Lexikon
Danzig
polnisch Gdańskbedeutende Hafen- und Handelsstadt in Polen, im Ostseeraum, Hauptstadt der Wojewodschaft Pomorskie (18 293 km2, 2,2 Mio. Einwohner), am Zusammenfluss von Mottlau und Toter Weichsel, 461 000 Einwohner; Werften und Industriebetriebe (chemische und pharmazeutische Industrie, Maschinenbau, Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie), Erdölraffinerie; Tourismus; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
Der Stadtkern war vor der Zerstörung (Ende März 1945) ein Kleinod der Baukunst des Mittelalters und der Renaissance, mit prächtigen Häuserfronten und Toren, überragt von der Marienkirche (14./15. Jahrhundert) mit ihrem stumpfen Turm (79 m); berühmtes Krantor (1443). Die Altstadt wurde inzwischen mit ihren wertvollsten Bauwerken historisch getreu und mit großem Aufwand wieder aufgebaut.
Danzig hat mehrere staatliche und private Hochschulen (u. a. Universität, gegründet 1970) und Theater und ist katholischer Bischofssitz. Mit Gdynia und Sopot bildet Danzig heute eine Stadtregion.
Geschichte
Danzig geht auf eine 997 erwähnte slawische Burg zurück und erhielt als Hauptort des Herzogtums Pommerellen 1263 lübisches Stadtrecht, kam 1309 zum Deutschen Orden und wurde 1361 Mitglied der Hanse. Nach der Niederlage des Ordens trat Danzig 1454 in ein Schutzverhältnis zum polnischen König. Bis zum beginnenden 18. Jahrhundert behauptete Danzig seine führende Stellung im Ostseehandel. Die Verlagerung der bisher über Danzig führenden Handelswege und kriegerische Ereignisse brachten einen Niedergang. Danzig wurde 1793 preußisch, 1807 (durch Napoleon) Freie Stadt, 1814 wieder preußisch. Im 19. Jahrhundert erlebte Danzig erneut einen großen Aufschwung.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde Danzig durch den Versailler Vertrag ohne Abstimmung vom Deutschen Reich abgetrennt und mit Teilen der umgebenden Landkreise als Freistaat dem Völkerbund unterstellt (Einwohner 1923: 353 000 Deutsche und 12 000 Polen). Nach der Verfassung von 1922 (abgeändert 1930) war Danzig ein selbständiges Staatswesen mit beschränkter Souveränität, dessen äußere und innere Sicherheit der Völkerbund garantierte. Der Freistaat war polnisches Zollgebiet, die Wirtschaftsbeziehung zu Polen war durch Verträge geregelt. Danzig verlor durch seine Isolierung die Funktion des wichtigsten Umschlaghafens für West- und Ostpreußen sowie Polen. Mit wirtschaftlichen Druckmitteln suchte Polen seine Eingliederung in den polnischen Staat zu erreichen. 1933 erlangte die NSDAP die Mehrheit im Danziger Parlament (Volkstag) und stellte die Regierung (Senatspräsident 1933/1934 H. Rauschning, 1934–1939 A. Greiser). Sie schaltete durch Verfassungsverletzungen die Opposition aus und vollzog die Gleichschaltung mit dem Deutschen Reich (z. B. Einführung der nationalsozialistischen Rassengesetze). 1939 forderte Hitler ultimativ die Rückkehr Danzigs zum Deutschen Reich; die polnische Ablehnung nahm er zum Anlass, mit dem Angriff auf Polen den 2. Weltkrieg zu entfesseln. Am 1. 9. 1939 wurde Danzig dem Deutschen Reich eingegliedert; wenig später wurde es Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen. 1945 wurde Danzig polnischer Verwaltung unterstellt und als Gdańsk Hauptstadt der gleichnamigen Wojewodschaft. Die Stadt war 1970 und 1980 das Zentrum von Arbeiterunruhen. 1980 ging von Danzig die Gründung der unabhängigen Gewerkschaft „Solidarność“ aus.
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