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Sternenhimmel im Juli 2020
Auch wenn sie Sommersonnwende und damit der längste Tag schon wieder vorbei sind, dominiert jetzt im Juli noch immer der Tag über die Nacht. Im Norden Deutschlands zieht sich die Dämmerung sogar so lange hin, dass es fast gar nicht richtig dunkel wird. Dennoch tut sich am Himmel einiges, das die Beobachtung lohnt.
Sonnenfernster Punkt – trotz Sommer
Mit dem Juli herrscht bei uns offiziell der Hochsommer, die Tage sind lang und die Sonneinstrahlung ist besonders intensiv. Das aber liegt nicht daran, dass die Erde der Sonne momentan besonders nahe wäre – ganz im Gegenteil: Am 4. Juli, kurz nach Sommerbeginn, hat unsere Erde sogar den sonnenfernsten Punkt ihrer Bahn durchwandert. Im Moment trennen sie deshalb gut 152 Millionen Kilometer von der Sonne. Anfang Januar ist unser Planet dagegen "nur" gut 147 Millionen Kilometer von unserem Heimatstern entfernt.
"Für uns auf der Nordhalbkugel hat diese Sonnenferne im Sommer natürlich keinen direkten Einfluss auf unser Wetter", erklärt Thomas Kraupe, Direktor des Planetarium Hamburg. "Allerdings läuft die Erde dann langsamer als in Sonnennähe, daher ist das Sommerhalbjahr - vom Frühlingsanfang bis zum Herbstbeginn - erfreulicherweise um eine ganze Woche länger als das Winterhalbjahr, was man leicht mit einem Blick in den Kalender nachzählen kann."
Milchstraße und helle Sterne
Vor allem in den fast mondlosen Nächten Mitte Juli ist die Milchstraße besonders gut zu sehen. Denn momentan schauen wir direkt auf den dichtesten Teil unserer Heimatgalaxie, das galaktische Zentrum. Dadurch hebt sie sich vom dunklen Himmel besonders deutlich ab – zumindest wenn man den Nachthimmel von einem dunklen Ort beobachtet. Hinzu kommt, dass die Milchstraße jetzt im Sommer nicht flach über den Nachhimmel verläuft wie im Winter, sondern fast senkrecht auf dem Horizont zu stehen scheint.
Ihren Namen erhielt unsere Galaxie, weil ihr silbriges Band unsere Vorfahren an eine Lache verschütteter Milch erinnerte. Der Sage nach soll Hera, die Gattin des römischen Göttervaters Zeus diese vergossen haben. Fast direkt auf diesem Sternenband fliegen zwei auffallende Sommersternbilder entlang: Adler und Schwan. Die beiden fast kreuzförmigen Konstellationen aus hellen Sternen sind Teil des Sommerdreiecks: Die hellsten Sterne von Adler und Schwan bilden zusammen mit dem hellsten Stern der Konstellation Leier ein gut erkennbares Dreieck.
Venus leuchtet wieder als Morgenstern
Mehrere Monate lang war die Venus, unser innerer Nachbarplanet, am Abendhimmel sichtbar – sie leuchtete gut sichtbar als "Abendstern". Doch nun hat sich dies geändert: Weil der Planet die Erde auf der Innenbahn überholt hat, steht sie nun frühmorgens am Himmel. Anfang Juli geht sie gegen drei Uhr morgens im Nordwesten auf und leuchtet dann als Morgenstern im Sternbild Stier. Bis in die helle Morgendämmerung hinein ist die Venus gut am Himmel zu sehen.
"Am 17. Juli glänzt die schlanke Sichel des abnehmenden Mondes genau über der strahlend hellen Venus – ein tolles Fotomotiv", sagt Kraupe. "Ihren größten Glanz als Morgenstern erreicht sie bereits am 10. Juli und strahlt viel heller als der ohnehin schon auffällige Planet Jupiter." Erfahrene Himmelsbeobachter können den "Morgenstern" bei klarer Sicht und guter Transparenz unserer Atmosphäre sogar noch nach Sonnenaufgang mit bloßem Auge erspähen.
Jupiter, Saturn und Mars strahlen um die Wette
Doch die Venus ist nicht der einzige Planet, der jetzt besonders gut zu sehen ist. Die Gasriesen Jupiter und Saturn stehen in den hellen Juli-Nächten die ganze Nacht als auffälliges Paar am Himmel. Der hellere Jupiter steht am Südhimmel im Sternbild Schütze, etwa in der gleichen Höhe und nur etwa acht Grad östlich von ihm steht der lichtschwächere Saturn.
Beide Planeten leuchten zurzeit besonders hell, weil sie im Opposition sind – sie stehen von uns aus gesehen der Sonne genau gegenüber und werden voll angestrahlt. Zudem sind sie der Erde dann näher als sonst. "Dieser schöne Anblick der beiden größten Planeten unseres Sonnensystems bietet sich uns nur alle 20 Jahre", erklärt Kraupe. Beim Jupiter ist die Opposition am 14. Juli, er ist dann "nur" noch knapp 620 Millionen Kilometer von uns entfernt. Der Ringplanet Saturn erlebt seine Opposition am 21. Juli. Dabei wendet er uns seine Ringe fast ein Breitseite zu. Sie sind daher schon mit kleineren Teleskopen gut zu sehen und bieten einen besonders beeindruckenden Anblick.
Ebenfalls besonders hell leuchtet in diesem Monat unser äußerer Nachbarplanet Mars. Er bewegt sich auf den erdnächsten Punkt in seiner Bahn zu und nimmt daher im Verlauf des Juli langsam an Helligkeit zu. Ende des Monats leuchtet er dann bereits deutlich heller als der Saturn. Er ist in der zweiten Nachthälfte gut als rötlich leuchtender Lichtpunkt im Südosten zu sehen.
Drei Sternschnuppen-Ströme
Ende Juli bringen gleich mehrere Meteorströme sommerliche Sternschnuppen an den Himmel. Besonders hell-gelblich und eher langsam sind die Sternschnuppen der sogenannten Alpha-Capricorniden. Dieser Meteorstrom hat am 30. Juli seinen Höhepunkt und sorgt typischerweise zwar nur für fünf bis maximal zehn Sternschnuppen pro Stunde. Diese sind aber oft besonders hell und groß. Als sogenannte Feuerbälle ziehen sie einen langen Schweif hinter sich her.
Ebenfalls am 30. Juli ist der Höhepunkt der Delta-Aquariden, einem Meteorstrom, der im Sternbild Wassermann zu entspringen scheint. Diese Sternschnuppen sind schneller unterwegs, fallen dafür aber reichlicher: Bis zu 25 Meteore können pro Stunde über den Himmel flitzen. Und schließlich kündigt sich als drittes noch einer der bekanntesten Meteorschauer an: Ab dem 17. Juli sind auch die ersten Sternschnuppen der Perseiden zu sehen. Zwar hat er sein Maximum erst Mitte August, aber schon jetzt fliegen vereinzelte Meteore dieses Stroms über den Himmel.