Lexikon

Metaphysk

[
griechisch
]
ursprünglich Bezeichnung für die abstrakt-philosophischen Schriften des Aristoteles, die in einer seit dem 1. Jahrhundert üblichen Anordnung seiner Werke nach den naturwissenschaftlichen Schriften einsortiert waren (meta ta physika, „nach der Physik“). Ursprünglicher Gegenstand der Metaphysik ist die Beschäftigung mit den Grundfragen des Seienden, den allgemeinsten Begriffen wie Sein, Nichts, Werden, Ursache, Grund, Raum oder Zeit. Der geläufigere Sinn von Metaphysik als Erkenntnis des Übernatürlichen, Überweltlichen, Übervernünftigen ist neuplatonischen Ursprungs: Die Metaphysik hat danach nicht so sehr das Seiende und dessen Prinzipien zum Gegenstand, sondern das Erste in der Rangfolge des Seienden, die intelligiblen Ideen.
Im Mittelalter wurde die Metaphysik als philosophische Theologie gefasst, die das Fundament der dogmatischen Theologie bildete; insofern in ihr die Lehre von Gott als Lehre von den Prinzipien des Seins ausgeführt wurde. Mit der Entstehung des neuzeitlichen Methodenbewusstseins (R. Descartes) trat eine immer schärfere Trennung zwischen der aristotelischen und der neuplatonischen Auffassung von der Metaphysik ein: Die Metaphysik als Ontologie wurde zur Kategorien-, Erkenntnis- und Wissenschaftslehre; die Metaphysik als Wissen vom Übersinnlichen wurde zur Glaubens- und Weltanschauungslehre; ihr immer wieder erhobener Anspruch, den Sinn des Transzendenten durch Intuition zu erkennen, verfiel der Kritik der Kantischen Erkenntnistheorie. Kant wollte jedoch nicht die Metaphysik als solche bestreiten, sondern sie von falschen Ansprüchen reinigen und sie so als Wissenschaft möglich machen. Der deutsche Idealismus begründete nach Kants Kritik noch einmal eine Metaphysik als Wissenschaft des Denkens, die darum auch „Wissenschaftslehre“ (J. G. Fichte), „Logik“ (Hegel) oder „Identitätsphilosophie“ (Schelling) hieß.
Im 19. Jahrhundert war eher die Metaphysikkritik durch L. Feuerbach, S. Kierkegaard, K. Marx, F. Nietzsche und die „historische Schule“ (W. Dilthey) wirksam. Um einen heute möglichen Metaphysikbegriff bemühten sich, unter verschiedenen Voraussetzungen, M. Heidegger und K. Jaspers. In der heutigen Situation ist die Beschäftigung mit der Metaphysik in den Hintergrund getreten, da insbesondere Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie ihren Platz einnehmen.
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