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Homeoffice: Augen unter Stress – was tun?

Zu Hause mit dem Computer, Tablet oder Smartphone zu arbeiten, ist im Lockdown für viele längst Alltag geworden. Ob für die Schule, die Arbeit oder privat – ständig schauen wir auf die Bildschirme. Für unsere Augen bedeutet das enormen Stress: Trockenheit, Rötungen und Schmerzen oder sogar schlechteres Sehen sind häufig die Folge. Aber wie kann man die Computerarbeit weniger belastend gestalten?
ABO, 24.02.2021

Unsere Augen sind für dauerhaftes Nahsehen und die Fixierung auf den Display nicht ausgelegt und werden vom ständigen Fokussieren stark belastet.

iStock.com, Erdark

Nicht nur viele Berufstätige, sondern auch die meisten Studenten und Schüler arbeiten aufgrund der Corona-Pandemie derzeit von zu Hause: Schätzungen zufolge ist mittlerweile jeder Zweite zumindest teilweise im Homeoffice und über zehn Millionen Deutsche sogar ausschließlich. Zwar ermöglichen Internet und digitale Technologien, dass die meisten weiterhin arbeiten, kommunizieren und lernen können, allerdings kann sich das auch negativ auf unsere Gesundheit auswirken.

Belastung für die Augen

Da wir bei der Arbeit zu Hause die meisten Informationen auf dem Computer, Tablet oder Smartphone mit den Augen aufnehmen, leiden diese besonders am Homeoffice. Denn oft fehlt es an großen Computerbildschirmen, heller Bürobeleuchtung, guter Durchlüftung und geregelten Pausen, sodass wir stundenlang nur auf den Computer vor unserem Gesicht starren. Als Folge bewegen wir unsere Augen kaum und wechseln auch nicht zwischen Fern- und Nahsehen.

Die menschlichen Augen sind für dieses dauerhaftes Nahsehen und die ständige Konzentration auf den Display aber nicht ausgelegt und werden vom ständigen Fokussieren auf die Nähe stark belastet. Zudem blinzeln wir beim Nahsehen auf den Monitor deutlich seltener: Statt circa 15-mal pro Minute sind es nur etwa vier Mal. Die Folge: Unsere Augen werden nicht mehr ausreichend befeuchtet und unter anderem Staubkörnchen nicht mehr aus den Augen gespült.

Viele Menschen leiden deshalb zum Beispiel an trockenen, geröteten oder brennenden Augen, manche sogar zusätzlich auch unter Augen- sowie Kopfschmerzen, geschwollenen Augenlidern, Verspannungen und Haltungsbeschwerden sowie Unschärfe und Doppeltsehen. Auch Entzündungen und Infektionen im Auge sind möglich. Bei diesen typischen Beschwerdemustern sprechen Experten auch von dem sogenannten Computer Vision Syndrome (CSV), dem Office Eye Syndrome (OES) oder dem Digital Eye Strain (DES).

Was tun?

Um die Symptome zu lindern, empfiehlt es sich zunächst den Arbeitsplatz passend einzurichten. So sollte beispielsweise der Monitor mindestens 50 Zentimeter weit wegstehen und der Schreibtisch ausreichend belichtet und durchgelüftet sein. Auch viel zu trinken ist eine wichtige Voraussetzung, um genug Tränen produzieren zu können.

Während der Arbeit ist es ratsam, regelmäßig Pausen einzulegen und bewusst zu blinzeln, damit sich die Augen entspannen können und wieder besser befeuchtet werden. Zudem wird dazu geraten, für Abwechslung zu sorgen und immer wieder mal bewusst in die Ferne zu schauen. Manchmal können auch Augentropfen nötig sein oder bestimmte Gels, die bei stärkeren Beschwerden oder abends kurz vor dem Schlafengehen aufgetragen werden. Durch die gelartige Konsistenz haften sie noch besser und befeuchten die Augen auch länger.

Bleiben die Beschwerden dennoch oder sind sie sehr stark, sollte man immer zum Arzt gehen. Dieser kann schließlich feststellen, ob es sich nicht zum Beispiel um eine Verstopfung der Tränendrüsen, eine Unverträglichkeit von Kontaktlinsen oder eine schwere Augenkrankheit handelt. Auch  bestimmte Medikamente können die Augen beeinträchtigen und Symptome verursachen.

