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EMS-Training: Gefährlicher Trend?

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: In nur 20 Minuten pro Woche soll das Elektro-Myo-Stimulationstraining schlank, stark und fit machen – und das alles ohne Geräte oder schwere Gewichte. Das Geheimnis: Bei der Trendmethode regt Reizstrom die Muskeln an. Dadurch soll das Training effektiver werden, die Muskeln schneller wachsen. Doch die Methode birgt auch Risiken.
DAL, 19.02.2018

Schlank, stark, fit mit nur 20 Minuten Training pro Woche – so das Versprechen.

iStock, kanzefar

Der Einsatz von Strom zum Muskelaufbau ist nichts Neues: Physiotherapeuten setzen elektrische Impulse seit Langem ein, um gezielt einzelne Muskeln zu trainieren. So lässt sich beispielsweise nach Verletzungen, Operationen oder längerer Bettlägerigkeit Muskelschwund vermeiden. Die betroffenen Körperpartien werden gestärkt und der Patient kommt schneller wieder auf die Beine. Auch Leistungssportler nutzen die Methode bisweilen als Trainingsergänzung.

Workout unter Strom

Inzwischen ist das EMS-Training aber auch im Breitensport angekommen. Anders als bei der Physiotherapie kommen bei der elektrischen Muskelstimulation im Fitnessstudio jedoch Geräte zum Einsatz, die alle Muskeln im Körper ansprechen. Statt an Geräte und Gewichte zu gehen, schlüpfen Sportler in einen speziellen Anzug. Dieser ist mit Elektroden bestückt, die schwache elektrische Impulse in die Muskeln leiten – und das bis zu 150 Mal in der Sekunde.

Während des Trainings werden unter Anleitung eines Fitnesstrainers Übungen absolviert, um unterschiedliche Muskelgruppen zu aktivieren. Der Trainer kann dabei die Intensität der Stromzufuhr individuell regulieren. Für Brust, Bauch, Beine und Arme gibt es jeweils eigene Regler. Ein typisches Workout dauert nur 20 bis 30 Minuten und ist trotzdem so effektiv wie eine ein- bis zweistündige herkömmliche Trainingseinheit.

Überlastung droht

Das Geheimnis: Die gezielten Stromimpulse führen zu deutlich stärkeren Muskelkontraktionen und erreichen auch tieferliegende Muskelschichten. Dadurch wird eine nahezu hundertprozentige Auslastung des Muskels erreicht, er wird schneller zum Wachsen angeregt. Hinzu kommt, dass dank des Ganzkörperanzugs mit wenigen Übungen der gesamte Körper trainiert werden kann.

Doch die vermeintliche Wundermethode hat auch Tücken. Zwar ist das EMS-Training für gesunde Menschen prinzipiell unbedenklich – allerdings nur, wenn dabei nicht übertrieben wird. Und genau hier liegt die Gefahr. Denn bei der elektrischen Muskelstimulation kommt es viel schneller zu einer Überlastung als bei anderen Sportarten. Das liegt unter anderem daran, dass die Impulse von außen kommen und nicht vom Sportler selbst beeinflusst werden, sondern vom Trainer. Außerdem hat der Trainierende nicht so schnell das Gefühl, sich übermäßig anzustrengen.

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