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Sternenhimmel im November 2023 – Heller Jupiter, bedeckte Venus und drei Sternschnuppenregen

Mit dem Ende der Sommerzeit beginnen auch die dunklen Nächste jetzt früher – gute Bedingungen für einen Blick in den Sternenhimmel. Jetzt im November prunken dort schon die ersten prachtvollen Wintersternbilder, außerdem leuchtet der Jupiter momentan so hell wie das ganze Jahr nicht. Gleich drei Meteorschauer bieten zudem die Chance auf Sternschnuppen und sogar Polarlichter könnte es in Norddeutschland geben.
NPO / Planetarium Hamburg , 03.11.2023
Östlicher Sternenhimel Mitte November 2023
Schon ab Sonnenuntergang strahlt der Jupiter prominent am östlichen Horizont und bleibt die gesamte Nacht hindurch sichtbar. Sein Nachbar, der Ringplanet Saturn geht etwa zu gleichen Zeit im Süden auf.

© Stellarium

Mit den längeren Nächten und dem Ende der Sommerzeit wird es auch am Himmel allmählich winterlicher. Zwar steht das Sommerdreieck aus den hellsten Sternen der Konstellationen Adler, Schwan und Leier noch tief im Westen am Nachthimmel, deutlich prominenter sind jedoch die Sternbilder des Herbstes und Winters.

Saisonwechsel auch am Himmel

Nahe am Zenit strahlen momentan die Sternenkette der Andromeda und das Sternbild Pegasus, das Leitsternbild des Herbstes. Gemeinsam bilden vier helle Sterne dieser beiden Konstellationen das markante Herbstviereck aus Algenib, Scheat, Markab und Sirrah, auch Apheratz genannt. Im Vergleich zum Oktober ist die auffällige Formation, die wir als „Pegasus-Quadrat“ kennen, inzwischen etwas weiter in den Westen gerückt. Auch das „Himmels-W“ der Kassiopeia erstrahlt zurzeit hoch über unseren Köpfen, wobei seine mittlere Spitze etwa in Richtung Polarstern deutet. Blicken wir von dort zum nördlichen Horizont, erkennen wir den tief stehenden Großen Wagen.

Im Osten zeigen sich bereits die typischen Wintersternbilder: der Stier mit den roten Überriesen Aldebaran und den Sternhaufen der Plejaden und Hyaden, der Fuhrmann mit Kapella und die Zwillinge mit Kastor und Pollux. Auch Himmelsjäger Orion mit Beteigeuze und Rigel stürmt die Himmelsbühne – begleitet von seinen treuen Begleitern, den Sternbildern Großer und Kleiner Hund. Sie alle bieten uns einen wunderbaren Vorgeschmack auf den prachtvollen Dezemberhimmel.

Sterndbild Cassiopeia im Ausgust 2020 über Leutkirch
Die fünf Hauptsterne des Sterbildes Kassiopeia bilden ein markantes W oder M am Himmel, weshalb auch von Himmels-W beziehungsweise Himmels-M gesprochen wird.

© davidhajnal, GettyImages

Jupiter in Opposition

Die auffallendsten Lichter am nächtlichen Himmel gehören jedoch nicht den Sternen, sondern zwei Planeten. Schon ab Sonnenuntergang strahlt der Jupiter prominent am östlichen Horizont und bleibt die gesamte Nacht hindurch sichtbar. Er ist in diesen Tagen so hell wie das gesamte Jahr nicht, weil der Gasriese am 3. November in Opposition steht: Die Erde zieht genau zwischen Sonne und Jupiter vorbei und überholt den Gasplaneten auf ihrer weiter innen liegenden Bahn. Dadurch wird der Jupiter von uns aus gesehen zurzeit voll von der Sonne angestrahlt und ist uns so nahe wie sonst selten.

„Nur äußere Welten wie Jupiter können in Opposition zur Sonne und damit die ganze Nacht hindurch an unserem Himmel stehen. Denn dafür müssen die Planeten von der schnelleren Erde auf ihrer sonnennäheren Bahn überholt werden“, erklärt Björn Voss, Direktor des Planetarium Hamburg. „Am 3. November stehen nun Sonne, Erde und Jupiter wie die Perlen einer Kette aufgereiht im All. Vor und nach der Oppositionsstellung scheint sich der Riesenplanet für einige Wochen rückläufig über unseren Himmel zu bewegen, was aber nur eine Illusion ist, die wir dem Überholungsvorgang verdanken.“ Zum Jahresende ereignet sich dann wieder eine scheinbare Umkehr.

