Haarige Zeiten waren das, als ein Musical das Lebensgefühl einer ganzen Generation zum Ausdruck brachte. "Hair!" hieß der Hymnus der Hippie-Ära. Die Langmähnenfreaks schworen auf "long, beautiful hair".
Rekorde überall
Was für andere ein Sportauto oder ein Einfamilienhaus, war für die Blumenkinder wallendes Haupthaar: Wunschtraum und Statussymbol zugleich. Schließlich braucht so eine Hippie-Mähne ganz schön lang zum Sprießen: Jährlich wachsen unsere Kopfhaare 12 Zentimeter - einen pro Monat.
Geduld ist also vonnöten, bis wir mit unserem Schopf wie Rapunzel einen Märchenprinzen angeln können.
Die längsten dokumentierten Strähnen besaß der Inder Swami Pandarasandhi, Abt eines Klosters in Madras, Indien mit 7,93 Metern. Heute hält Diane Witt aus Worcester in Massachusetts den offiziellen Weltrekord laut Guinness-Buch: 3,86 Meter misst ihre Haarpracht. 1 ganzen Tag braucht sie für das Waschen ihrer Monumentalmähne.
Die legendäre österreichische Kaiserin Sissi, deren Locken "nur" bis zu ihren Fersen reichten, soll täglich 3 Stunden mit ihrer Friseurzeremonie beschäftigt gewesen sein.
Immerhin müssen beim Styling im Schnitt 100.000 der fadenartigen Horngebilde gebändigt werden. Es hängt übrigens von der Farbe ab, wie viele Haare wir genau auf dem Kopf tragen: Blonde haben mit 150.000 die feinsten und meisten, Rothaarige mit 90.000 die wenigsten. Dazwischen liegen Braunhaarige mit 110.000 und Schwarze Schöpfe mit 100.000.
Auf dem restlichen Körper ist unser Pelz wesentlich dünner gesät. Obwohl wir ca. 5 Millionen Haarfollikel besitzen - so viele wie ein Schimpanse. Diese werden bereits ab der 6. Schwangerschaftswoche angelegt. Zwischendurch tragen wir im Mutterleib sogar ein ziemlich dichtes Fell - die sogenannte Lanugo-Behaarung. Doch die verliert sich wieder und später ist längst nicht jede Haarwurzel aktiv.
300 - 320 Haare bedecken einen Quadratzentimeter Scheitel. Dagegen stehen auf einem Stück Wade der gleichen Ausdehnung nur 9 einsame Härchen.
Die dicksten Stoppeln mit einem Durchmesser von 0,125 Millimetern finden sich auf dem männlichen Kinn, dicht gefolgt von Haaren auf dem Schamhügel mit 0,121 Millimetern. Und der feinste Flaum kräuselt sich mit 0,056 Millimetern in unserem Nacken.
Insgesamt sprießen auf Brust, Rücken, Armen und Beinen ca. 25.000 Körperhaare. Das sind ebenso viele wie die Zahl der Kopfhaare, die wir pro Jahr verlieren. Täglich fallen zwischen 30 und 80 der kostbaren Fäden von unserem Haupt. Doch keine Sorge: die meisten wachsen wieder nach.
Ein Kopfhaar wird in der Regel 2 - 6 Jahre alt. Anschließend genießt es einen Ruhestand von 3 - 4 Monaten. Dann schafft es Platz für seinen Nachfolger. Unsere Körperhaare haben aber eine wesentlich kürzere Lebensdauer. Deshalb werden sie auch nicht so lang.
Ein stattliches Maß erreichten jedoch die Ohrenhaare des Inders B.D. Tyagi: 10,2 Zentimeter. Kein Witz, sondern ein durchaus ernstgemeinter Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde.
Und auch diese Nachricht ist nicht zum Lachen: Bald gibt es keine Blondinenwitze mehr. Den Scherzbolden geht der Stoff aus, weil immer weniger Babys mit hellen Haaren auf die Welt kommen. Grund dafür sind die Gene: Dunkle Haare sind dominant, setzen sich also in der Erbfolge durch.
Schon heute ist nur noch jeder 3. Schwede blond. Und nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO wird in 200 Jahren irgendwo in Finnland die letzte Naturblondine geboren.