Lexikon

Leibniz

Prästabilierte Harmonie

In seiner Philosophie versuchte Leibniz eine spekulative Fortsetzung naturwissenschaftlicher und mathematischer Erkenntnisse in einem rationalen System, in dem die Eigenart des Individuellen nicht unterschlagen wird und der Bezugspunkt auf ein Universelles (Gott) nicht aufgegeben werden muss. In seiner „Monadologie“ (französisch 1714, deutsch 1720) stellt er die materielle Welt als aus einer Vielzahl von kleinsten, unteilbaren Krafteinheiten, sog. Monaden (griechisch „Einheit“) bestehend dar, die in sich vollkommen abgeschlossen („fensterlos“), aber dennoch dynamisch und beseelt sind. Dank göttlicher Vorherbestimmung bilden sie ein harmonisches Ganzes (prästabilierte [vorausbestimmte] Harmonie), wobei jede Monade in unterschiedlicher Vollkommenheit das ganze Universum in sich spiegelt. Auf dieser Grundlage kam Leibniz schon in seiner Schrift zur Theodizee („Essais de Théodicee“ 1710) zu der Auffassung, dass die von Gott geschaffene Welt die beste aller möglichen (d. h. denkbaren) Welten sei, denn nur Gott als Urgrund allen Seins und absolut vollkommenes Wesen könne die Welt in voller Klarheit erfassen. Das Übel, welches dennoch existiere, bestehe durch die allen Dingen anhaftende Begrenzung.
Neben diesen und anderen Arbeiten („Metaphysische Abhandlung“ 1685; „Neues System“ 1695) sind auch die nachgelassenenen Schriften von Bedeutung, von denen die „Neuen Versuche über den menschlichen Verstand“ 1765 (Streitschrift gegen J. Locke) am wichtigsten sind. Die Leibnizsche Philosophie übte einen starken Einfluss auf die Philosophie der Aufklärung aus. Sie wurde vor allem von C. Wolff weitergetragen und fand dadurch Eingang in die Schulphilosophie.
  1. Einleitung
  2. Der Weg zum Universalgelehrten
  3. Prästabilierte Harmonie
  4. Begründer der höheren Mathematik
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