Begleitet wird der Jupiter am Himmel von seinem etwas kleineren Nachbarn, dem Ringplaneten Saturn. Dieser geht abends fast um die gleiche Zeit auf, sinkt aber schon gegen Mitternacht wieder unter den Horizont. Ende November ist zudem eine nahe Begegnung von Jupiter und dem fast vollen Mond zu sehen: Am 24. November steht der Erdtrabant knapp eine Handbreit rechts über dem hellen Gasriesen. Am 25. November steht der Mond drei Fingerbreit links vom Jupiter.

Mond-Jupiter-Konjunktion am 22. Februar 2023
Mond-Jupiter-Konjunktion am 22. Februar dieses Jahres. Auch im November taucht der Jupiter wieder ganz in der Nähe des Mondes auf. Am unteren Bildrand erkennt man die Venus.

Stelldichein von Venus und Mond

Der zweite Planet prominent sichtbare Planet ist die Venus, die zurzeit frühmorgens als "Morgenstern" leuchtet. Am 9. November kommt es dabei zu einem seltenen und besonders schönen Himmelsschauspiel: Die schmale Sichel des Mondes steht an diesem Morgen unmittelbar über dem hellen Lichtpunkt des Morgensterns. „Wer über das nötige Equipment verfügt, streicht sich diesen Tag rot im Kalender an“, sagt Voss. „Denn zwischen 10 und 12 Uhr bedeckt der Mond die Venus sogar, was astronomisch sehr spannend ist. Die Leuchtkraft unseres Morgensterns ist so groß, dass wir die Venus mit einem Fernglas als winziges Pünktchen im Himmelsblau ausmachen können.“ Über Norddeutschland beginnt dieses kosmische Schauspiel um 10:47 Uhr.

Anders als die Venus entziehen sich Mars und Merkur in diesem Monat unseren Augen. Auch die Sichtbarkeit des Ringplaneten Saturn nimmt ab, so dass er nur noch in der ersten Nachthälfte unseren Himmel ziert.

Dreifacher Sternschnuppenregen

Der November ist der Monat der Sternschnuppen, denn gleich drei Meteorschauer haben in diesem Monat ihren Höhepunkt. Anfang November allen noch die letzten Ausläufer der Orioniden, eines Meteorschauers, der aus dem Sternbild Orion zu entspringen scheint. Weil der Mond zu dieser Zeit jedoch noch fast voll ist und hell leuchtet, sind die Orioniden-Sternschnuppen in diesem Jahr nur schwer zu sehen.

Deutlich bessere Chancen bieten die Tauriden, ein zweiteiliger Meteorschauer, der im Sternbild Stier seinen Ursprung zu haben scheint. Diese Sternschnuppen fallen mit nur 30 Kilometern pro Sekunde relativ langsam und sind oft besonders groß und hell. Das langegezogene Maximum dieses Meteorschauers reicht bis Mitte November. Rund fünf Sternschnuppen pro Stunde oder sogar noch etwas mehr können daher in der ersten Monatshälfte fallen.

Der dritte Meteorschauer im Bunde sind die Leoniden: „Von den Leoniden sehen wir maximal zehn bis 15 Leuchtspuren in der Stunde – und auch das nur mit etwas Wetterglück und bei wirklich dunklen Lichtverhältnissen fern der Städte“, erklärt Voss. „Der Meteorschauer ereignet sich zwischen dem 13. und 30. November, wobei sein Höhepunkt am Morgen des 18. Novembers stattfindet. Scheinbarer Ausstrahlungspunkt und Namensgeber der Sternschnuppen ist das Sternbild Löwe, lateinisch Leo.“ Die Leoniden stammen vom Staubschweif des Kometen 55P/Temple-Tuttle. Wenn unser Planet alljährlich im November seine Spur aus kosmischen Staubteilchen durchquert, verglühen sie in der Erdatmosphäre und erscheinen uns als Sternschnuppen.

Aurora borealis über Norddeutschland
Aurora borealis über Norddeutschland – nicht so spektakulär wie nahe am Polarkreis, aber immer noch beeindruckend .

© Thomas Hansen, GettyImages

Erhöhte Chance auf Polarlichter?

Mit den längeren Nächten steigt in diesem Jahr auch die Chance, Polarlichter zu sehen – zumindest in Norddeutschland. Zwar treten diese grünlich oder rötlich leuchtenden Schleier meist nur in den Polarregionen auf, bei stärkeren Sonnenstürmen können die in das irdische Magnetfeld eindringenden und stark beschleunigten Teilchen des Sonnenwinds aber auch bis in gemäßigte Breiten vordringen.

Weil die Sonne zurzeit besonders aktiv ist und sich dem Maximum in ihrem elfjährigen Sonnenzyklus nähert, sind solche Sonnenstürme und solaren Ausbrüche zurzeit aber häufiger als sonst. Damit steigt die Chance, auch hier bei uns Polarlichter zu sehen. Um sie zu entdecken, sollte man kurz nach einem Sonnensturm einen dunklen Ort suchen und in Richtung Norden schauen.

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