautischem und technischem Offizier-Nachwuchs. “Reedereien suchen derzeit händeringend nach Seeleuten. Aber die Lage ist so ungünstig wie schon lange nicht mehr. Dagegen sind die Zukunftsperspektiven junger Leute, die sich für eine Offizierslaufbahn in der Seeschifffahrt interessieren, ausgesprochen gut, sagt Hans-Jürgen Dietrich, der selbst jahrelang als verantwortlicher Kapitän zur See fuhr und heute beim Verband Deutscher Reeder in Hamburg im Bereich Personal See/seemännischer Nachwuchs tätig ist. Zurzeit suchen deutsche Reedereien für die Offizierslaufbahnen pro Jahr etwa 400 Bewerber, aus denen später einmal Kapitäne werden können. Durchschnittlich waren es in den vergangenen Jahren nur zirka 300 Neueinsteiger. Es ist ein langer Weg durch Theorie und Praxis der Seefahrerkunst, bevor Kapitänsanwärtern ein Kommando anvertraut wird.