Deutschland ist Sparweltmeister. Trotz Zinskrise hat sich die Sparquote im Jahr 2017 weiter erhöht und liegt nun im Durchschnitt knapp unter der Zehn-Prozent-Marke. Auf rund 6,1 Billionen Euro wird das private Geldvermögen geschätzt. Experten erwarten auch im laufenden Jahr einen weiteren Anstieg. Auf den ersten Blick haben es die Deutschen als nicht nötig, weiter zu sparen. Auf den zweiten Blick haben diese Zahlen einen unsichtbaren Haken: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Während vergleichsweise wenige Bürger ein hohes Vermögen anhäufen können, leiden mehr und mehr Menschen in Deutschland an chronischer Geldknappheit – und zwar trotz Arbeit. Die Ausgaben fressen das Einkommen auf, übersteigen es schlimmstenfalls sogar, und sich ein finanzielles Polster anzusparen, ist beinahe unmöglich.
Jeder Haushalt sollte ein finanzielles Polster haben
Auch, wenn der Traum vom Eigenheim oder anderen großen Investitionen vielleicht für immer eine Illusion bleibt, sollte jeder deutsche Haushalt dennoch einen Notgroschen besitzen. Eine kaputte Waschmaschine, der Schulausflug für die Kinder, eine Stromnachzahlung oder auch eine langersehnte Reise lassen sich nicht immer aus der Portokasse bezahlen. Auch ein Jobverlust ist trotz unbefristetem Arbeitsvertrag ein realistisches Szenario und sollte daher in den finanziellen Planungen einkalkuliert werden. Wie viel Geld ein Mensch auf der hohen Kante haben sollte, hängt natürlich sowohl von seinem Alter aus auch seiner individuellen Lebenssituation ab. Ein alleinstehender Mann um die 30 braucht weniger Notfallgeld als der 45-jährige dreifache Familienvater mit Eigenheimkredit. Bestenfalls ist ein Betrag im vier- oder fünfstelligen Bereich stets über ein Girokonto verfügbar. Fest angelegtes Geld, auf einem Sparbuch oder in Aktien beispielsweise, dient zwar der Vermögensbildung, ist im Notfall aber nicht schnell genug liquide, um finanzielle Engpässe auszugleichen und dadurch eine Verschuldung zu vermeiden.
Nicht die großen Ausgaben fressen das Einkommen auf
Das Grundprinzip beim Sparen ist denkbar einfach: Die Einnahmen müssen die Ausgaben übersteigen, sodass sich im Laufe der Zeit immer größere Rücklagen anhäufen. Vielen Haushalten gelingt das jeder Mühe zum Trotz nicht. Es sind nämlich zumeist nicht die großen oder außerplanmäßigen Ausgaben wie ein Urlaub oder ein neues Auto, welche das Einkommen auffressen. Stattdessen sind die laufenden Kosten so hoch, dass am Ende des Monats kaum oder überhaupt kein Geld übrig bleibt. Häufig fehlt den Betroffenen der Überblick und damit auch die wichtigste Grundlage, um ein finanzielles Polster zu bilden. Ein erster wichtiger Schritt ist daher die Einführung eines Haushaltsbuches. Hierin werden über mehrere Monate hinweg, bestenfalls sogar dauerhaft, sämtliche Einnahmen und Ausgaben notiert und gegenübergestellt. Oft sind es kleine Beträge, die sich auf eine große finanzielle Last summieren, obwohl sie sich vergleichsweise einfach vermeiden ließen.
Geringere Ausgaben bedeuten nicht zwangsweise eine geringere Lebensqualität
Viele Menschen sträuben sich aber gegen die Führung einer solchen Liste oder gegen finanzielle Abstriche. Sie assoziieren den Begriff der Sparsamkeit mit einer Minderung ihrer Lebensqualität. Allerdings handelt es sich dabei um einen großen Irrtum. Da es in den seltensten Fällen die großen Investitionen wie eine Reise oder eine neue Anschaffung sind, welche die finanziellen Probleme verursachen, muss auf diese auch nicht verzichtet werden. Stattdessen sind es laufende Kosten wie unnötige Versicherungen, der zu teure Stromanbieter oder das Zurücklegen kleiner Strecken mit dem Auto, welche finanziell einen großen Unterschied machen. Veränderungen, welche in diesen Bereichen vorgenommen werden, sind für die Betroffenen meist kaum spürbar – hinterlassen auf dem Konto aber ein (größeres) Plus. Wie also lässt sich im Alltag kaum merklich genügend Geld ansparen, um ein finanzielles Polster aufzubauen, ohne Abstriche bei der Lebensqualität in Kauf nehmen zu müssen?