Zunehmende Kurzsichtigkeit

Aber die Augen leiden nicht nur an der Trockenheit, auch die Sehstärke kann durch die ständige Computerarbeit abnehmen. „Bei Schülern und Studierenden sehen wir sowohl in der optometrischen Forschung als auch in der Praxis, dass es in den vergangenen Monaten in zahlreichen Fällen zur einer ,coronabedingten‘ starken Zunahme von Kurzsichtigkeit kommt“, berichtet Stephan Degle von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.

„Dabei hat der Anstieg von Kurzsichtigkeit nichts direkt mit dem Virus zu tun, vielmehr ist er die Folge davon, dass wir so viel mehr in die Nähe schauen“, betont der Experte. „Auch wenn Kurzsichtigkeit selbst keine Krankheit ist, so ist es wichtig einem raschen Anstieg gezielt entgegenzuwirken. Denn ein schneller Anstieg der Kurzsichtigkeit kann fatale Folgen für die Augengesundheit haben und irreparable Schäden bewirken.“

Um gegenzusteuern, , empfiehlt Degle, immer wieder gezielte Augenübungen zu machen. Dazu zählt zum Beispiel, dass man abwechselnd in die Nähe und in die Ferne oder nach oben und unten schaut, sowie zur Seite schielt und die Augen kreisen lässt.  Außerdem sollte man zwischendurch Pausen einlegen, in denen man bewusst in die Ferne schaut. Auch der regelmäßige Aufenthalt im Freien bremst die Kurzsichtigkeit, weil das Sonnenlicht das Wachstum des Augapfels hemmt.

Die richtige Brille ist wichtig

Gerade im Homeoffice mit nicht immer optimalen Bildschirmbedingungen ist es wichtig, dass Brillen und Kontaktlinsen dafür angepasst sind. So gibt es spezielle Bildschirmbrillen, die speziell für das Sehen im typischen Display-Abstand geeignet sind. Gleitsichtbrillen sind hingegen nicht geeignet: Im Alltag sorgen Gleitsichtbrillen zwar in der Nähe und Ferne für scharfe Sicht. Für länger andauernden Blick auf Computer sind sie allerdings nicht hilfreich, weil sie nur kleine Nah-Sehbereiche haben. „Oft haben Brillenträger Beschwerden, die sich mit einer speziellen Computerbrille einfach beheben lassen“, erklärt der Forscher.

Degle rät zu sogenannten Nahkomfort-Brillengläser, da sie große Blickfelder haben und man damit auch bei mehreren Bildschirmen und in verschiedenen Entfernungen scharf sehen kann. Auch dazu kann der Optiker einen beraten. Für Menschen, die noch keine Leseschwäche haben, gibt es zudem auch sogenannten „digitalen“ Brillengläser, die das Sehen am Bildschirm entspannter machen.

Blaues Licht beeinflusst die innere Uhr. Viele Hersteller bieten für ihre Monitore daher inzwischen Bildmodi mit reduziertem Blaulichtanteil an.

iStock.com, Orientfootage

Blaulicht kann die innere Uhr stören

Bei der Arbeit am Display werden die Augen zudem mit viel blauem Licht bestrahlt. Über Tag benötigen wir zwar blaues Licht, weil dieser kurzwellige Lichtanteil unsere innere Uhr beeinflusst und uns wachhält. Wenn es abends dunkler wird, nehmen von Natur aus die Blaulichtanteile der Sonnenstrahlung ab. Dadurch wird das abends vom Körper ausgeschüttete Schlafhormon Melatonin nicht so stark abgebaut und wir werden müde.

Die zusätzliche, im blauen Bereich intensive Strahlung der Displays stört diese natürlichen Regulation jedoch. Im Extremfall kann dieser kurzwellige und daher energiereiche Lichtanteil langfristig sogar die Netzhaut schädigen. „Auch wenn Grenzwerte wie zum Beispiel von EU-Richtlinien eingehalten werden, so liegt es sehr nahe, dass auch in Leuchtmitteln und Displays enthaltene Strahlungen Netzhautschäden beziehungsweise Makuladegenerationen fördern“, erklärt Degle. „Wir sollten also vor allem am Abend und nachts auf Computer und Co. verzichten“, resümiert der Experte.

Wenn man aber auch spät noch an Monitoren arbeiten muss, sollte man sich hochwertige Geräte kaufen, wie sie zum Beispiel von Grafikern verwendet werden. Zudem erlauben es Windows und anderer Betriebssystem ber4eits, auf einen sogenannten Nachtmodus mit verringertem Blauanteil umzuschalten. Es gibt auch spezielle Brillengläser, die die Augen vor Blaulichtanteilen schützen. Diese kann man einfach im Internet bestellen, sofern man keine Sehstärke für die Brille benötigt.

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