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Wie verändern Krisen unser Weihnachtsfest?

Kriege, Konflikte, Inflation und davor eine Pandemie: All diese Krisen machen es nicht gerade leicht, ein unbeschwertes Weihnachtsfest zu verbringen. Seit mehreren Jahren befinden wir uns nun schon in einer Art Krisenmodus, durch den friedliche Weihnachten fast schon surreal erscheinen. Doch hat sich durch diesen Krisenmodus auch die Art verändert, wie wir Weihnachten feiern? Wie haben sich die Krisen auf die Zahl der Kirchenbesuche ausgewirkt? Und welche Bedenken haben die Deutschen sonst noch hinsichtlich Weihnachten?
AMA, 21.11.2023
Rückenansicht eines jungen Paares auf einem Weihnachtsmarkt

© AleksandarNakic, GettyImages

Die letzten paar Jahre hatten es in sich: zwei Jahre Pandemie, gefolgt von zwei Jahren Krieg in der Ukraine, der Inflation und dem Wiederaufflammen des Nahostkonflikts. Für viele hat dieser andauernde Krisenmodus nicht nur den Alltag verändert, sondern auch das Weihnachtsfest. In einer repräsentativen Studie der Universität der Bundeswehr in München geben 31 Prozent der Befragten an, dass für sie durch die Krisen auch Weihnachten anders geworden ist.

Krisenstimmung an Weihnachten

Diejenigen, die dieser Meinung sind, gehen das Weihnachtsfest auch anders an, wie die Studie zeigt. 58 Prozent von ihnen wollen zum Beispiel weniger Geld für Geschenke ausgeben, 20 Prozent freuen sich weniger auf das Fest und 51 Prozent haben geringere Erwartungen an die diesjährigen Feierlichkeiten. „Das mag auf den ersten Blick negativ klingen“, sagt Studienleiter Philipp Rauschnabel. „Auf den zweiten Blick sieht es aber richtig gut aus – denn: Vieles entwickelt sich zum Positiven, gerade wenn die Erwartungen niedrig sind!“

Konkret lässt sich erkennen, dass der Kontakt mit Leid und Krisen bei vielen zu einem Umdenken geführt hat und manches zu Weihnachten auf einmal höhere Priorität hat als früher. Rund die Hälfte derjenigen, für die sich Weihnachten durch Corona und Co. nachhaltig verändert hat, nimmt sich jetzt zum Beispiel bewusst mehr Zeit für sich und die Liebsten. 38 Prozent haben sich in der Weihnachtszeit außerdem weniger Verpflichtungen aufgeladen und gehen die Feiertage somit gelassener und entspannter an. „Diese Personengruppe hat Weihnachten ein Stück weit entmaterialisiert und entschleunigt“, erklärt Rauschnabel. Gut möglich also, dass die vielen schlimmen Dinge, die in den letzten Jahren auf uns eingeprasselt sind, uns eine neue Wertschätzung für friedliche, besinnliche Feiertage wie Weihnachten gelehrt haben.

Neben der Einstellung zu Weihnachten haben die Krisen der letzten Jahre aber offenbar auch verändert, wie wir das Fest feiern. So zeigt die Umfrage beispielsweise einen seit 2019 anhaltenden Trend, an Heiligabend nicht mehr in die Kirche zu gehen. Während der Kirchenbesuch vor der Pandemie noch für 24 Prozent der Befragten fester Bestandteil des Weihnachtsfests war, geht es nun nur noch 14 Prozent so.

Künstliche Intelligenz hilft beim Fest

Doch es sind nicht nur die schlimmen Dinge, die das Weihnachtsfest für viele verändert haben. Auch andere Themen, die die öffentliche Debatte bestimmen, haben Einzug in die Feiertage gehalten, wie Rauschnabel berichtet. So ist zum Beispiel der Chatroboter ChatGPT bereits zu einem wichtigen Weihnachtsassistenten für rund zwei Prozent der Befragten geworden – und das obwohl er erst vor rund einem Jahr auf den Markt gekommen ist. Die Künstliche Intelligenz des Chatbots lässt sich zum Beispiel nutzen, um Grußkarten und Gedichte zu schreiben oder Inspiration für Geschenke zu sammeln.

Weitere 21 Prozent nutzen ChatGPT zwar noch nicht aktiv zu Weihnachten, können sich dies aber gut vorstellen, während rund 60 Prozent die Künstliche Intelligenz komplett ablehnen. „In den kommenden Jahren dürfte sich dieser Wert ändern“, prognostiziert Rauschnabel.

Alle Jahre wieder

Auch wenn Krisen, Nöte und technische Fortschritte Weihnachten für viele verändert haben, ist trotzdem auch einiges gleichgeblieben. So freuen sich die meisten immer noch auf die Zeit mit Familie und Freunden, auf gutes Essen, auf die Weihnachtsstimmung und Besinnlichkeit sowie darauf, anderen mit Geschenken eine Freude zu bereiten. Und auch die Top-Sorgen sind weiterhin überaus klassisch: zu viel Stress, zu hohe Kosten, keine passenden Geschenke finden, Streit am Weihnachtstisch. Manches ist offenbar wortwörtlich krisensicher.

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