Die Osterferien sind da – für die meisten Kinder eine willkommene Pause im Schulalltag. Manchmal aber verfolgt sie die Schule bis in die freie Zeit hinein. Dann nämlich, wenn der Lehrer über die Ferien Hausaufgaben aufgibt oder wenn die Eltern die schulfreie Zeit gezielt nutzen wollen, um ihrem Sprössling Nachhilfe angedeihen zu lassen. Aber ist das überhaupt sinnvoll? Haben ihre Kinder zwischen all dem Noten-, Erfolgs- und Leistungsdruck nicht auch mal eine Pause verdient?
Wann und in welcher Form es Sinn macht, die Kinder auch in den Ferien zum Lernen zu animieren dazu gibt es die verschiedensten Meinungen. Verwunderlich ist das nicht, gibt es auch nicht die eine richtige Lösung. Denn so verschieden wie die Ansichten zu dem Thema "Lernen in den Ferien" sind, so unterschiedlich sind auch die Kinder selbst. Einigen wird die schulfreie Zeit schnell zu langweilig - gerade wenn die Familien nicht verreisen oder die Kinder keinen abwechslungsreichen Hobbies nachgehen.
Aktivität hält das Gehirn fit
Wenn Kinder dann bloß rumgammeln und die Tage vor dem Fernseher verbringen, dann trägt das auf Dauer nicht gerade zu ihrem körperlichen, aber auch geistigen Wohlbefinden bei. Denn ähnlich wie ein Muskel braucht auch unser Gehirn ständiges Training: Lernt es über Tage hin weg nichts Neues und macht auch keine neuen Erfahrungen, dann schlafft es sozusagen ab. Studien zeigen, dass schon zwei Wochen Nichtstun im Urlaub den IQ um einige Punkte senken können. Aber keine Angst: Dieser Effekt ist vorübergehend. Sind wir wieder voll eingespannt, dann geht es auch mit der Intelligenz wieder bergauf.
Insofern kann es nicht schaden, auch das Gehirn unserer Kinder in den Ferien aktiv zu halten. Allerdings: Schulaufgaben sollten das nicht unbedingt sein. Wichtiger ist es, dass die Kinder neue Erfahrungen auch im außerschulischen Kontext machen können – bei einem Ausflug, dem Basteln oder dem Ausprobieren neuer Sportarten. Das hält nicht nur das Gehirn fit, es bringt den Kindern auch Erfolgserlebnisse und hilft ihnen dabei, Kraft zu schöpfen für die nächste Runde im Schulalltag, wie Experten erklären. Gerade für Kinder, die beim Lernen eher Probleme haben, könne es besonders wichtig sein, wenn sie ihr Selbstvertrauen durch positive Erfahrungen in den Ferien aufbauen können.
In Maßen und mit Fingerspitzengefühl
Bei Kindern, die in einigen Fächern Probleme haben, den Schulstoff zu bewältigen, liegt es natürlich nahe, die Ferienzeit zum Aufarbeiten zu nutzen. Immerhin lernen rund 62 Prozent der Kinder in Deutschland zumindest in den langen Sommerferien, wie Umfragen zeigen. In den kürzeren Osterferien kommt es dagegen seltener vor. Aber ist das Büffeln in den Ferien überhaupt sinnvoll?
Wenn, dann nur in Maßen und mit Fingerspitzengefühl, sagen Experten wie der Lernforscher Michael Fritz, bis 2013 Leiter des ZNL TransferZentrums für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. "Im Vorfeld muss geklärt werden, warum es nötig ist, in den Ferien zu lernen. Hat der Schüler das Thema nicht verstanden, fehlt die Übung, fehlen Grundlagen, versteht er, wie er richtig lernt?"
Loben, loben, loben
Wichtig ist es in jedem Fall, das Kind auch in die Planung mit einzubeziehen. Es sollte gefragt werden, welche Ziele es sich setzen möchte. Denn nur wenn das Kind selbst motiviert ist, ist diese Nachhilfe sinnvoll. Ganz wichtig dabei: Erfolgserlebnisse. Die Eltern sollten daher darauf achten, die Aufgaben und Inhalte so zu wählen, dass ihr Kind eine Chance hat, sie zu bewältigen. Lieber zwischendrin immer wieder leichte Aufgaben einmischen, damit kein Frust einsetzt, so die Empfehlung der Experten.
Und am allerwichtigsten: Loben. Denn das baut auf und schafft Selbstvertrauen, auch wenn es schwierig wird. Lobenswert sind daher schon die kleinsten Schritte, wenn das Kind beispielsweise die Aufgabe richtig verstanden hat oder den richtigen Lösungsweg gewählt hat – selbst wenn dann das Ergebnis doch nicht ganz stimmt. Anerkennung hebt nicht nur die Stimmung, es macht auch Mut, weiterzumachen. Denn nicht zuletzt die Hirnforschung belegt, dass Erfolgserlebnisse und Lob die Motivation fördern.