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nka

indianische Dynastie eines Ketschua-Stamms im mittleren Andenraum. Der Titel Inka kam ursprünglich nur dem Herrschergeschlecht zu, später wurde er auf das ganze Volk übertragen. Die Inka hatten in den letzten hundert Jahren vor der Ankunft der Spanier ein Großreich mit der Hauptstadt Cuzco geschaffen, das unter dem Inka Huayna Capac den größten Teil Ecuadors, Perus und Boliviens sowie Teile von Argentinien und Chile umfasste. Die Anfänge der Inka liegen im Dunkeln. Genauere Regierungsdaten liegen nur für die letzten 5 der insgesamt 13 Herrscher vor. Erst der 8. Inka Viracocha ist historisch richtig fassbar; sein Sohn Pachacutec Yupanqui (14381471) rettete die Dynastie vor dem Angriff der Chancay, die Cuzco bedrohten, und begann die Reihe von Eroberungen, die den Inka-Staat zur Großmacht werden ließ. Huayna Capac (14931527) teilte das Reich unter seine Söhne Huascar und Atahualpa; ihr Bruderkrieg erleichterte Pizarro 1532 die Eroberung des Inka-Reichs. Die Gefangennahme und Hinrichtung Atahualpas bedeutete das Ende der Inka-Herrschaft. Indianische Führer späterer Rebellionen (so Tupac Amaru im Jahre 1780) versuchten vergebens, an die alte inkaische Tradition anzuknüpfen.
Inka: Reich unter Huayna Capac (1493-1527)
Inka: Reich unter Huayna Capac
Die Inka organisierten unter geschickter Einbeziehung bereits vorhandener Kulturen einen Großstaat auf theokratischer Basis. An der Spitze des streng zentralistisch verwalteten, in vier Provinzen gegliederten Reichs stand als absoluter Herrscher der Sapa Inka (der „alleinige Inka“). Er ehelichte seine Schwester und genoss als Sohn des Sonnengotts göttliche Verehrung, vor allem nach seinem Tod. Zur Verwaltung zog er blutsverwandte Adlige heran. Sie bildeten die herrschende Klasse und zahlten keine Steuern. Es folgten der höhere Adel (wegen seiner Ohrzierrate von den Spaniern Orejones [„Großohren“] genannt) und der niedere Adel (Kuraca). Sie lebten von den Steuerleistungen der gemeinfreien Bauern, welche die Hauptmasse der Bevölkerung bildeten. Eine Sonderstellung nahmen die Sklaven ein, die sich aus Fremdstämmigen, Kriegsgefangenen und Verbrechern zusammensetzten. Strenge Vorschriften über Arbeitsleistung, Freizeit, Kleidung, Schmuck, Heirat u. a. regelten das Leben des Einzelnen genau. Ebenso streng geordnet waren die Beamtenschaft, die Rechtsprechung und das Heer des Inka-Reichs. Das hervorragend ausgebaute Straßensystem (Hängebrücken) übertraf das der Römer an Ausdehung. Schnellste Nachrichtenübermittlung erfolgte durch Stafettenläufer auf den „Königsstraßen“.
Inka-Darstellung
Bilder aus der Welt der Inka
Bilder aus der Welt der Inka: Der Boden wird mit einem Pflanzstock für die Saat der Maiskörner bereitet (links). Mit Wolfsfell und Schleuder werden die Vögel vom Acker verscheucht (Mitte). Mann und Frau bringen die Ernte ein (rechts).
Der intensive Feldbau (Terrassenfelder, Bewässerungsanlagen, Düngung) wurde im Rahmen des Ayllu (wirtschaftlich autarke Sippe mit gemeinsamem Landbesitz und gemeinsamer Nutznießung des Lands, Viehbestands und Ernteertrags) gemeinschaftlich betrieben. Jedem Ayllu stand ein gewählter Führer vor, den ein Beirat alter Männer beriet. Um die Abgaben (66% in Naturalien und Dienstleistungen) zu gewährleisten, wurde das Land des Ayllu auf die Dorfbewohner, den Inka (Verwaltung und Truppen) und den Kult aufgeteilt. Das Inka und Kult zugemessene Land wurde gemeinsam im Rahmen der Arbeitsfronsteuer, das der Dorfbewohner von jedem selbst bewirtschaftet. Außerdem war jeder jährlich dem Staat zu einer gewissen Arbeitsleistung als Bergarbeiter (Gewinnung von Gold, Kupfer und Zinn), beim Straßen-, Brücken-, Tempel- oder Festungsbau verpflichtet. Das Vieh (vor allem Lama und Alpaka als Schlacht- und Wolltier) war persönliches Eigentum. Höhe der Ernte, Viehbestand, Abgaben und Bevölkerungszahl wurden mit Hilfe verschiedenfarbiger Knotenschnüre (Quipu) statistisch erfasst. Der Staat unterhielt Speicher zur Vermeidung von Hungersnot.
Die Inka hatten eine hoch entwickelte Goldschmiedekunst und kannten den Bronzeguss. Die feinsten Gewebe (Vicuña-Wolle) wurden von den sog. Sonnenjungfrauen hergestellt, die in klösterlicher Abgeschiedenheit lebten. Hauptwaffen waren Steinschleuder, Streitaxt und Keule. Die Kunst der Inka trägt einen ausgesprochen nüchternen, ernsten Charakter. Die Keramik bevorzugt einfache, wohlproportionierte Formen mit weitgehend geometrischem Dekor. Die Wohnhäuser waren größtenteils aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet; die Monumentalbauten (Paläste der Herrscher, Tempel, Festungen) aus Stein, der hervorragend bearbeitet ist. Nebeneinander wurden rechteckige und polygonal zugehauene Steine (z. T. Megalithen wie in Sacsayhuaman bei Cuzco) verwendet und ohne Bindemittel aufeinander gefügt.
In der Religion trat die alt-andine Schöpfergottheit Viracocha gegenüber dem Sonnengott Inti mit seiner Gattin, der Mondgöttin Quilla, an Bedeutung zurück. Eine große Rolle spielte der „Huaca“-Kult (huaca, „heilig“), der sich mit der Ahnenverehrung verband, denn als „Huaca“ wurden nicht nur sonderbar gestaltete Felsen, Höhlen, Quellen u. Ä., sondern auch die Leichname der Ahnen und deren Grabstätten angesehen und mit Opfern versehen (Menschenopfer nur in Zeiten der Not). Religiöse Zeremonien, die vor allem in der Hauptstadt mit großem Pomp abgehalten wurden, begleiteten die 12 Monate des Agrarjahres. Inkaschrift, Machu Picchu.
Machu Picchu: Anlage
Anlage von Machu Picchu
Die Tempel, Wohnhäuser, Werkstätten und Terrassenfelder von Machu Picchu zeugen von der hohen Kultur der Inka.
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