Am Anfang steht meist eine Lebenskrise. Dann plötzlich beginnen die Gedanken zu rasen, die Umwelt wirkt immer bedrohlicher, die Situation ausweglos – die Geschichten vieler Psychose-Erkrankter beginnen auf diese Weise. Wie sie enden, ist hingegen höchst unterschiedlich. Der vielleicht wichtigste Faktor für die Heilung: Eine Behandlung, die den Patienten einbezieht.
„Ich war wie in einem Gedankenstrudel gefangen, der sich immer schneller drehte. Jeden Tag schrieb ich endlose, immer detailliertere Listen, was ich an dem Tag zu erledigen hatte. Gleichzeitig schaffte ich gar nichts“, erinnert sich Björn Petersen (Name geändert). Wenn der heute 41-Jährige an seinen ersten psychotischen Schub zurückdenkt, ist ihm selbst klar, wie sehr er damals „neben der Spur“ war. 17 Jahre ist das inzwischen her. Sein Leben lief gerade nicht so rund, das Studium hakte, die Liebe auch, dann erfuhr er noch, dass sein Vermieter, bei dem er zur Untermiete wohnte, die Wohnung kündigen wollte. Das setzte dann die Psychose in Gang.
„Damals kam mir mein Verhalten nicht ‚seltsam’ vor“, erzählt Petersen. „Ich dachte nur, dass ich einen Haufen ungelöster Probleme hatte, und wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Auch Gespräche halfen nicht, ich redete stundenlang, unterbrach mich ständig selbst und kam überhaupt nicht mehr auf den Punkt. Das war wie ein Strom ohne Anfang und Ende.“
Psychose – außen und innen verschwimmen

Psychosen können jeden treffen. Meistens brechen sie in Lebenskrisen zum ersten Mal aus.
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Treffen kann eine Psychose jeden. Ein leicht erhöhtes Risiko haben Menschen mit Psychosefällen in der Familie. Trotzdem wehrt sich Thomas Bock gegen die noch immer in vielen psychiatrischen Kliniken verbreitete Haltung, dass Psychosen vorrangig mit der Genetik oder dem Stoffwechsel zusammenhingen. Denn diese Haltung habe zur Folge, dass die Patienten vor allem medikamentös versorgt, aber nicht ausreichend begleitet würden. Dabei stehen die Chancen auf Heilung gut: Ein Drittel der Patienten, so Bock, werde nur einmal und danach nie wieder psychotisch, ein weiteres Drittel könne in Lebenskrisen wieder psychotisch werden, dem aber auch vorbeugen. Das dritte Drittel sei über längere Zeit beeinträchtigt – aber auch diese Patienten könnten lernen, mit der Krankheit umzugehen.