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Sanierung: So kann man den Altbau zum Nullenergiehaus machen

Ältere Wohngebäude verlieren viel Wärme und Energie.

fotolia.com, Ingo Bartussek

In den letzten Jahrzeiten ist das Energiesparen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Geräte und Autos werden immer sparsamer und die Verbreitung erneuerbarer Energien wird von Politik und Wirtschaft vorangetrieben.

Natürlich ist der Wandel aufwendig und teuer – so auch bei Wohnhäusern. Neubauten unterliegen strengen Verordnungen und spezifischen Grenzwerten. Damit wird dafür gesorgt, dass der alltägliche Unterhalt eines modernen Wohngebäudes deutlich weniger Energie benötigt.  Aber besonders die vielen alten Gebäude, die lange vor einer Sensibilisierung auf Strom- und Brennstoffverbrauch errichtet wurden, haben sehr hohe Energiekosten.

Natürlich kann es auch im finanziellen Interesse der Bewohner selbst sein, ein Haus möglichst sparsam zu gestalten. Denn mit effizienten Energiesystemen wird nicht nur die Natur geschont, sondern auch der eigene Geldbeutel.

Daher kann es sich durchaus lohnen, wenn bei einer Sanierung nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zur Energieeinsparung gemäß der gleichnamigen Verordnung durchgeführt werden. Denn es kann unter Umständen möglich sein, noch einen Schritt weiter zu gehen und das Haus mit modernster Technik zu einem Niedrig- oder Nullenergiehaus zu machen.

Was ist ein Nullenergiehaus?

Eigentlich ist das ganz schnell erklärt: Ein Nullenergiehaus ist eine Immobilie, die zum energetischen Unterhalt im Jahresmittel nur so viel Energie benötigt, wie sie auch selbst erzeugen kann. Dieser Standard kann dann erreicht werden, wenn auf Basis eines Passivhauses, das ohnehin schon keine traditionelle Heizung benötigt, auch der übrige Stromverbrauch beispielsweise mit Solaranlagen gedeckt wird.

Dies ist nur durch die Kombination vieler verschiedener Technologien möglich. Wenn die energieerzeugenden Anlagen mehr Strom bereitstellen, als das Haus benötigt, kann sogar der Standard eines Plusenergiehauses erreicht werden, welches dann die überschüssige Energie ins öffentliche Netz einspeisen kann.

Ein Haus zu bauen, welches diese Voraussetzungen erfüllt, ist daher mit etwas Planung und dem Einsatz bestimmter Technologien verbunden. Dennoch ist es nicht nur Bauherren von heutzutage vorbehalten – auch Bestandsimmobilien können mit den nötigen Anpassungen deutlich niedrigere Energiekosten erreichen und es in vielen Fällen sogar zum Nullenergiehaus schaffen.

Wie kann ein Altbau zu einem Nullenergiehaus werden?

Grundsätzlich lassen sich die Merkmale eines energieautarken Hauses in zwei Gruppen unterteilen – einmal die passiven Faktoren, die durch bauliche Maßnahmen den Energieverlust eines Hauses durch Abwärme verringern können und dann aktive Faktoren, die dem Haus hinzugefügt werden, damit dieses ohne traditionelle Energiekonzepte wie Heizungskessel und Strom vom Netz funktioniert.

Da die Gesamtkosten für eine Grundsanierung nach Nullenergie-Standards sehr hoch sind, kann diese natürlich Stück für Stück durchgeführt werden. Wenn beispielsweise gerade Arbeiten an der Fassade oder am Dach anfallen, empfiehlt es sich, direkt an diesen Stellen auch die Maßnahmen für eine energetische Umgestaltung zu treffen.

Passive Energiefaktoren

Damit der Energiehunger eines Hauses so weit eingeschränkt werden kann, dass es die Standards erfüllt, sind viele verschiedenen Sanierungsarbeiten notwendig.

