Lexikon

Barck

[das oder der; französisch baroque, italienisch barucco, unregelmäßig geformte Perle; daher übertragen: „verschroben, exzentrisch“]

Zwischen Diesseits und Jenseits die Literatur des Barock

Barock (Literatur) (Kulturtabelle).sgm
Wichtige Autoren und Werke der Barockliteratur
AutorenWerke
Mateo Alemán (1547nach 1613)Guzmán de Alfarache (1599 und 1604)
Miguel de Cervantes Saavedra (15471616)Don Quijote (1605/1615)
(Verfasser unbekannt)Lazarillo de Tormes (1554)
Lope F. de Vega Carpio (15621635)Arkadien (1598); Die Jüdin von Toledo (1617); Der Richter von Zalamea (1600)
Tirso de Molina (1571 oder 15841648)Don Gil von den grünen Hosen (1635)
Martin Opitz (15971639)Oden; Sonette; Buch von der Deutschen Poeterey (1624)
Pedro Calderón de la Barca (16001681)Dame Kobold (1629); Das Leben ein Traum (1636); Der Richter von Zalamea (1651)
Friedrich Freiherr von Logau (16041655)Deutsche Sinn-Gedichte Drey Tausend (1654)
Pierre Corneille (16061684)Cid (1637); Horaz (1641)
Georg Philipp Harsdörffer (16071658)Poetischer Trichter (16471653)
Paul Gerhardt (16071676)Geistliche Lieder (Befiehl du deine Wege, 1956)
John Milton (16081674)Sonette; Das verlorene Paradies (1667, endgültige Fassung 1674)
Andreas Gryphius (16161664)Teutsche Reimgedichte (1650); Horribilicribrifax (1663)
Philipp von Zesen (16191689)Adriatischer Rosemund (1645)
Molière (16221673)Tartuffe (1664); Der Geizige (1668); Der eingebildete Kranke (1673)
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 16221676)Der abenteuerliche Simplicissimus (1669)
Daniel Casper von Lohenstein (16351683)Großmütiger Feldherr Arminius (posthum 1689f.)
Jean Racine (16391699)Phädra (1677)
Die Barockliteratur wurde für die höfische Gesellschaft geschaffen, deren Pathos und theatralisches Repräsentationsbedürfnis in ihr neben bildender Kunst und Musik künstlerischen Ausdruck fand. Die religiösen und politischen Spannungen des Zeitalters spiegeln sich in den antithetischen literarischen Themen wider: Diesseitsbejahung steht neben übersteigertem Vergänglichkeitsbewusstsein. Neben weltlicher (C. Hofmann von Hofmannswaldau, S. Dach) und geistlicher Lyrik (P. Gerhardt, A. Angelus Silesius) entstand unter dem Einfluss des spanischen Amadisromans und der pikaresken Romane der deutsche Schelmenroman; im deutschsprachigen Raum am bedeutendsten ist hier „Der abenteuerliche Simplicissimus“ 1669 von H. J. C. von Grimmelshausen; zentral für die barocke Epik waren aber auch der in einer idyllischen Natur angesiedelte Schäferroman, der heroisch-galante Roman oder novellistische Werke (G. P. Harsdörffer). Bevorzugte literarische Stilmittel waren Allegorie, Metapher, Topos und rhetorische Pathosformel, die in einer gemäßigten Verwendung zu künstlerischer Artistik, in ihrer Übersteigerung jedoch zum Schwulst führten (Gongorismus, Marinismus). Im Barock brach sich auch ein stark reflektierendes Verhältnis zu Sprache und Literatur Bahn. Auf rationalem Weg versuchte man der Dichtung nahezukommen und ihre Entstehung einsichtig zu machen. Es wurden Regeln für die Versifikation und für den Aufbau von Dramen entwickelt (P. Corneilles verkürzende Wiederaufnahme der Aristotelischen drei Einheiten), mit dem „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624) von M. Opitz entstand die erste deutschsprachige Poetik; Pflege und Reinerhaltung der Sprache machten sich die Sprachgesellschaften zur Aufgabe.
Die Dramatik des Barock ist im Wesentlichen religiösen Themen verpflichtet. Das humanistische Schuldrama und das Jesuitendrama bemühten sich um eine eindringlische Verbildlichung biblischer Stoffe, von Heiligenlegenden und Mysterien. Die heute meist vergessenen Stücke wurden mit größtem Aufwand inszeniert, um missionarisch auf das Publikum zu wirken. Dieser Versuch, „Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen“, revolutionierte die Theatertechnik, die Bühnenmaschinerie, den Kulissenbau und führte zu festen Theaterhäusern, die als Hoftheater vom Adel finanziert und genutzt wurden. Mit der Hoftheaterkultur entwickelte sich im 17. Jahrhundert in den deutschen Staaten ein professionelles Theaterwesen, das von den sog. Wanderbühnen getragen wurde, die sich nach dem Vorbild englischer, holländischer und französischer Komödiantentruppen gründeten. Ihr öffentliches Spiel, das auch Elemente aus Clownerie, Akrobatik u. Pantomime zeigte, sollte das Publikum gleichermaßen unterhalten und belehren. Während die deutschen Barockdramatiker außer A. Gryphius und D. C. von Lohenstein heute kaum noch gelesen oder gespielt werden, schufen P. Calderón de la Barca u. Lope de Vega in Spanien sowie P. Corneille und J. Racine in Frankreich Stücke, die zum Fundus des Welttheaters gehören.
  1. Einleitung
  2. Repräsentation und Religion: die Barockarchitektur
  3. Neue Formensprache in Plastik und Malerei
  4. Neue musikalische Welten
  5. Zwischen Diesseits und Jenseits die Literatur des Barock
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