Lexikon

afrikanische Kunst

Die afrikanische Kunst reicht von der Baukunst über die Malerei, die Verzierung von Gebrauchsgegenständen bis hin zur Schnitzerei. Der Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens liegt in der Schnitzkunst.
Als älteste Kunst Afrikas kennen wir die Felsbilder der Sahara, die zwischen 8000 und 6000 v. Chr. (großartige Tierbilder) und 1200 v. Chr. entstanden. Im Süden des Kontinents entwickelte sich ein anderer, nicht leicht zu datierender Schwerpunkt afrikanischer Malerei: Die San, die früher das Gebiet von der Südgrenze Kenias bis nach Südwestafrika bewohnten, malten Felsbilder von erstaunlichem Naturalismus; dargestellt werden Jagd- und Schlachtszenen sowie Landschaften. Im 19. Jahrhundert fanden die San auch die Gesetze der Perspektive.
Die bedeutendsten
Steinbauten
Schwarzafrikas entstanden in der Zeit zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert. Den Höhepunkt bildeten die Bauten von Simbabwe. Burgenähnliche Gehöfte und Städte kennzeichnen die Architektur des westlichen Sudan. Im Nigerbogen wurden Moscheen und Königspaläste mit konischen Türmen und Strebepfeilern aus Lehmziegeln errichtet. In den Städten der Königreiche des westafrikanischen Regenwalds waren die rechteckigen Lehmbauten mit Gelbgussbildwerken (Benin), bemalten Lehmreliefs (Dahomey) oder mit Malereien (Ashanti) prächtig verziert. Im Übrigen kennzeichnen Bienenkorb- (Westsudan, Südafrika) oder Rechteckhütten (West- und Zentralafrika) mit Giebeldach die afrikanische Baukunst.
Die ältesten figuralen
Plastiken
(aus gebranntem Ton), die realistischen Nokskulpturen von der Bauchi-Hochebene in Nordnigeria, sind etwa 2000 Jahre alt. Diese fast lebensgroßen menschlichen Gesichter scheinen auf rätselhafte Weise mit den aus dem gleichen Material (Ife, 14. Jahrhundert) geformten und aus Messing gegossenen Figuren der Hofkunst Südnigerias verwandt zu sein. Dieser Stil des afrikanischen Mittelalters war technisch der Höhepunkt der afrikanischen Kunst.
In Benin kam es im 16. und 17. Jahrhundert zu einer Blüte der Bronzekunst, die auf einer jahrhundertealten Metallgießertradition fußte. Die in ihrer Ästhetik herausragenden Plastiken (u. a. Reliefplatten, Ahnenköpfe, Tierfiguren, Gefäße) sind von großer Ausdruckskraft, einige Arbeiten können individuellen Künstlerpersönlichkeiten zugeschrieben werden. Nach dem gleichen Verfahren stellten die Akan von Ghana zierliche Goldgewichte in Form von abstrakten Figuren oder Genregestalten her. Die Eisenschmiedekunst wurde nur wenig gepflegt.
Die schönsten Beispiele der Elfenbeinschnitzerei stammen wahrscheinlich von der Côte dIvoire. Auch in Benin wurde Elfenbein zu Gürtelanhängern in Kopfform oder zu Leopardenfiguren (das königliche Tier) verarbeitet.
Die am weitesten verbreitete Kunstform Afrikas, die
Holzschnitzerei
, ist für die Ackerbau treibenden Völker West- u. Zentralafrikas charakteristisch, während sie den Hirtenvölkern Ostafrikas unbekannt ist. Die Form ist vor allem durch eine strenge Stilisierung, erreicht durch eine Reduzierung auf die wesentlichen Merkmale, bestimmt. Der Gegenstand wird in unbewegter Pose dargestellt, die Gestalt ist blockhaft geschlossen. Die einzelnen Teile der Figur (Kopf, Rumpf usw.) bilden in sich geschlossene fertiggestellte Einheiten. Zu den charakteristischen Merkmalen der afrikanischen Kunst muss die anatomische Verzerrung der Figuren gezählt werden, bei denen der Kopf zu groß, die Beine zu klein, die Hände und Füße dagegen überproportioniert sind. Ob dies auf die besondere dem Kopf zugeschriebene Bedeutung zurückgeht oder eine rein ästhetische Lösung darstellt, ist nicht geklärt.
Mit der möglichen Ausnahme der Kunst einiger afrikanischer Königreiche (Dahomey, Benin u. a.), die der historischen Überlieferung diente, ist die afrikanische Kunst weitgehend Ausdruck der religiösen Vorstellungswelt der Afrikaner, in der die Ahnenverehrung die wichtigste Rolle spielt. Die Figuren sind Darstellungen des Urahnen, des Stammes oder der Sippe. Dem Geist des Vorfahren wird ein Ersatzkörper dargeboten, um seine Gunst dann durch Opfer zu gewinnen. Die Masken dienen zum einen der Verkörperung von Busch- oder Walddämonen, denen Ehrfurcht erwiesen werden muss oder die versöhnt werden müssen, um die Fruchtbarkeit der Erde zu gewährleisten oder das Wohl des Volkes zu erhalten; zum zweiten der Abschreckung von Nichteingeweihten von den Geheimnissen der Männerbünde, die ihre politische Macht dadurch bewahren; weiter der Auszeichnung und Verbindung bestimmter sozialer Ämter (Schiedsrichter, Friedensstifter) mit überirdischen Kräften. Neben dieser sakralen Kunst gab es ein reiches Kunstgewerbe zur dekorativen Ausschmückung von Gebrauchsgegenständen, Stühlen, Trommeln, Bechern, Waffen, Schmuck u. a.
Die Kunst der Völker Schwarzafrikas wurde erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts als besonderer Ausdruck ästhetischen Empfindens und gleichzeitig als Forschungsgegenstand entdeckt. Einzelne Kunstwerke wurden zwar von Gelehrten des 19. Jahrhunderts in allgemeinen Kunstgeschichten veröffentlicht, aber erst die 1897 bei der Eroberung des Königreichs Benin entdeckten Bronzegüsse lenkten die Aufmerksamkeit Europas auf diese Schätze. Vor allem nach neuen ästhetischen Formen suchende europäische Künstler (P. Picasso, G. Braque, A. Derain, E. L. Kirchner, E. Nolde u. a.) entdeckten und übernahmen Elemente der nicht-naturalistischen Kunst Afrikas für ihre Werke. Die traditionelle Kunst in Afrika gehörte lange Zeit weitgehend der Vergangenheit an. Der bilderfeindliche Einfluss des Islams und der Zusammenbruch der Stammesreligionen mit ihnen war diese Kunst engstens verbunden haben diese Entwicklung gefördert. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts bildet sich eine spezielle Form der modernen Kunst aus, die westliche, aber auch asiatische Kunst mit Versatzstücken der afrikanischen Tradition verbindet. So entsteht eine vielfältige Gebrauchskunst (z. B. Schildermalerei), aber auch eine international zunehmend beachtete akademische Kunstszene mit Malerei, Skulptur, Installation oder Performance.
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