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Nanopartikel: Machen sie gesund?
Sie sind winzig klein, doch Skeptiker halten sie häufig für eine große Gefahr: die Nanopartikel. Mit ihrer "Größe" von wenigen hundert Nanometern sind Nanopartikel zwar 50.000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares, dennoch erfreuen sie sich seit einiger Zeit einer größeren Aufmerksamkeit. Sie sollen die Medizin revolutionieren, unsere Essgewohnheiten verbessern und uns auch noch schöner machen. wissen.de sprach mit Professor Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in München, über Chancen und Risiken der Nanotechnologie: "Nanopartikel waren schon immer da. Jedes Produkt ist immer auch ein Nano-Produkt. Neu ist, dass die Nanotechnologie jetzt versucht, bestehende Probleme zu lösen. In der Medizin ist sie der Königsweg."
wissen.de: Im Film "Die Phantastische Reise" von 1966 wurde ein Chirurgenteam so stark verkleinert, dass es in ein Mini-U-Boot passte, mit dem die Ärzte in das Gehirn eines Patienten gelangen und dort ein gefährliches Blutgerinnsel entfernen konnten. Handelt es sich beim Einsatz von Nanotechnologie in der Medizin noch immer um Science Fiction?
Prof: Wolfgang Heckl: Ganz und gar nicht. Die Nanotechnologie erlebt einen stürmischen Entwicklungsprozess und wird schon bald Alternativen in Diagnostik und Behandlung liefern. Soeben hat, um ein konkretes Beispiel zu nennen, die deutsche MagForce Nanotechnologies AG die weltweit am weitesten fortgeschrittene Neuropartikel-Krebstherapie vorgestellt. Mit der so genannten Nano-Krebs-Therapie gegen aggressiven Hirntumor, einer Thermotherapie mit magnetischen Nanopartikeln, sind bereits 60 Patienten erfolgreich behandelt worden. Sie leben im Schnitt neun Monate länger als nach einer konventionellen Therapie.
wissen.de: Welche nanotechnologischen Medikamente außer dem 2011 eingeführten MagForce-Produkt gibt es noch?
Wolfgang Heckl: Es gibt zum Beispiel das Wundheilpflaster, das Nanopartikel enthält, die die Wunde schneller schließen lassen. Denn die Koagulation der Blutplättchen kann man dadurch beschleunigen, dass man Nanopulverpartikel in einem Wundheilpflaster dispergiert, die die Verklumpung des Blutes initiieren. Die Blutung wird um bis zu 50 Prozent schneller gestillt.