Ein Haushaltsbuch muss richtig bewirtschaftet werden
Das reine Anlegen eines Haushaltsbuches reicht nicht aus, um bereits Einsparungen zu tätigen. Stattdessen muss es auch entsprechend gepflegt werden und zu handfesten Konsequenzen führen. Hierzu zählt die regelmäßige Kontrolle sämtlicher Ausgaben. Diese können anschließend farblich markiert werden: Grüne Ausgabe lassen sich beispielsweise nicht vermeiden. Hierzu gehört die Miete oder die Rate für den Autokredit. Orangene Ausgaben können gekürzt und rot markierte Punkte gänzlich gestrichen werden. Dadurch erwirkt das Haushaltsbuch einen bewussteren Umgang mit Geld, vor allem bei Kleinbeträgen. Vielen Betroffenen wird nämlich erst mit einem Blick in die Ausgabenliste bewusst, dass fünf Euro hier und zehn Euro dort insgesamt auf den Monat gerechnet eine erhebliche Summe ergeben.
Versicherungen und Policen sollten regelmäßig überprüft werden
Zu den orange markierten Punkten im Haushaltsbuch gehören beispielsweise Versicherungen. Selbst, wenn sämtliche unnötige Policen gestrichen wurden, kann hier durch einen Anbieterwechsel unter Umständen noch einmal kräftig gespart werden. Es lohnt sich daher, in regelmäßigen Abständen – beispielsweise jährlich – Angebote von unterschiedlichen Versicherern einzuholen. Zudem sind die Policen in der Regel günstiger, wenn der Betrag jährlich im Voraus bezahlt wird, anstatt quartalsweise oder monatlich. Auch hier führt eine simple Umstellung manchmal zu nicht unerheblichen Einsparungspotenzialen.
Ein Stromanbieterwechsel spart dreistellige Beträge
Ein weiterer Geldfresser ist in vielen Haushalten der Stromanbieter. Wer sich nicht bewusst für einen Versorger entscheidet, fällt automatisch auf den regionalen Grundversorger und damit zumeist den teuersten Anbieter zurück. Dank Vergleichsplattformen im Internet ist der Stromanbieterwechsel aber so einfach wie nie zuvor. Er dauert in der Regel nur wenige Minuten, anschließend übernehmen die Versorger oder die Plattform selbst sämtliche Formalitäten. Die Einsparungen für diesen minimalen Aufwand befinden sich pro Jahr in den meisten Fällen im dreistelligen Bereich. Den Stromanbieter zu wechseln, ist also eine ebenso simple wie wirkungsvolle Sparmethode. Eigenheimbesitzer können zudem über die Installation einer Photovoltaik-Anlage nachdenken. Mini-PV-Anlagen gibt es zudem bereits für Mieter mit entsprechender Genehmigung des Hausbesitzers.
Das Auto wird in vielen Haushalten zum Geldfresser
Das Auto ist in vielen Haushalten neben der Miete der größte Geldfresser. Die günstigste Variante wäre natürlich, gänzlich auf ein Auto zu verzichten und stattdessen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Für viele Menschen kommt das aber aus den verschiedensten Gründen nicht infrage. Auch auf kleinere und damit sparsamere Mobile möchte nicht jeder Verbraucher setzen. Dennoch gibt es verschiedene Einsparungsmöglichkeiten, ohne das Wunschauto einbüßen zu müssen. So gibt es bei Benzin und Diesel enorme Preisunterschiede je nach Tankstelle. Freie Anbieter sind in der Regel günstiger als Markentankstellen und auf das Jahr gerechnet kommt dank der wenigen Cent Einsparung pro Liter ein erheblicher Betrag zusammen. Weiterhin kann ein hoher Reifendruck und eine sparsame Fahrweise wie das Ausrollenlassen vor einer Ampel den Spritverbrauch und damit auch die Kosten reduzieren. Nicht nur Selbstständige, sondern auch Arbeitnehmer, haben unter Umständen die Möglichkeit, ihre beruflichen Fahrtkosten steuerlich geltend zu machen.
Irrtum: Erst konsumieren – dann sparen
Schlussendlich wird vielen Deutschen vor allem ein Irrtum zum Verhängnis: Sie decken nach dem Gehaltseingang erst einmal sämtliche Ausgaben und möchten anschließend den Betrag sparen, welcher am Ende des Monats übrig ist. Das Problem ist: Je mehr Geld auf ihrem Konto liegt, desto mehr geben die Menschen automatisch aus, denn dem Gehirn ist stets das aktuelle Glück wichtiger als jenes in der Zukunft. Der schnellste Weg zu einem finanziellen Polster führt deshalb umgekehrt: Nach dem Gehaltseingang sollte direkt ein realistischer Sparbetrag vom Konto abgehen – auf ein spezielles Girokonto für den Notgroschen beispielsweise. Wer anschließend mit dem verbleibenden Rest über die Runden kommen muss, wird im Alltag automatisch mehr auf seine Ausgaben achten und sparen. Ein solches Umdenken ist der erste wichtige Schritt in die richtige Richtung. In der Regel merken die Betroffenen nämlich schnell, dass das finanzielle Polster beruhigend wirkt, Ängste nimmt und die Lebensqualität dadurch deutlich positiver beeinflusst, als dass sie durch solch simple Einsparungsmaßnahmen gemindert werden könnte.