wissen.de Artikel
Vor 40 Jahren: Die erste Landung auf einem fremden Planeten
Kaum ein Planet übt auf uns Menschen eine so große Faszination aus wie der Mars. Immerhin ist der Rote Planet unser Nachbar und vieler Hinsicht fast ein Bruder der Erde: Er ist zwar ein wenig kleiner und heute ziemlich trocken und kalt, aber in seiner Frühzeit, das wissen wir heute, war er wahrscheinlich ebenso lebensfreundlich wie die Erde.
Aber gab es auf dem Roten Planeten auch Leben? Für viele Science-Fiction-Autoren und auch Astronomen bis vor gut 40 Jahren war klar: Die Antwort musste einfach "Ja" ja lauten. In ihren Fantasien und Vorstellungen tummelten sich daher auf dem Mars einiges, von kanalbauenden grünen Männchen über seltsame Tiere bis hin zu wenigstens ein paar Mikroben. Gewissheit aber gab es nicht – denn noch nie war ein menschliches Gefährt auf dem Mars gewesen. Bilder von seiner Oberfläche oder Daten aus seiner Atmosphäre gab es nicht. Auch woraus der so seltsam rote Untergrund bestand, ließ sich nur anhand von Teleskopbildern nicht feststellen.
Gewagter Versuch
Deshalb beschloss die NASA Anfang der 1970er Jahre, selbst nachzuschauen und zwei Sonden zum Roten Planeten zu schicken. Diese sollten jedoch nicht einfach nur in seinem Orbit kreisen, sondern das fast Unmögliche schaffen: Selbstständig auf dem Mars landen – eine Leistung, die noch nie zuvor auf einem anderen Planeten gelungen war. Zwar hatte die Sowjetunion schon zweimal versucht, Sonden auf dem Mars zu landen, doch beide stürzten ab.
Für ihre Viking-Mission ging die NASA daher auf Nummer sicher: Sie schickte gleich zwei baugleiche Raumsonden zum Mars, Viking 1 und 2. Beide starteten in nur kurzem Abstand im Sommer 1975. Sie bestanden jeweils aus einer Muttersonde, die im Orbit des Roten Planeten bleiben, und einer Landesonde, die die Marslandung wagen sollte. Ein großer Bremsschild und ein Fallschirm sollten dafür sorgen, dass die Sonden stark genug abgebremst wurden, um sanft aufsetzen zu können. Die Landesonden trugen vier Experimente an Bord, die vor alle auf ein Ziel hin ausgerichtet waren: nach Spuren von Leben zu suchen.
"Man muss sich vorstellen, dass es damals keine der Technologien gab, die heute bei der Planung und Durchführung von Weltraummissionen helfen: keine Desktop-Computer, keine Computermodelle der Strömungsdynamik, keine Smartphones", betont der ehemalige Viking-Projektleiter Paul Siemers. "Das einzige was wir hatten, war ein zentrales Computersystem." Um damit Berechnungen anzustellen, musste man jedoch noch Lochkarten stanzen, die raumgroße Maschine damit füttern und dann einige Stunden auf das Ergebnis warten.
Landung im zweiten Anlauf
Schon bevor es überhaupt zur Landung kam, gingen die Probleme los: Um einen geeigneten Landeplatz festzulegen, hatten die NASA-Forscher wenig mehr zur Verfügung als ein paar grobe Aufnahmen vor vorbeifliegenden Satelliten. Doch auf ihnen waren keine Details kleiner als ein Fußballfeld zu erkennen. Für die nur gut kühlschrankgroße Sonde auf ihren drei dünnen Landebeinchen konnte aber schon eine Kollision mit einem größeren Felsbrocken fatal enden.
Und fast wäre es auch dazu gekommen: Als Viking 1 über den geplanten Landeplatz flog, zeigten ihre Bilder, dass das Terrain viel zu rau war. Das stellte die NASA vor ein echtes Problem: Eigentlich sollte Viking 1 pünktlich zur 200-Jahr-Feier der USA landen - am 4. Juli 1976. "Wir hatten schon alles an die Presse gegeben", erinnert sich Viking-Veteran John Newcomb. "Aber dann konnten wir nicht liefern." Die Landung musste verschoben werden und ein neuer, weniger felsiger Platz gesucht werden.