Bestandsbauten ohne Wärmeisolierung verlieren sehr viel Wärme nach außen, wodurch dann deutlich mehr geheizt werden muss. Dies hat enormen Einfluss auf die Energieeffizienz eines Hauses.

  • Außenwände: diese sind vor allem ein Problem bei älteren Gebäuden, die überhaupt nicht oder kaum gedämmt sind. Dort kann dann nachgeholfen werden, entweder mit einer unter dem Fassadenputz angebrachten Außendämmung oder indem die Hohlräume im Mauerwerk mit Dämmmaterial gefüllt werden.

Dies kann mit modernen Materialien wie Granulaten oder Schaum durch kleine Löcher geschehen, durch die die Dämmung nachträglich in die Hohlräume in der Mauer eingeblasen werden. Alleine eine solche Hohlwanddämmung kann die verlorene Wärme um bis zu 30 Prozent reduzieren. Bei sehr alten Häusern, die keine auffüllbaren Hohlräume haben, aber bei denen eine Außendämmung wegen Denkmalschutz nicht möglich ist, kann eine innenliegende Dämmung in Betracht gezogen werden. Eine Einblasdämmung bzw. Hohlraumdämmung ist jedoch nur bei zweischaligem Mauerwerk möglich.

  • Dämmung von Dach und Keller: Eine Dämmung des Daches und des Kellers (Decke und Außenwand) ist ebenfalls notwendig. Vor allem in Obergeschoss und Dachbereich gibt es üblicherweise sehr viel Verbesserungspotential. Zur Kellerdämmung müssen die Außenwände freigelegt werden, damit die Dämmmaterialien installiert werden können.
  • Fenster und Türen: Auch oft typische Schwachstellen und müssen ersetzt werden, beispielsweise mit Dreifachverglasung und sehr schmalen Rahmen – das Glas selbst hat bessere Dämmwerte als Holz- oder Kunststoffrahmen. Ebenso müssen die Fenster an der Südseite vergrößert und an der Nordseite möglichst verkleinert werden. Schatten auf der Außenwand der Südseite sind übrigens ein Problem, da sie die Aufnahme der Sonnenwärme verringern. Damit keine Kältebrücken in den Wänden vorhanden sind, müssen häufig alte Rollläden entfernt werden und durch auf der Dämmung aufgesetzte Kästen ersetzt werden.

Aktive Energiefaktoren

Zusätzlich zu diesen baulichen Maßnahmen benötigt ein Nullenergiehaus auch weitere aktiv arbeitende Vorrichtungen. Herzstück eines Passivhauses ist eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmetauscher, welche die Frischluft von außen aufwärmt, so dass keine zusätzliche Heizung nötig ist. Die Temperatur im Haus bleibt dann sehr konstant. Ein Bestandsgebäude muss dafür mit einem Leitungssystem versehen werden, da jeder Raum versorgt sein muss. Dies wird am besten zusammen mit anderen Kernsanierungen erledigt.

Die Stromversorgung wird durch eine Solarstromanlage auf dem nach Süden gerichteten Dach übernommen – dabei können je nach Größe der Photovoltaikanlage über 2.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden.

Eine Anlage von thermischen Solarkollektoren auf dem Dach, zusammen mit einem Warmwasserspeicher und einem Langzeitwärmespeicher ist zwar sehr teuer, ist jedoch der einzige Weg, um den Warmwasserbedarf eines Wohnhauses vollständig zu decken. Zusammen braucht ein Einfamilienhaus dafür etwa dreißig Quadratmeter Dachfläche für die Solaranlagen.

Zu guter Letzt kann ein modernes Nullenergiehaus mit all diesen Aspekten nur dann effektiv die Maximalleistung liefern, wenn ein digitales Kontrollsystem alles überprüft und steuert. Da das Heizsystem des Hauses von äußeren Faktoren wie den Sonnenstunden abhängig ist, muss sehr genau gewirtschaftet werden.

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