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Was macht uns kreativer?
Im Alltag gilt ein Mensch oft dann als besonders kreativ, wenn er künstlerisch tätig ist – wenn er beispielsweise Musik komponiert, ein Kunstwerk erschafft oder ein Buch schreibt. Doch kreativ ist auch, wer eine innovative Problemlösung findet, ein neues wissenschaftliches Verfahren entwickelt oder ein neuartiges technisches Bauteil konstruiert. „Unsere Kreativität ist ebenso allgemeiner Natur wie unsere Art zu denken oder wer wir sind“, erklärt David Cropley von der University of South Australia. „Wer in der Kunst, der Mathematik oder der Technik kreativ ist, hat meist eine Offenheit für neue Ideen, die Fähigkeit zum Denken außerhalb bekannter Bahnen und eine Flexibilität des Denkens.“
Edison und der kreative Halbschlaf
Doch wie kann man seine Kreativität fördern? Der US-Ingenieur Thomas Alva Edison – bekannt für die Erfindung des Phonografen oder der Glühbirne - hatte da ein ganz spezielles Rezept. Er nutzte die kreativitätsfördernde Wirkung des Halbschlafs. Wenn Edison auf der Suche nach einer zündenden Idee war, setzte er sich in einen bequemen Lehnstuhl und nahm eine metallene Kugel in Hand. Dann fiel er in den Halbschlaf und ließ seinen kreativen Gedanken und Assoziationen freien Lauf. In dieser Übergangsphase zwischen Wachsein und Schlaf schwindet unser geordnetes Denken und die Eindrücke des Tages verschmelzen mit bruchstückhaften Erinnerungen zu traumähnlichen Eindrücken und Szenen.
Tests zeigen, dass man in dieser Phase tatsächlich besonders kreative Ideen entwickeln kann. Der Haken daran: Wenn man nach dem Halbschlaf richtig tief einschläft, vergisst man, welche Ideen einem im Dämmerschlaf kamen. Um das zu verhindern, setzte Edison die Metallkugel ein: Sobald sein Schlaf tiefer wurde, erschlafften die Muskeln seiner Hand und die Kugel fiel mit lautem Gepolter zu Boden. Edison schreckte dadurch auf und verhinderte so, dass er seine Halbschlaf-Ideen wieder vergaß. In einer Studie haben Wissenschaftler diese Methode mit Testpersonen überprüft – und tatsächlich: Edisons Rezept mit der Weckkugel funktioniert.
Spazierengehen macht kreativer
Doch auch eine andere Form der Entspannung kann die Kreativität anregen: ein simpler Spaziergang. Schon in der Antike galt dies als gutes Rezept für kreative Ideen. Und auch dafür zeigen modernen Studien, dass die antiken Gelehrten richtig lagen. Allerdings funktioniert die Anregung der Kreativität nur dann, wenn man ziellos umherschlendert und nicht einer festen Strecke folgt. „Dies zeigt, dass es nicht die Bewegung an sich ist, die uns hilft, flexibler zu denken“, erklärt die Forscherin Barbara Händel von der Universität Würzburg.
Stattdessen spielt der Fokus unserer Aufmerksamkeit eine entscheidende Rolle: Lassen wir unsere Gedanken frei schweifen und sind unfokussiert, scheint dies das kreative Denken zu fördern. Gibt es hingegen Vorgaben, die unsere Aufmerksamkeit einengen und in feste Bahnen lenken, bleibt der positive Effekt auf die Kreativität aus.

Warum Videokonferenzen unsere Kreativität einengen
Dies erklärt auch einen Effekt, der sich beim gemeinsamen Problemlösen und kreativen Brainstorming mittels Videokonferenz zeigt: Arbeiten Teams über den Bildschirm zusammen, haben sie weniger kreative Ideen als gemeinsam im selben Raum zusammenarbeitende Partner. Den Grund dafür entdeckten Wissenschaftler, als sie die Blickrichtungen ihrer Testpersonen analysierten: Die in einem Raum zusammensitzenden Probanden ließen beim Nachdenken und während des Teamworks häufiger ihre Blicke und Aufmerksamkeit umherschweifen. Die mittels Bildschirm kommunizierenden Testpersonen fokussierten ihre Aufmerksamkeit dagegen häufig auf den Monitor. Ähnlich wie beim Spaziergang scheint demnach die äußere Aufmerksamkeit auch unseren inneren Fokus zu verengen – und der kreativen Ideenfindung entgegenzustehen.
Auf den Alltag bezogen bedeutet dies: Wenn wir kreative, neue Ideen brauchen, sollten wir besser nicht am Schreibtisch sitzen bleiben und auf den Monitor starren. Hilfreicher ist es, einfach mal unfokussiert den Blick schweifen zu lassen oder einen Spaziergang zu machen.