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Wie die Schufa über die Kreditwürdigkeit entscheidet
Aus all diesen Daten erstellt die Schufa ein Profil, das über das Zahlungsverhalten jedes Einzelnen Auskunft gibt und die Kreditwürdigkeit bewertet. Wie dieses Profil entsteht, welche Faktoren wie viel Einfluss haben, ist ein großes Geheimnis. Einige Aspekte können den Score nicht beeinflussen, weil die Schufa davon keine Kenntnis hat, wie den Beruf, das Vermögen, das aktuelle Gehalt oder das individuelle Konsumverhalten. Auch Familienstand, Nationalität oder Religionszugehörigkeit sind dort nicht gespeichert.
Was die Schufa mit den Daten macht
Die meisten Daten fließen in einen Scorewert ein, der in Prozent Auskunft über die Kreditwürdigkeit gibt. Je höher der Scorewert ist, umso unwahrscheinlicher ist es, dass der Kunde seine vertraglichen Verpflichtungen verletzt. Ein hoher Scorewert steht für eine Bank bei der Kreditvergabe für eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit.
Die Vertragspartner können den Scorewert einer Person anfordern, wenn das Interesse daran berechtigt ist. Berechtigtes Interesse liegt dann vor, wenn beispielsweise ein Kunde einen Ratenzahlungsvertrag mit einem Händler eingeht oder bei der Bank eine neue Kreditkarte beantragt.
Sobald beispielsweise ein Verbraucher einen Kredit im Internet prüft, und eine Konditionenanfrage startet, löst das eine Meldung an die Schufa aus. Bei einer reinen Konditionenanfrage hat das noch keine Auswirkungen auf den Schufa-Score. Wird aus der Konditionenanfrage im weiteren Verlauf ein Kreditantrag, wirkt sich das auf den Scorewert aus. Eine Ablehnung verschlechtert den Wert.
Woher erhält die Schufa die ganzen Informationen?
Die Schufa fragt diese Daten bei den Menschen nicht selbst ab. Sie hat rund 10.000 Vertragspartner, die diese Daten zur Verfügung stellen. Dazu gehören neben Banken und Versicherungen auch Versandhäuser, Energieversorger oder Mobilfunkunternehmen. Die Vertragspartner übermitteln Daten zu Kreditkarten, Krediten, Girokonten und verschiedenen Verträgen.
Damit die Schufa all diese Daten erhalten darf, über die Datenübermittlung informiert werden. Das geschieht immer mit dem Abschluss eine Energieliefervertrages, mit der Eröffnung eines Girokontos oder bei Abschluss eines Mobilfunkvertrages. Denn all diese Verträge enthalten eine Schufa-Klausel, der die Kunden mit ihrer Unterschrift zustimmen. Zudem nutzt die Schufa auch Quellen, die öffentlich zugänglich sind, wie Insolvenzbekanntmachungen oder Schuldnerverzeichnisse. Weiterhin sind bei der Schufa persönliche Daten gespeichert, auch beispielsweise vorherige Wohnadressen.
Nach welcher Formel berechnet die Schufa den Scorewert?
Grundlage für den Scorewert sind allgemeine Daten, wie Geschlecht, Anzahl der Voradressen oder das Geburtsdatum. Finanzdaten fließen bei der Berechnung ebenfalls mit ein. Dazu gehören auch Kreditaktivitäten in den letzten Jahren inklusive Kredithöhe, Zeitpunkt der Kreditvergabe oder Zahlungsstörungen.
Die Schufa hat viel mehr Daten gespeichert, als sie bei der Berechnung einfließen lässt. Dabei betont das Unternehmen, dass die Informationen von mehr als 90 Prozent der gespeicherten Personen positiv sind. Zu den negativen Merkmalen gehört beispielsweise ein Kredit, der durch die Bank gekündigt wurde oder Zahlungsausfälle.
Wie genau die Berechnung der Kreditwürdigkeit allerdings erfolgt, gibt das Unternehmen nicht preis. Dazu ist die Schufa nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (Az. VI ZR 156/13) auch nicht verpflichtet. Was sie preisgeben muss, sind die Daten, die gespeichert sind. Kunden haben keine Möglichkeit zu beurteilen, ob vielleicht eine Fehlannahme zu einem schlechten Schufa-Score geführt hat.
Wenn der Schufa-Score schlecht ist
Wenn ein Unternehmen einen Vertrag ablehnt, mit dem Argument, dass der Schufa-Score schlecht ist, ist es sinnvoll, nachzuforschen. Mit einer kostenlosen Selbstauskunft kann jeder Auskunft über die Daten erhalten, die über ihn gespeichert sind. Im nächsten Schritt gilt es das Unternehmen zu kontaktieren, das für die unvorteilhaften Daten bei der Schufa verantwortlich ist. Wenn das Unternehmen nicht antwortet, können Verbraucher sich auch direkt an die Schufa wenden. Sind die Daten nicht korrekt, ist die Schufa verpflichtet, den Eintrag zu löschen. Dafür muss der Betroffene allerdings entsprechende Beweise beispielsweise in Form von Zahlungsbelegen vorlegen.
Wie lange darf die Schufa die Daten speichern?
In der DSGVO ist nichts Genaues geregelt. Die Daten dürfen so lange gespeichert bleiben, wie es „erforderlich“ ist. Deshalb haben sich die deutschen Auskunfteien auf einheitliche Löschfristen verständigt.
Daten zu Verträgen, wie Mobilfunkvertrag, Girokonto, Kreditkarte oder Rahmenkredit, bleiben so lange gespeichert, wie der Vertrag Bestand hat. Anfragen zu Kreditkonditionen bleiben zwölf Monate gespeichert. Kreditdaten bleiben noch drei Jahre im Datenbestand, nachdem der Kreditvertrag beendet oder zurückgezahlt ist.
So kann jeder seine Schufa-Daten überprüfen
Wenn aus unerfindlichen Gründen der Handyvertrag abgelehnt wird oder der Online-Einkauf auf Rechnung nicht funktioniert, kann das an einem schlechten Scorewert bei der Schufa liegen. Möglicherweise sind veraltete oder falsche Daten der Grund. Daher ist es sinnvoll, regelmäßig die gespeicherten Daten zu überprüfen. Einmal im Jahr ist das kostenlos möglich.
Für den Schufa-Check ist das Bestellformular, eine Ausweiskopie und das Porto notwendig. Wichtig ist, nach der kostenlosen Schufa-Auskunft zu fragen. Denn die Schufa bietet auch kostenpflichtige Daten an.
Die Auskunft kommt immer per Post. Wenn sie da ist, gilt es, die gespeicherten Daten auf Vollständigkeit und Korrektheit zu prüfen. Wenn dort unberechtigte Forderungen auftauchen oder Daten zu alten Krediten, die schon viele Jahr getilgt sind, dürfen die Betroffenen Korrekturen einfordern. So lange die Daten strittig sind, muss die Schufa sie sperren. Wenn nichts hilft, können sich die Betroffenen auch an den Schufa-Ombudsmann wenden oder an den Datenschutzbeauftragten ihres Bundeslandes.