Seitdem die Trainingszeiten meines Taekwondo-Vereins nicht mehr kompatibel mit meinem Alltag sind, bin ich sportlos. Also muss eine neue Sportart her. Nur welche? Bauch-Beine-Po ist mir zu langweilig, beim Schwimmen nerven mich die Kämpfe mit den Mitschwimmenden um die Bahnen und bis ich die nächste schöne Laufstrecke erreiche, muss ich erst ziemlich lange über Asphalt joggen. Unkompliziert, ohne viel teure Ausrüstung und Vereinsmeierei hätte ich den neuen Sport gern, und natürlich kompatibel mit meinem Alltag zwischen Beruf und Familie. Außerdem will ich mich nicht quälen, sondern Spaß haben. Zu anspruchsvoll? „Versuch doch mal Zumba“, rät mir eine Bekannte, „das könnte zu dir passen.“
„Da tanzt man zu lateinamerikanischer Musik, aber ohne Partner“, erfahre ich. Das klingt gut. Im Jahrzehnte zurückliegenden Tanzkurs haben mir Cha Cha Cha, Rumba und Co. eigentlich ganz gut gefallen – wäre da nur nicht der ewige Streit darum gewesen, wer führt und wer wem wann auf die Füße getreten ist. Also auf zum Zumba!

Mit dem Trendsport "Zumba" erhält sie ihre Schönheit.
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(Fast) nur Frauen machen Zumba
Am Tag meiner ersten Zumba-Stunde strahlt der Himmel über Hamburg Altona knallblau - kein Wetter für Hallensport. Trotzdem ist der Andrang groß: Etwa 35 Frauen und ein Mann füllen den Trainingsraum vollständig aus, gerade einmal anderthalb Meter trennen mich von meinen Mittänzerinnen.
Ich beziehe ungefähr in die Mitte des Raums Position: Nah genug vorn, um einen guten Blick auf die Trainerin zu erhalten, weit genug hinten, damit möglichst wenig Leute hinter mir gegebenenfalls Zeugen meiner verpatzten Tanzschritte werden. Der einzige Mann im Raum hat sich einen Platz in der – besonders vollen – letzten Reihe gesucht und schaut ein wenig verlegen drein.
Das Durchschnittsalter im Raum liegt irgendwo Ende Zwanzig. In puncto Outfit scheint es keine Regeln zu geben. Die Frau links vor mir trägt eine lange, wallende Jogginghose, ein sommerliches Top und ist ansonsten barfuß, andere haben ihre Füße in dicke Sportschuhe gesteckt, tragen dafür aber kurze Sporthosen. Die meisten Frauen im Raum haben es offenkundig nicht nötig, viel Fett zu verbrennen, aber einige fülligere Teilnehmerinnen kann ich doch ausmachen.