Lexikon
Seele
Religionsphilosophie
1. das Prinzip des Lebendigseins an sich, das heißt der lebende menschliche oder tierische Körper im Gegensatz zum toten Leichnam; 2. ein den Tod des biologischen menschlichen Körpers überdauerndes geistiges Prinzip; 3. das innerste Selbst des Menschen, seine individuelle Persönlichkeit im Gegensatz zum rationalen Verstand oder Geist und dem Körper.
Bei Homer lebt die Seele des Toten als Bild (eidolon) im Hades fort, kann Lebenden erscheinen und mit ihnen sprechen. Nach Platon besteht der Mensch aus der Seele als dem geistigen Prinzip und dem Leib (Leib-Seele-Dualismus); der Körper ist das Grab der Seele; nach dem biologischen Tod wandert die befreite Seele und wird, um geläutert und erzogen zu werden sowie um geistig zu wachsen, in einem neuen Körper wiedergeboren. Auch werden nach Platon Sterne und Planeten von Seelen belebt und bewegt. Aristoteles versteht die Seele als Ursache des Lebens, der Bewegung und der Erkenntnis; sein als nicht-materiell gedachtes Prinzip kann außerhalb des Körpers nicht existieren. Origenes definiert Seele als unkörperlich, mit Gott verwandt und unvergänglich. Luther verwendet „Seele“ einerseits synonym mit „Gewissen“, „Herz“ oder „Geist“, andererseits als soziales Handeln (Liebe) und Lebendigkeit des Leibes. Im 21. Jahrhundert reduziert die Neurophilosophie „Seele“ auf vernetzte Neuronenkomplexe. Im Zuge der neuen Religiosität (New Age, Esoterik) wird das im Gegensatz zum materiellen Körper stehende geistige, immaterielle Prinzip der Seele betont, welches den Körper verlassen und wandern kann (Astralreisen). In der Theologie hebt W. Pannenberg hervor, dass der Mensch eine untrennbare Einheit aus Leib und Seele sei.
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